Die Tochter des Goldsuchers
schneller, er verpasste Jim Carlson eine Kugel, danach drehte Jake sich um und trank seelenruhig seinen Whiskey aus.«
»Hat er ihn getötet?«
»Nein, obwohl manche sich wünschten, er hätte es getan. Die Carlsons haben großen Einfluss hier in der Gegend und sind nicht sehr beliebt.«
»Ich verstehe.« Aber sie begriff keineswegs diese Art von Justiz, die mit Revolvern und Kugeln erfolgen musste. »Mich wundert nur, dass Jake … Mr Redman … nicht schon längst weitergezogen ist.«
»Ihm muss es wohl hier gefallen. Und wie ist es bei Ihnen? Haben Sie gar keine Angst so allein hier draußen?«
Sarah dachte an ihre erste Nacht zurück, als sie unter ihrer Decke gezittert und gebetet hatte, dass es endlich Tag werden möge. »Ein bisschen.«
»Und das, nachdem Sie Ihr ganzes Leben an der Ostküste verbracht haben.« Für Liza hörte sich Philadelphia genauso großartig an wie London oder Paris. »All die interessanten Orte, die Sie gesehen, die schönen Kleider, die Sie getragen haben müssen!«
Sarah kämpfte gegen eine Anwandlung von Heimweh an. »Waren Sie schon einmal im Osten?«
»Nein, aber ich habe Bilder gesehen.« Liza warf einen sehnsüchtigen Blick auf Sarahs Überseekoffer. »Dort tragen die Frauen elegante Kleider.«
»Möchten Sie sich gern meine ansehen?«
Lizas Augen leuchteten auf. »Das wäre wundervoll.«
Die folgenden zwanzig Minuten vergingen mit viel »Oh!« und »Ah!« von Seiten Lizas, während Sarah ihr ihre Ostküstengarderobe vorführte. Die anschließende Unterhaltung drehte sich um so wichtige Angelegenheiten wie Bänder, Borten und den vorschriftsmäßigen Sitz einer Haube. Später versprach Sarah, die gut mit Nadel und Faden umgehen konnte, Liza, ihr ein Kleid zu nähen, dessen Schnitt ihr besonders gut gefallen hatte. Liza musste ihr nur den Musselinstoff dazu liefern.
Zwei Stunden, nachdem Liza und ihr Bruder sich von ihr verabschiedet und die Heimfahrt angetreten hatten, goss Sarah das Gemüse in ihrem Garten. Die brennende Sonne trocknete den Boden fast so schnell wieder aus, wie sie ihn befeuchten konnte. Ob sich die Mühe überhaupt lohnte? Um einen Garten hier draußen zu erhalten, musste schon ein Wunder geschehen. Außerdem wären ihr Blumen lieber gewesen.
Blumen kann man nicht essen, erinnerte sie sich. Nun musste sie noch einmal zum Bach wandern und den Eimer füllen, um Wasser zum Kochen und Waschen zu haben.
Ein Bad, dachte sie, während sie sich mit dem Handrücken über die Stirn strich. Was sie dafür gegeben hätte, in einer richtigen Wanne zu baden.
Kurz darauf hörte sie Hufschlag. Sie beschattete mit einer Hand die Augen und sah zwei Reiter näher kommen. Erst als sie den einen von ihnen als Lucius erkannte, merkte sie, dass sie den Atem angehalten hatte.
»Lafitte!«, rief sie, aber der Hund lief weiterhin aufgeregt bellend im Hof herum.
»Miss Conway.« Sheriff Barker tippte grüßend an den Hut und lachte gleichzeitig über den munteren Welpen. »Da haben Sie sich ja einen ganz schön wilden Wachhund angelacht.«
»Jedenfalls macht er kräftig Radau«, setzte Lucius hinzu und schwang sich von seinem Pferd. Sogleich wurde er von Lafitte angegriffen, der seine scharfen Welpenzähnchen in eines seiner Hosenbeine schlug. Lucius beugte sich herab und hob ihn hoch, indem er ihn im Nackenfell packte. »Benimm dich gefälligst, Bursche.« Sobald Lucius ihn wieder heruntersetzte, flüchtete der Hund sich flugs hinter Sarahs Röcke.
»Wie ich hörte, hatten Sie hier einigen Ärger.« Barker deutete zu den verkohlten Resten der Scheune hinüber. »Das ist gestern Nacht geschehen?«
»Stimmt. Wenn Sie hereinkommen möchten? Ich wollte gerade Wasser holen. Sicherlich würden Sie nach dem Ritt gern eine Tasse Kaffee trinken.«
»Ich bringe Ihnen das Wasser«, bot Lucius an und nahm Sarah den Eimer ab. »Hey, Boy.« Er grinste den Welpen an. »Warum kommst du nicht mit?« Nach kurzem Zögern trottete Lafitte hinter ihm her.
»Haben Sie vor, Lucius einzustellen?«
Nachdenklich blickte Sarah ihm nach. »Ich dachte daran.«
»Es wäre klug von Ihnen.« Barker zog eine Bandana – ein großes Tuch – hervor und wischte sich den Nacken ab. »Lucius hängt zwar sehr an der Flasche, aber es scheint ihm nichts anzuhaben. Er ist eine ehrliche Haut, war mal eine Zeit lang Soldat. Und liebenswürdig ist er immer, ob betrunken oder nüchtern.«
Sarah brachte ein Lächeln zustande. »Ich betrachte das als Empfehlung, Sheriff Barker.«
»Also, dann erzählen Sie
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