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Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)

Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)

Titel: Die Tochter des Hauslehrers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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überrascht, ihn zu sehen.
    »Setz dich.« Henry nahm das weggeworfene Handtuch vom Stuhl und trug es zum Waschtisch zurück.
    »Ich bin viel zu aufgeregt, um mich zu setzen«, sagte Phillip und fuhr sich mit der Hand durch sein glattes braunes Haar.
    »Wie du willst. Ich setze mich hin.« Henry deutete auf die Karaffe auf seinem Nachttisch. »Ich kann dir nur ein Glas Wasser anbieten.«
    Phillip ging hin, goss sich ein Glas Wasser ein und trank es in großen Schlucken.
    Henry sagte ironisch: »Mach's dir gemütlich.«
    Doch Phillip durchmaß das Zimmer mit langen Schritten, machte auf dem Absatz kehrt und kam wieder zurück.
    Henry versuchte, ihn zum Reden zu bringen: »Hat es etwas mit unserem kleinen Familientreffen – Lady Westons Edikt – zu tun?«
    »Natürlich. Ich kann das nicht. Ich weiß, dass sie es von mir erwartet, aber ich kann es nicht.«
    »Jetzt beruhige dich doch erst mal«, beschwichtigte Henry. »Was kannst du nicht – Miss Penberthy heiraten?«
    »Stell dich doch nicht dumm! Was sollte ich denn sonst meinen?«
    Henry lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Warum denkst du, dass sie es von dir erwartet? Wo ich doch die ganze Zeit befürchte, dass die Aufgabe an mir hängen bleibt?«
    Phillip drehte sich zu ihm um. »Das würde ihr natürlich gefallen. Sie denkt sowieso, dass du die besten Chancen bei ihr hast, weil du der Älteste bist.«
    Henry runzelte die Stirn und öffnete den Mund, um zu protestieren.
    »Schon gut!«, schnaubte Phillip. »Du weißt schon, was ich meine. Aber ich glaube, sie denkt, du weigerst dich, schon allein, um sie zu ärgern.«
    »Ja, du warst immer gefügiger ihr gegenüber als ich.«
    Jetzt war es an Phillip, die Stirn zu runzeln. »Aber nicht diesmal. Es wird tatsächlich an dir hängen bleiben.«
    Henry sah seinen Bruder aufmerksam an. »Warum?«
    »Weil … weil ich eine andere liebe, deshalb.«
    Henry hob die Brauen. »Wirklich? Und wer ist die Glückliche?«
    Phillip verzog das Gesicht. »Das sage ich dir nicht. Du machst dich nur lustig über mich.«
    »Warum sollte ich das tun?«
    »Weil du sie wahrscheinlich für ebenso unpassend hältst wie Lady Weston.«
    Henry ging im Geiste die Möglichkeiten durch und wehrte entschlossen die Schlussfolgerung ab, die sich ihm unerbittlich aufdrängte. Nicht jetzt .
    »Warum sollte ich sie für unpassend halten?«, fragte er zögernd und fürchtete sich gleichzeitig vor der Antwort.
    »Weil sie kein Geld hat, natürlich. Sie ist ein reizendes Mädchen, doch ihre Lebensumstände sind bescheiden, fürchte ich.«
    »Jemand, den du in Oxford kennengelernt hast?«, fragte Henry. Eine törichte Hoffnung war in ihm aufgestiegen.
    »Nein. Jemand, den ich schon lange kenne. Was glaubst du, warum ich hier bin?«
    Warum fühlte es sich an wie ein Faustschlag in den Magen? Essollte ihm völlig egal sein, doch er stellte fest, dass es das ganz und gar nicht war.
    Henry packte die Armlehnen seines Stuhls und zwang sich zu einem beiläufigen Ton. »Wahrscheinlich machen wir uns beide Sorgen wegen nichts. Miss Penberthy will vermutlich keinen von uns haben. Jedenfalls hat sie nie irgendwelches Interesse erkennen lassen – jedenfalls nicht an mir.«
    Phillip wandte sich ab, doch Henry hatte das Unbehagen gesehen, das auf seinem Gesicht lag.
    »Du meine Güte«, murmelte Henry. »Wirklich so schlimm?«
    »Nein«, verteidigte sich Phillip. »Ich war einfach nur höflich zu ihr, mehr nicht. Etwas, woran dir nicht das Geringste liegt.«
    Henry hatte seinen normalerweise so unbeschwerten Bruder noch nie so aufgewühlt gesehen. »Na gut«, meinte er, »diesmal werde ich mein bestes Benehmen zeigen, um deinetwillen, nicht um ihretwillen.«
    Er sagte nicht, wen er mit ›ihretwillen‹ meinte – Miss Penberthy oder Lady Weston. In beiden Fällen fühlte es sich gleich an.

    Am folgenden Tag nach dem Vormittagsunterricht meinte Emmas Vater, er wolle sich für ein Schläfchen in sein Zimmer zurückziehen, doch Emma war zu ruhelos, um im Haus zu bleiben. Sie sehnte sich nach frischer Luft, deshalb setzte sie ihre Haube auf, legte ihr Cape um und ging die Treppe hinunter.
    Als sie auf dem Weg nach draußen am Wohnzimmer vorbeikam, sah Lizzie sie und lief ihr nach.
    Sie flüsterte: »Ich habe gehört, Sie haben gestern einen geheimnisvollen Handabdruck in Ihrem Zimmer gefunden.«
    Emma sah sie scharf an.
    »Morva hat es mir gesagt«, erklärte Lizzie. »Sie erzählt mir alles. Wenn es also etwas gibt, was ich nicht erfahren soll, sagen Sie

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