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Die Tochter des Kardinals

Die Tochter des Kardinals

Titel: Die Tochter des Kardinals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fandrey
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unserer dunklen Heimat besuchen, um zu erfahren, wie wir Euch weiterhelfen könnten.« Er gab Pietro ein Zeichen, woraufhin dieser verschwand.
    »Wie lange müssen wir nun warten?«, fragte Geller.
    »So lange, bis Pietro zurückkommt«, sagte Giannozzo, und seine Stimme klang so, als ob er unter dem Tuch lächelte. »Ihr habt gewiss Hunger und Durst. Setzt Euch und lasst Euch von uns bewirten.«
    Geller winkte schnell ab. »Habt Dank«, sagte er. »Ich bin nicht hungrig.« Er setzte sich an die Wand neben den Eingang.
    »Aber Eure Männer sind es bestimmt«, wandte Giannozzo ein.
    »Die ebenfalls nicht«, beeilte sich Geller zu sagen. Heftiges Nicken der Gardisten bestätigte seine Worte.
    Böse sah Giulia Geller an. Dann sagte sie zu Giannozzo: »Mich dagegen dürstet sehr, lieber Giannozzo. Und Hunger spüre ich auch. Ich habe seit Langem keinen Bissen mehr gegessen.«
    »Fabelhaft!«, rief Giannozzo aus. Er winkte eine Frau heran, die Giulia einen Krug Wasser und eine Schale mit Brot reichte. Giulia aß und trank mit Genuss. Dabei behielt sie eine Kerze an der Wand neben Giannozzo im Blick. Nun hieß es, auf Pietros Rückkehr zu warten.

31
    Anhand der Kerzenlänge vermochte Giulia ungefähr abzuschätzen, wie lange sie bereits warteten. Etwa eine Stunde musste vergangen sein. In dieser Zeit hatte Giannozzo viel mit ihr geschwatzt, während Geller und die Gardisten schweigend und ermattet dasaßen. Es war schön, mit Giannozzo zu plaudern, doch Giulias Gedanken schweiften ab. Sie fragte sich, ob sie Carafa in den Katakomben finden würden. Und sie fragte sich, wie er sich gebärden würde, wenn er ihr noch einmal begegnete.
    Plötzlich brach im Gang vor der Kammer Unruhe aus. »Pietro ist zurück!«, rief eine Stimme von draußen.
    Gleich darauf erschien Pietro, atemlos, dennoch lächelnd. »Er ist hier!«, hechelte er. »Carafa ist in den Katakomben.«
    Giulia und Geller sprangen gleichzeitig auf. »Wo steckt er?«, wollte Geller wissen.
    »Etwa eine halbe Stunde Fußmarsch von hier entfernt in einem kaum genutzten Teil der Katakomben«, erklärte Pietro. »Er hat sich hinter eingestürztem Mauerwerk verschanzt. Etwa ein Dutzend Gardisten sind bei ihm.«
    »Was sagst du da, Pietro?«, rief Giannozzo. »Gardisten?« Er sah Geller an. »Ihr habt gesagt, er wäre auf der Flucht vor Euch. Aus welchem Grund sind dann Gardisten bei ihm, Capitano?«
    »Es ist nicht, wie Ihr denkt, Giannozzo«, warf Giulia ein. »Er hat diese Männer belogen, damit sie ihm folgen. Sie wissen nichts von seinem Verrat.«
    Giannozzo zog das Tuch vor seinem Gesicht zurecht. »Gut«, sagte er. »Ich glaube Euch, Schwester.«
    »Brechen wir auf«, sagte Geller und gab seinen Männern ein Zeichen. »Bitte, gestattet Pietro, uns zu führen«, bat er Giannozzo.
    »Er geht mit Euch«, sagte Giannozzo. »Er und noch einige andere. Ich will Euch ebenfalls begleiten.«
    »Auf keinen Fall«, sagte Geller. »Es ist zu gefährlich für Euch.«
    Giannozzo winkte ab. »Ich will dabei sein, wenn Ihr den Mann fangt, der uns zu diesem entsetzlichen Dasein hier unten verdammt hat.«
    Geller stöhnte auf. »Gibt es irgendeine Seele in Rom, die keine Rechnung mit Carafa offen hat?« Als er keine Antwort erhielt, sagte er zu Giannozzo: »Nun gut, dann kommt eben mit.«
    Giannozzo rief einem Mann am Eingang einen Befehl zu, woraufhin dieser verschwand. Kurz darauf erklang das Klirren von Waffen aus dem Gang. Drei Männer erschienen, die alte, rostige Schwerter hereintrugen. Eines davon reichten sie Giannozzo, die übrigen gaben sie an die anderen Männer weiter. Giannozzo wog die Waffe in der Hand. »Wir sind bereit«, erklärte er.
    Pietro lief voran durch die unergründlichen Gänge und Schächte. Die Gardisten und Giannozzos Männer blieben dicht hinter ihm.
    Nach einer Weile kamen sie an eine Gabelung, an der zwei Vermummte standen und ihnen zuwinkten.
    Giannozzo drängte sich an Geller vorbei und ging auf die beiden zu. »Was habt ihr zu berichten?«
    »Sie sind dort vorn«, sagte einer der Männer und deutete in den Gang hinein auf einen Haufen Gestein. »Dahinter liegt ein Querstollen. Da stecken sie.«
    »Haben sie euch bemerkt?«, fragte Geller.
    »Ich glaube nicht.«
    »Und ihr seid euch sicher, dass sie noch immer dort sind?«, fragte Geller weiter.
    »Ja«, sagte der andere Vermummte. »Wir haben Posten auf allen Seiten. Unbemerkt kommt hier niemand mehr heraus.«
    »Ihr habt gute Arbeit geleistet«, sagte Geller anerkennend.
    »Wie gehen wir vor?«,

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