Die Tochter des Kardinals
polterte Pozzi.
»Euer Eminenz, ich bitte Euch«, keuchte Carbone. »Es gibt eine Lösung. Bitte hört mich an.«
Es sah aus, als wollte Pozzi Carbone mit bloßen Händen den Kopf abreißen. Doch dann hielt er inne, atmete tief durch und ließ von Carbone ab. »Sprecht«, sagte der Kardinal. »Doch hängt es allein von Euren Worten ab, ob Ihr diesen Ort lebend wieder verlasst.«
Carbone richtete seine Kleider und ächzte. Er war ein glänzender Schauspieler. »Don Veneto hat ebenso wie Eure Eminenz viel Geld in den Untiefen der unfügsamen See verloren«, erläuterte er. »Um den Verlust auszugleichen, plant er eine weitere Expedition in die Neue Welt.«
»Die dann erneut zum Scheitern verurteilt ist«, ergänzte Pozzi.
»Mitnichten«, sagte Carbone. »Diese Expedition wird in zwei Gruppen aufgeteilt. Fünf oder sechs Schiffe bilden die Vorhut. Eine Woche später startet der zweite Tross. So Gott es will, erreichen beide Gruppen die Neue Welt, doch wenn eine scheitert, so wird gewiss die andere heil über das Meer gelangen.«
»Zu dieser Jahreszeit nehmen die Stürme zu«, wandte Pozzi ein. »Woher nimmt Veneto die Hoffnung, ein weiterer Vorstoß in die Neue Welt wäre von Erfolg gekrönt?«
»Die erste Expedition«, erklärte Carbone, »nahm die nördliche Route über das Meer, um nicht den Schiffen der spanischen, portugiesischen oder englischen Krone zu begegnen. Dieses Mal fahren die Schiffe zuerst an den Küsten entlang in südliche Richtung. An einem der Stützpunkte an der afrikanischen Küste nehmen sie dann Proviant auf und fahren südlich der herkömmlichen Schifffahrtswege gen Westen, bis sie die Neue Welt erreichen.«
»Gut«, sagte Pozzi. Er war nun sichtlich besser gestimmt. »Sagt Don Veneto, ich erwarte den versprochenen Gewinn, sobald diese Expedition nach Florenz zurückkehrt.«
»Ihr überschätzt Don Venetos finanzielle Möglichkeiten«, sagte Carbone. »Er verfügt nicht über ausreichend Geld, um auch nur ein einziges Schiff zu entsenden.«
»Was kümmert es mich«, entgegnete Pozzi. »Ich gab Euch alles Gold, das ich besaß.«
»Könnt Ihr irgendwie neues Gold aufbringen, Eminenz?«, wollte Carbone wissen. »Don Veneto trug mir auf, Euch mitzuteilen, dass Ihr für Eure vorangegangene Unterstützung und die abermaligen Aufwendungen den doppelten Gewinn erwarten dürft.«
»Folglich zehn Million Scudi«, sagte Pozzi mehr zu sich selbst und leckte sich über Lippen. »Wie viel will Veneto von mir haben, Signore Carbone?«
»Zweihunderttausend Scudi, Euer Eminenz.«
»Zweihunderttausend?«, wiederholte Pozzi. »Woher soll ich all das Gold nehmen?« Er vergrub das Gesicht in seinen Händen. »Ich bin bankrott. Und der einzige Weg, meine Reichtümer zurückzuerlangen, ist, erneut Gold in Venetos Pläne zu stecken. Was kann ich nur tun?«
»Leiht es Euch, Eminenz«, schlug Carbone vor.
Pozzi sah auf. Seine Augen starrten Carbone ausdruckslos an. »Was sagt Ihr da?«
»Gewiss kennt Ihr Männer, die über das nötige Kapital verfügen«, sagte Carbone.
»Nur wer?«, fragte Pozzi nachdenklich.
Carbone beugte sich vertraulich zu Pozzi vor. »Womöglich eine der ehrwürdigen Eminenzen«, sagte er.
Pozzis Züge entspannten sich. »Carafa!«, stieß er hervor. »Carafa verfügt über mehr Gold und Pfründe als der Heilige Vater höchstselbst.«
»Der Name ist mir nicht bekannt«, sagte Carbone. »Doch wenn dies der einzige Mann ist, der Euch helfen könnte, dann solltet Ihr ihn noch in dieser Nacht aufsuchen. Ich muss vor Tagesanbruch zurück nach Florenz und Don Veneto das Gold bringen. Die Zeit drängt, Euer Eminenz.«
»Ja«, keuchte Pozzi. »Gewiss.« Er klatschte in die Hände.
Sogleich erschien ein Diener. Pozzi trug ihm auf, ihn anzukleiden und die Kutsche vorfahren zu lassen. Zu Carbone gewandt sagte er: »Trefft mich in zwei Stunden wieder, Signore. Ich bringe Euch das Gold.«
»In einer Stunde, Eminenz«, sagte Carbone, verneigte sich und verließ den Palazzo.
Die Diener kleideten Pozzi in aller Eile an, dann lief er auf seinen kleinen, dicken Beinen in Windeseile die Treppe hinunter und bestieg die wartende Kutsche. »Zum Campo de’ Fiori«, rief er dem Kutscher zu.
Pozzi erreichte Carafas Palazzo etwa eine halbe Stunde später. Das riesige Gebäude lag im Dunkeln.
Pozzi sprang aus der Kutsche und hämmerte mit den Fäusten gegen die wuchtige Eingangstür.
Irgendwann erschien das müde Gesicht eines Dieners. »Ihr wünscht?«, fragte er gähnend.
»Führt mich zu
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