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Die Tochter des Kardinals

Die Tochter des Kardinals

Titel: Die Tochter des Kardinals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fandrey
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die dunkle Ecke, ging durch den Petersdom, betrat die Gärten und versteckte sich in einer dunklen Ecke. Von dort aus beobachtete er die Umgebung. Alles war ruhig.
    Er zückte sein Messer und lief geduckt im Schutz der Finsternis auf Pippos Haus zu. Dort angekommen, hockte er sich hin und wartete, ob sich etwas rührte. Doch niemand schlug Alarm, kein Mensch ließ sich sehen. So kroch er um das Haus herum, bis er unter ein Fenster gelangte, aus dem schwacher Lichtschein drang. Blitzartig richtete er sich auf, lugte durch das Fenster und schnellte zurück. Er kroch weiter, bis er die Tür erreichte, und zückte seinen Dolch.
    Ganz langsam fuhr Anatols Hand zum Türgriff hoch und drückte ihn vorsichtig herunter. Mit einem leisen Knarren öffnete sich die Tür nach innen. Das Licht, das durch den Spalt kam, blendete ihn für einen Augenblick. Er drückte die Tür ein Stück weiter auf und schlüpfte gebückt hindurch.
    In dem Zimmer standen nur ein Bett, ein Tisch und an der Wand eine alte, jedoch blank geputzte Rüstung. Anatol schlich weiter zu einem Durchgang in der Wand gegenüber. Er spähte hindurch und entdeckte Pippo, der mit dem Rücken zu ihm an einem ausladenden Tisch saß und Tierfiguren aus einem dunklen Holzblock schnitzte.
    Anatol bekreuzigte sich. Dann betrat er den Raum.
    In diesem Moment schien Pippo ihn bemerkt zu haben, denn er legte den Holzblock beiseite und schnellte herum, das Schnitzmesser in der Hand. »Du?«, fragte er. Seine Stimme zeigte nicht ein Quäntchen Furcht.
    Anatol richtete sich auf. »Ja, ich, alter Mann«, sagte er. »Du hättest schweigen sollen und weiter den Narren spielen. So hast du nun dein Leben verwirkt.« Er hob den Dolch.
    Jetzt erhob sich auch Pippo. Er war einen Kopf größer als Anatol und breiter in den Schultern. »Es ist gut, dass du gekommen bist«, sagte er. »So kann ich dein teuflisches Dasein beenden und die Gefahr für den Heiligen Vater hier und jetzt aus dem Wege räumen.«
    Anatol wartete nicht länger, sondern sprang katzenartig auf Pippo zu, holte gleichzeitig aus und stach zu.
    Pippo schien den Angriff vorausgeahnt zu haben. Er sprang zur Seite und hieb Anatol die Faust in den Nacken. Anatol schrie auf und torkelte benommen zur Seite. Schon war Pippo bei ihm und versuchte, ihm das Messer in den Hals zu stoßen. Anatol ließ sich fallen, rollte zur Seite weg und trat Pippo in die Kniekehlen, dass dieser vor Schmerz aufstöhnend zu Boden sank.
    Wie ein Raubtier schlich Anatol um den alten Gärtner herum. Plötzlich holte Pippo aus und schlug Anatol mit der Faust in die Magengrube. Während Anatol zusammensackte, schlug Pippo ihm mit der anderen Faust zwei Zähne aus. Anatol stürzte quer durch den Raum und blieb vor dem Durchgang liegen.
    Ächzend stand Pippo auf und schleppte sich zu dem blutenden Anatol hinüber. Als dieser sah, dass Pippo auf ihn zukam, tat er so, als sei er besinnungslos.
    Pippo baute sich vor ihm auf. »Und jetzt fahr zur Hölle!«, fluchte er und holte mit dem Messer aus.
    Da schlug Anatol die Augen auf. In einer geschmeidigen Bewegung hob er die Hand mit dem Dolch und durchtrennte die Achillessehne an Pippos rechtem Fuß.
    Pippo schrie auf vor Schmerzen. Er verlor den Halt und fiel zu Boden. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er seinen Gegner an.
    Mühsam kam Anatol auf die Knie hoch. Er schlug Pippo das Messer aus der Hand und beugte sich über ihn. » Du fährst zur Hölle, alter Narr!«, keuchte er. Er holte aus und rammte Pippo den Dolch bis zum Heft ins Herz.
    Pippo starb, ohne noch einen Laut von sich zu geben. Von einem Augenblick zum anderen wurden seine Augen leblos und verloren ihren Glanz.
    Hechelnd ließ Anatol sich neben den Toten fallen. Nur langsam kehrten seine Kräfte zurück. Der Kampf war kurz gewesen, aber unerbittlich. Als sein Atem ruhiger wurde, stand er auf. Er ging durch das ganze Haus, bis er eine große Truhe fand. Darin lagen einige alte Pistolen, Schwerter und allerlei Krimskrams. Er nahm alles heraus und warf es achtlos in eine Ecke. Anschließend
    schleifte er Pippo dorthin, hob dessen schweren Oberkörper an und wuchtete den Toten in die Kiste. Zum Schluss warf er den Deckel zu und setzte sich auf die Truhe.
    Als er sich ausreichend gestärkt fühlte, stand er auf. Er ging hinüber zu dem Tisch, auf dem ein Krug stand. Er roch daran, nahm einen tiefen Schluck und spülte seinen Mund aus. Einen weiteren Schluck ließ er die ausgetrocknete Kehle hinabrinnen.
    Nun war es an der Zeit, den zweiten Teil

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