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Die Tochter des Kardinals

Die Tochter des Kardinals

Titel: Die Tochter des Kardinals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fandrey
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wieder die Mundwinkel oder schüttelte unwillig den Kopf.
    Giulia seufzte leise. Gazetti war ein guter Mann. Kein Falsch war in seinem Herzen. Doch mit ihm als Begleiter würde sich die Reise überaus eintönig gestalten. Sie zog den Vorhang beiseite und sah, wie die Häuser Roms an ihr vorüberzogen. Die Menschen blieben stehen und starrten die Gesellschaft mit aufgerissenen Augen an. Als sie den Papst erblickten, bekreuzigten sie sich und fielen auf die Knie. Ein paar Kinder liefen lachend neben der päpstlichen Kutsche her. Dann überquerte der Tross den Tiber über die Ponte Margherita. Die Bebauung wurde spärlicher, es standen kaum noch Schaulustige an der Straße.
    Sie verließen Rom nach Norden. Weizenfelder und Olivenhaine empfingen den Papst und sein Gefolge. Giulia lehnte sich zurück, betrachtete die Bäume, die wie riesige Schatten auftauchten und wieder verschwanden, und dachte an Pippo und Fulvia, die in diesem Augenblick wahrscheinlich gemeinsam in den Gärten oder im Arboretum arbeiteten.
    Der päpstliche Tross kam nur langsam voran. Doch das lag weder am Wetter, das kaum besser sein konnte, noch an den Straßen, die seit der Zeit der Römer in tadellosem Zustand waren. Vielmehr gaben die Sediari das Tempo vor. Mit dem schweren Papstthron auf ihren Schultern konnten sie keine schnellen Schritte machen. So bewegte sich die Gesellschaft wie ein gewaltiger, jedoch äußerst schwerfälliger Tausendfüßler durch die bunte, nach süßlichem Frühling duftende Landschaft der Campagna.
    Giulia las in der Bibel. Monsignore Gazetti war irgendwann sanft entschlummert. Ab und zu blickte sie auf und konnte sich ein Grinsen schlecht verkneifen. Gazetti saß da, die Dokumente fest in den Händen, den Kopf im Nacken, und schnarchte leise. Ein blasser Speichelfaden lief ihm aus dem Mundwinkel über das schmale Kinn auf die schwarze Soutane. Immer wenn die Kutsche in ein Schlagloch geriet, wurde er kurz wach, sah sich hechelnd um – und war kein Augenzwinkern später wieder eingeschlafen.
    Zur Mittagszeit hörte Giulia das Getrappel von Hufen. Gleich darauf tauchte Capitano Gellers Gesicht vor ihrem Fenster auf. Er ritt gemächlich neben der Kutsche her. »Wie geht es Euch?«, fragte er. Sein Blick fiel auf den schlafenden Gazetti, und er lächelte mild.
    Giulia, dankbar für die kurze Abwechslung, sagte: »Es geht mir gut. Sind wir schon weit?«
    Geller schüttelte den Kopf. »Wir erreichen in einigen Stunden Bagni.« Er zögerte.
    »Was habt Ihr?«, fragte Giulia.
    »Ich mache mir Sorgen um Seine Heiligkeit«, sagte Geller. »Die Reise scheint ihn schon jetzt viel Kraft zu kosten. Er sitzt nur müde und teilnahmslos auf der Sedia. Auf seinem Antlitz ist kaum noch Leben zu finden.«
    »Was gedenkt Ihr zu tun, Francesco?«, fragte Giulia.
    »Noch vor Bagni legen wir eine Rast ein«, sagte er entschlossen. »Wenn Seine Heiligkeit dann keine Erholung findet, spreche ich mit den Kardinälen, damit er von der Sedia in die Kutsche umsteigt.«
    Giulia nickte.
    »Ich hoffe, diese Reise erweist sich nicht als großer Fehler«, sagte Geller, trat seinem Pferd in die Flanken und stob davon.
    Kurz darauf gellten Kommandos am Tross entlang. Soldaten, Diener, Kutschen und Karren schwenkten vom Weg ab auf ein großes Feld. Achtlos trampelten sie die grünen Keimlinge in den lehmigen Boden. Mitten auf dem Feld hielt der Zug an. Die Diener schwärmten aus, um Zelte und Feuerstellen zu errichten, Hühner zu schlachten und Wasser aus einem nahen Bach zu schöpfen. Die Gardisten bildeten einen schützenden Kreis um den gesamten Tross.
    Giulia, froh darüber, wieder festen Boden zu betreten und die Glieder ausstrecken zu können, ging sogleich zum Heiligen Vater. Der nun weitaus munterere Gazetti folgte ihr auf dem Fuße.
    Die Sediari stellten die päpstliche Sänfte in der Mitte der Reisegesellschaft ab. Ununterbrochen fächelten die Diener dem Heiligen Vater kühlende Luft zu. Andere Diener bauten ein großes weißes Zelt neben der Sedia auf.
    Der Papst sah in der Tat sehr schwach aus. Zwei Sediari mussten ihn stützen, damit er von der Sänfte heruntersteigen konnte. Gazetti ging zu ihm und sprach einige leise Worte mit ihm. Der Heilige Vater schien ihm kaum Beachtung zu schenken. Er schaute an Gazetti vorbei, sah Giulia und winkte sie zu sich.
    Giulia trat zügig näher und machte einen Knicks.
    »Begleite Uns«, sagte der Papst und deutete auf das Zelt.
    »Wie Ihr wünscht, Euer Heiligkeit«, sagte Giulia.
    Gazetti schickte sich

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