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Die Tochter des Ketzers

Die Tochter des Ketzers

Titel: Die Tochter des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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Gaspare erfuhr. »Und wurde doch von ihr getrennt, als er in den Kerker gesperrt wurde, ich weiß immer noch nicht recht, warum, nur, dass sein Stiefvater dahintersteckte. Gaspare hat seine Mutter nicht mehr gesehen, seit er ein kleiner Knabe war.«
    Sie erzählte es ihm, während sie sich erstmals nach langen Wochen wusch. Akil hatte – Gaspares entsprechenden Auftrag befolgend – zu jenem Zweck einen Eimer abgestandenen Regenwassers gebracht. Es war nicht genug, um den ganzen Körper zu baden, also tauchte sie einen Fetzen Leinen darin ein und nibbelte damit sämtliche Glieder ab. Sie tat es so lange, bis ihre Haut rosig war und brannte.
    Ray hatte ihr den Vortritt gelassen, wollte das schon schmutzige Wasser nach ihr benutzen. Doch ob ihrer Worte wartete er nicht länger geduldig, sondern sprang auf. »Und das berührt dich?«, schrie er gereizt. »Darüber denkst du ernsthaft nach? Hast du etwa Mitleid mit ihm? Was für ein Unsinn! Bislang hast du jeden Menschen, der nicht deinen hehren Ansprüchen genügte, als Sünder verdammt. Und er soll plötzlich keiner sein? Nur ein bedauernswerter Knabe?«
    Sie zuckte zusammen. Sie wusste um seine Gereiztheit, doch so viel Ärger hatte sie nicht erwartet. Sie senkte den Kopf – ihr Haar tropfte, als sie versuchte, es in den Eimer zu tauchen, es ihr jedoch nicht gelang, mit dem Wasser ihre Kopfhaut zu nässen.
    »Er scheint grausam und unbarmherzig zu sein«, meinte sie leise, »aber ich weiß nicht, ob er es durch und durch ist.«
    »In jedem Falle gilt, dass er unser größter Feind ist!«, murrte Ray grimmig.
    »Er hat versprochen, uns freizulassen.«
    »Und das glaubst du ihm?«
    »Er hat es versprochen«, bekräftigte sie. »Und Akil sagt, dass Gaspare sich an seine Versprechen hält. Er weiß nur noch nicht, wie und wo er es tun wird.«
    »Wie leichtgläubig bist du eigentlich, Caterina?«
    Seine Stimme war etwas leiser geworden. Indessen sich Caterina mit ihren verfilzten Haaren quälte, kniete er sich zu ihr, deutete mit einer Berührung an, sie möge sich von ihm helfen lassen, und stützte sie schließlich am Nacken, um selbst das Wasser zu schöpfen und über ihre Strähnen zu gießen. Wiewohl ihm solcherart ausgeliefert, konnte sie es nicht lassen, ihm zu antworten. Zu viele Nächte lang hatte sie dicht an ihn gepresst geschlafen, um jetzt von seiner Nähe verstört zu sein.
    »Du hast recht«, sagte sie. »Ich bin leichtgläubig – so leichtgläubig, dass ich auf einen Betrüger wie dich gesetzt habe. Noch weiß ich nicht, ob sich Vertrauen in Gaspare lohnt – in jedem Falle aber, dass du meines nicht verdient hast.«
    »Vergleich mich nicht mit ihm! Ich hätte niemals zugelassen, dass dir so etwas Schreckliches passiert! Ich habe ...«
    Vorhin noch hatte sie seine Berührung ganz selbstverständlich hingenommen, ob seiner unwirschen Worte freilich deuchte sie der Druck seiner Hände auf ihrem Nacken zu vertraulich. Sie fuhr hoch, ungeachtet, dass das Wasser ihr nun kalt und schmutzig über den Rücken lief. »Halt dein Maul, Ray!«, unterbrach sie ihn schroff, um gemäßigter hinzuzufügen: »Mit jedem Wort, das Gaspare zu mir spricht, bröckelt seine starre, kalte Haltung. Erforsch ich sein Wesen, vermag ich es vielleicht zu durchschauen ... und zu leiten. Und das ist doch zu unser beider Nutzen, obwohl ich wahnsinnig sein muss, irgendetwas zu tun, was nicht nur mir selbst, sondern auch dir dienen könnte.«
    Er ließ sie los, trat zurück, schüttelte den Kopf.
    »Das habe ich nicht gewollt«, murmelte er, » ...dass du so hart wirst. Du warst immer streng zu mir, du warst verächtlich, aber nicht so ... gefühllos.«
    »Hättest vielleicht damit rechnen sollen, als du mich gegen meinen Willen auf Davides Schiff verschleppt hast.«
    »Und soll ein dummes Mädchen wie du etwa mehr von der Welt verstehen als ich?«, fragte er, ohne auf ihre Worte einzugehen.
    »Ich verstehe die Welt nicht«, gab sie bitter zurück, »aber das war dieser Welt völlig gleich. Ich habe sie trotzdem mit all ihrer Wucht zu spüren bekommen!«
    Unruhig begann er auf und ab zu schreiten.
    »Ich ertrage es nicht!«, brach es plötzlich aus ihm hervor. »Ich halte es hier nicht mehr aus, ich werde verrückt hier unten!«
    Sie wand das Haar aus, von dem eine schwarze Brühe tropfte, versuchte es zu entwirren, aber es war zu verklebt. »Hör endlich zu jammern auf«, erklärte sie mitleidlos, »’s hat ja doch keinen Sinn. Nutz lieber die Zeit, um Buße zu tun.«
    »Ich weiß, ich

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