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Die Tochter des Ketzers

Die Tochter des Ketzers

Titel: Die Tochter des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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von kleinen Sternchen verunstaltet, doch immerhin vermochte sie die Hand vom Gesicht zu nehmen und sich umzublicken.
    Akil war gleich ihr befreit worden und rieb sich die schmerzenden Glieder. Caterina folgte seinem Blick, der starr in eine Richtung fiel – ein wenig Erleichterung blitzte darin auf, doch desgleichen auch Unbehagen, ja Furcht.
    Gaspare.
    Er war tatsächlich gekommen, um nach ihnen zu suchen, sie zu befreien, und wurde von einigen seiner Männer begleitet. Nie hätte Caterina gedacht, dass sie erleichtert sein könnte, diese zu sehen – wusste sie doch jene darunter, die über sie hergefallen waren. Doch hier und heute war vor allem wichtig, dass Gaspare nicht schutzlos war. Denn der feiste Ramón, der ihm gegenüberstand, war desgleichen nicht allein, sondern von seinen Leuten umgeben. Schon im Hafen von Marsa hatten sie ihn begleitet, sich damals jedoch zurückgehalten, nicht nur von ihres Herrn Befehl gezähmt, sondern vom Wissen, dass es öffentlicher Grund war, auf dem sie sich befanden. Dies jedoch schien Ramóns und folglich auch ihr Gebiet zu sein. Nicht abwartend hielten sie sich hinter ihrem Herrn, sondern kamen mit langsamen, lautlosen Schritten näher, um Gaspare und die Seinen einzukreisen.
    Gaspare schien das nicht sonderlich zu beängstigen. Ihn im- mer noch mit zusammengekniffenen Augen musternd, fühlte Caterina förmlich die Feindseligkeit zwischen den beiden Männern. Schon bei deren erstem Zusammentreffen hatte sie erkannt, dass jene nicht nur von aktuellem Anlass gezeugt, sondern viel älter war, lange zurückreichte.
    Ramón schien kein echtes Interesse an ihr zu haben. Auch jetzt beachtete er sie nicht, sein Blick war starr auf Gaspare gerichtet, und jener erwiderte ihn finster.
    »Wenn du klug bist, Ramón«, setzte er heiser an, »dann lässt du sie jetzt gehen, verstanden?«
    »Und wenn nicht?«, gab der andere gedehnt zurück. »Du bist hier auf meinem Land, auf meinem Grund und Boden, oder nicht?«
    Seine Haut wirkte im gleißenden Sonnenlicht aufgedunsener und großporiger als damals im fahlen Mondlicht.
    »Leg dich nicht mit mir an! Meine Männer wissen sich gegen jede Übermacht zu behaupten!«
    Seiner Drohung folgten Taten. Schon hoben seine Gefolgsleute jene Pfeilgeschosse, die Caterina zum ersten Mal gesehen hatte, als Gaspare Davides Schiff überfiel.
    »Die Pisanischen Bogenschützen!«, grinste Ramón. »In aller Welt gerühmt. Man sagte mir, dass König Pere von Aragón dich nicht zuletzt für diese außerordentlich schätzt.«
    Er verschränkte die Arme über der Brust, lehnte seinen Kopf zurück, lachte, lachte immer weiter fort.
    Plötzlich jenes zischende Geräusch, das Caterina schon einmal gehört hatte. Es war ein Pfeil, der schneller als ein Vogel durch die Luft glitt und haarscharf an Ramón vorbeiflitzte, schließlich auf dem Boden landete.
    Caterina hatte nicht gesehen, dass Gaspare selbst ein Wurfgeschoss in der Hand hatte. Sie gewahrte es erst jetzt, als er es wieder senkte.
    »War dir das Warnung genug?«, zischte er.
    Ramón hatte sich an den Hals gegriffen wie seinerzeit Davide; auch er nur gestreift, nicht ernsthaft getroffen. Anders als Davide, der entsetzt das eigene warme Blut befühlt hatte, blieb Ramón aber gelassen. Wieder ertönte sein knurrendes Lachen. Gemächlich ging er ein paar Schritte zurück, bückte sich, hob den Pfeil auf, der einige Meter hinter ihm im sandigen Boden stecken geblieben war.
    »Besten Dank, Gaspare«, murmelte er.
    Caterinas Verwirrung spiegelte sich auf Gaspares Gesicht wider. Nicht streng und verschlossen war es mit einem Male, sondern fragend.
    Doch bald klärte sich, was Ramón plante. Mit der schnellsten Bewegung, die Caterina je an ihm – der doch sonst stets der Langsamkeit den Vorzug gab – erlebt hatte, sprang er auf einen der eigenen Männer zu, packte ihn an den Haaren, um ihn zurückzuziehen, und rammte ihm mit aller Gewalt den Pfeil in die Kehle.
    Ein grässliches gurgelndes Geräusch. Es klang nach Husten und Schlucken und Luftschnappen, doch jener junge Mann, den Ramón zu seinem Opfer auserkoren hatte, vermochte weder das eine noch das andere. Seine Augen traten hervor; verzweifelt blickte er auf Ramón, suchte sich an ihm, seinem Mörder, festzuhalten, hatte jedoch nicht mehr genug Kraft in den Händen. Er sackte in die Knie, während das Blut, anfangs noch gemächlich tropfend, wie eine Fontäne von ihm wegspritzte.
    Ramón schien sich nicht daran zu stören, dass es ihn befleckte. Er trat

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