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Die Tochter des Ketzers

Die Tochter des Ketzers

Titel: Die Tochter des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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freiem Gutdünken mit mir plant. Wie gesagt: Diese Insel ist zu klein, viel zu klein für uns beide. Keinen halben Tag braucht’s, sie einmal zu überqueren. Wohin du dich auch drehst, ständig stößt du aufs Meer. Langweilig ist das, sehr langweilig, aber wenn der König mich schon hier haben will, so will ich mich zumindest allein hier langweilen.«
    Sprach’s, drehte sich um, verweilte dann kurz.
    »Jetzt habe ich noch gar nicht gesagt, wessen Neffe der arme Junge hier ist. Es ist der Neffe von ...«
    Er setzte eine kunstvolle Pause. Caterina hörte, dass Akil scharf den Atem einsog. Dann sprach Ramón einen Namen aus, den sie zwar schon einmal gehört hatte, aber mit dem sie nicht sonderlich viel anfangen konnte.
    Ruggiero di Loria.
    Er war einer der erfolgreichsten Ritter von König Pere von Aragón, hatte jene entscheidende Seeschlacht um Sizilien gewonnen, ehe der König von Collo kommend dazugestoßen war, und hatte von Trapani aus die ganze Insel erobert. Kein Fisch durchkreuzt noch das Mittelmeer, wenn er nicht die Fahne des Königs von Aragón trägt, hatte er nach seinen vielen Siegen stolz geprahlt.
    Akil erzählte ihr das auf dem Rückweg zum Hafen. »Ruggiero stammt aus dem Süden Italiens, keiner weiß recht, woher. Offenbar ist er ein Nachkomme einer großen Adelsfamilie, doch er sah in seinem Lande keine Zukunft, und als Constantia von Sizilien König Pere heiratete, so war er einer ihrer Begleiter und diente sich am Hof von Aragón hoch. Er ist intrigant, er ist skrupellos – doch König Pere ist er treu ergeben. Jener hat ihm sogar eine Verwandte seiner Frau Constantia zur Gattin gegeben. Herkunft zählt für Pere nicht sonderlich viel, das war auch Gaspares Glück; es zählen einzig Treue ... und der Wille zu siegen.«
    Caterina konnte die karge Insel betrachten, die weitgehend flach, von kahlem, vertrocknetem Grün bedeckt – und doch nicht ohne Farben war. Der Stein, der Wiesen und Felder zerklüftete, schien im Licht zu leben. Etwas weiß glänzte er im Sonnenlicht, gelblich dort, wo Schatten auf ihn fielen. Mal ging er fast ins erdige Rot über, mal in ein schmutziges Grau. Manchmal war das Land von kleineren Erhebungen durchsetzt, geköpften Hügeln gleichend, als hätten jene, die sich in luftige Höhen recken wollten, schon nach wenigen Metern eine unsichtbare Wand im Himmel vorgefunden, die sie abschnitt. Wie Goldtupfer schließlich glänzten kleine, gedrungene Büsche mit gelben Blüten, durchbrochen dann und wann von lila Pünktchen – Blüten jener Kakteen, die ihre vielen flachen Hände selten gegen den Himmel ausstreckten, sondern damit vielmehr die Erde bedeckten. Ramón hatte recht gehabt, als er sagte, wie klein die Insel war. Egal, in welche Richtung sie ritten – schon tauchte rechts, schon links, dann vor ihnen das Meer auf, funkelnd, als wären Tausende kleiner Kristalle darüber verschüttet worden. Sie krönten die Wellenspitzen und vereinigten sich in der Ferne des Horizonts, dort, wo die See den Himmel traf, zu einem silbernen Reif.
    »Aber was hat dieser Ruggiero di Loria mit Gaspare zu schaffen? Ist er wirklich sein Feind, wie Ramón sagte?«
    Akil zögerte kurz, aber dann sprach er doch. »Ich habe dir doch erzählt – von meiner Heimat Collo, vom ruhmlosen Kreuzzug, zu dem König Pere aufbrach ...«
    »Du sagtest, die Stadt ist von Pere erobert worden ... und du versklavt. Gaspare hat dich gerettet – zum Zwecke, dass du ihm sämtliche Kenntnisse über den Schiffsbau verrätst.«
    »So war es«, nickte Akil, »aber damit ist längst nicht alles gesagt. Darüber, dass er mich rettete, geriet Gaspare in heftigen Streit mit Ruggiero.«
    »Warum?«
    »Er ist ein guter Kriegsherr, dieser Ruggiero di Loria, aber grausam, unendlich grausam. Nicht einfach nur roh und brutal, wie man im Krieg sein muss, will man siegen und überleben. Nicht einfach nur der feinsinnigen Seele bar, wie viele, die zu viel Blut gesehen haben. Der Krieg ist ihm viel mehr als nur Mittel zum Zweck. Er liebt ihn, er sucht ihn. Weil er gerne Menschen quält. Gaspare ist anders. Die Menschen sind ihm viel zu fremd, als dass er sich an ihrem Leiden erfreuen könnte.«
    Akil schwieg einen Augenblick, kämpfte mit seinen Erinnerungen, spuckte sie schließlich aus.
    »Ruggiero di Loria war in Collo dabei, in jenen Monaten des Sommers 1282, als Pere noch darauf hoffte, Tunis besetzen zu können. Nun, das gelang ihnen nicht, doch sie mussten irgendwie die Mannschaft beschäftigen: Zuerst taten sie

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