Die Tochter des Ketzers
das, indem sie die Männer einen Wall um Collo errichten ließen – später, als sie die Stadt freigaben, haben sie ihn wieder abgerissen. Dann haben sie sie Feuerholz sammeln lassen. Und schließlich meinte Ruggiero, dass es nicht nur darum ginge, die Monate des Wartens ohne Langeweile und Streit, den diese bedingte, zu überstehen, sondern dass es ihrer aller Recht wäre, sich zu bereichern. So begann er mit seinen Truppen den ganzen Küstenstreifen rund um Collo heimzusuchen und zu plündern. Hafer, Rinder, Ziegen und Schafe, auch Stoffe wurden gestohlen. Und er hat regelrechte Jagden auf Einheimische veranstaltet, um sie zu versklaven. Für einen Golddenar wurden Männer meines Volkes später verkauft, Frauen und Kinder waren billiger zu haben.«
Akils Gesicht verdunkelte sich, und kurz dachte Caterina, er würde nicht mehr weitersprechen.
»Ruggiero war damals noch nicht Admiral der katalanischen Flotte«, rang er sich schließlich doch mühsam ab. »Das wurde er erst im nächsten April. Vielleicht war er darum so unzufrieden in Collo ... weil die erhoffte sieg- und ruhmreiche Schlacht ausblieb. Manchmal hat er sich nicht damit begnügt, Menschen meines Volkes zu versklaven ... manchmal hatte er einfach seine Freude daran gehabt, wehrlose Gefangene abzuschlachten, vor allem jene, die versucht haben zu fliehen. Er war so stur, so versessen auf ihr Blut, dass er manchen wochenlang nachjagte, nur um sie dann zu töten.«
Caterina blickte ihn mitleidig an. »Du kennst ihn, nicht wahr?« Sie ahnte, wie die Geschichte weitergehen würde. »Du ... du bist ihm begegnet.«
»Ja, auch ich war unter jenen, die er töten wollte«, sagte Akil leise, und seine Stimme wurde brüchig. »Er meinte, ich sei in einen Aufstand verwickelt, den manche Männer meines Volkes planten. Doch er wollte es nicht einfach mit dem Schwert tun. Er ... er wollte mich von Hunden zerfleischen lassen, denn längst war so viel Blut geflossen, dass ihm das einfache Schlachten nicht mehr reichte, um seine Gier zu befriedigen.«
Er verstummte, doch Caterina hatte genug erfahren, um für ihn fortzufahren.
»Und Gaspare hat dich gerettet. Er ist dazwischengetreten.«
»Vielleicht hatte er Mitleid mit einem Knaben, wo er doch selbst einst so ein unglücklicher gewesen ist, der Willkür anderer ausgeliefert, hilflos und ohnmächtig«, murmelte Akil. »Gaspare hatte damals zwar schon das Vertrauen des Königs, aber genau genommen war er nicht sonderlich mehr als einer jener pisanischen Kaufleute, die in Collo handelten. Trotzdem war er selbstbewusst genug, um Ruggiero entgegenzutreten. Sie sind in so heftigen Streit geraten, dass nur der König sie trennen konnte, als sie mit Fäusten aufeinander einschlugen. Gleichwohl ihm Ruggiero näherstand, war König Pere von Gaspares Mut und festem Willen beeindruckt. Nicht viel später hat er ihm ein eigenes Schiff anvertraut und eine Truppe der Almogavares. Ruggiero di Loria aber hasst seitdem Gaspare.«
»Almoga ... was?«
»Als König Pere zu seinem Kreuzzug aufbrach, hat er sämtliche Männer seines Volkes um sich geschart: Abenteurer, Bauern – und Menschen aus dem Gebirge. Letztere sind besonders rau und widerstandsfähig. Bekannt für ihre Reiterangriffe ... und ihre Plünderungen, vor allem in der Nacht.« Wieder verdunkelte sich Akils Gesicht. »Ruggiero hat dem König immer nähergestanden – doch auch auf Gaspare wollte jener nicht verzichten, hat sich nur überlegt, wie er die beiden voneinander fernhalten könnte. Zwar hat Gaspare noch an der Schlacht um Sizilien teilgenommen, aber während Ruggiero dort blieb, später versuchte, Kalabrien zu erobern, schließlich bei Neapel über die Franzosen siegte, da schickte Pere Gaspare lieber auf Fahrten durchs Mittelmeer. Er hat auch zu vermeiden versucht, Gaspare in jenen Handel einzubeziehen, der sich zwischen Sizilien und Tunis entspann. Gaspare schließlich nach Malta zu befehlen deuchte ihn eine gute Idee. Denn Malta wurde von Corrado Lancia erobert, nicht von Ruggiero, und obwohl jener dessen Schwager ist, gab es nie ein Zerwürfnis zwischen Corrado und Gaspare.«
Er zuckte die Schultern, bekundend, dass dieses Vorhaben dank Ramóns gemeinem Plan gründlich schiefzugehen drohte. Mochte König Pere im Streit um einen Sklaven nicht zu des ein oder anderen Gunsten entscheiden – wenn es um den Mord an Lorias Neffen ging, würde er es gewiss tun und jenen unterstützen, der ihm näherstand.
Caterina schüttelte den Kopf, aber die Bilder ließen
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