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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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»Natürlich! Und was ist mit deiner keltischen Nemesis?«
    Titus lächelte böse. »Die kann warten. Je länger, desto besser. Je öfter sie sich aus der Villa herauswagt, desto unvorsichtiger wird sie. Am liebsten wollen wir sie doch allein erwischen. Das andere Mädchen hat einflussreiche Verwandtschaft. Aulus Plautius und sein Gefolge möchte ich ungern auf dem Hals haben. Heimlich, still und leise irgendwo im Dunkeln, das wäre das Beste, wenn du mich fragst.« Er warf seinen Umhang über die Schulter zurück und steckte die Schreibutensilien in den Beutel an seinem Gürtel.
    »Tja, dann beugen wir mal das Knie vor dem jungen Nero!« Lucius ging zur Tür hinaus.
    Titus lächelte finster. »Wenn dich nicht gerade die große Todessehnsucht treibt, wirst du genau das tun, mein Freund.«

    »Und du glaubst, wir werden in seine persönliche Leibwache aufgenommen, obwohl wir vorher Claudius gedient haben?«
    »Wenn wir ihn von unserer Loyalität überzeugen und die richtigen Leute bestechen, dann schon!« Die beiden Männer tauschten einen Blick, dann lachte Titus und versetzte seinem Gefährten einen Klaps auf die Schulter. »Ich glaube nicht, dass wir Probleme haben werden, mein Freund. Nicht die geringsten.«
    Kurz zog Lucius die Stirn kraus. »Und wenn die kleine Prinzessin dich verpfeift, bevor du sie erwischst? Wir hätten sie schon längst kriegen können.«
    »Dazu kommt sie gar nicht. Ihr wird ein Unfall zustoßen, lang bevor sie mich noch einmal zu Gesicht bekommt.« Titus schnitt eine Grimasse. »Eigentlich schade. Ich vermute mal, dass sie mittlerweile ein hübsches kleines Ding geworden ist.«
    »Und du hast keine Angst, dass die Mutter dich erkennt?« Lucius betrachtete seinen Freund neugierig. Halb gebannt, halb schockiert hatte er dessen Geschichte von Vergewaltigung und Mord auf einem einsamen Berg in einer fernen Provinz zugehört.
    Titus schüttelte den Kopf. »Die war halb tot, bevor ich sie hatte, und nach mir kamen noch ein paar andere. Und was ich jetzt so höre, flennt und heult sie nur die ganze Zeit, weil ihr heldenhafter Gemahl stirbt, und kommt gar nicht dazu, einen Gedanken an mich zu verschwenden und vermutlich auch nicht an ihre Tochter.« Er schnaubte verächtlich. »Sorg nur dafür, dass dein Informant mich auf dem Laufenden hält. Die haben keine Ahnung, dass ich die Kleine im Auge habe. Es gefällt mir, mein Spielchen mit ihr zu treiben.« Er grinste. »Sie ist für mich keine Gefahr. Wer würde ihr nach der ganzen Zeit schon glauben? Nein, wenn
die Zeit gekommen ist, nehme ich mir unsere kleine Prinzessin schon vor.«
    Er ging seinem Freund voraus und schnalzte mit den Fingern zum Zeichen, dass der Bursche, der Lucius’ Pferd hielt, auch sein Pferd aus dem Stall holen solle. Er unterdrückte ein Lächeln. Ihm war eine köstliche Idee gekommen. Es wäre eine Schande, das Mädchen sofort umzubringen. Nicht, da sie jetzt mit jedem Jahr schöner und verführerischer wurde. Allein der Gedanke erregte ihn.
    Als er hinter sich nach den Zügeln seines Pferds griff und sich dann in den Sattel schwang, bemerkte Lucius den Ausdruck auf Titus’ Gesicht und schauderte. Nicht zum ersten Mal fragte er sich, warum er diesen Mann als seinen Freund bezeichnete.

Kapitel 16
    J ess öffnete die Augen, reckte sich und blieb dann still liegen, während sie sich ihren Traum vergegenwärtigte. Angestrengt versuchte sie, die vagen Bilder festzuhalten. Ein Soldat. Ein Pferd. Ein Becher Wein. Die Sonne, die auf die gefegte Erde eines Exerzierplatzes herunterbrannte, das Gefühl von drohendem Unheil. Das war alles. Seufzend setzte sie sich auf, hievte sich aus dem Bett und ging die Fensterläden öffnen. Die Sonne war gewandert, jetzt lagen ihre Fenster im Schatten. Sie beugte sich weit vor und sah in den Garten hinunter. Dann kam ihr ein Gedanke. Sie schlüpfte in ihre Schuhe und lief hinaus.
    Kim saß im Wohnzimmer. Als Jess hereinkam, legte sie gerade das Telefon fort. »Hallo! Gut geschlafen?«
    Jess lächelte. »Wie kommt man hier in den Garten? Kannst du hinein?«
    Kim nickte. »Wir haben alle einen Schlüssel.«
    »Aber da ist nirgends eine Tür.«
    »Doch. Da ist eine kleine Gasse, sie verläuft parallel zum Haus. Die Wohnungen im Erdgeschoss haben jeweils eine Tür, die direkt hinausführt, aber wir anderen benützen den öffentlichen Zugang.«
    »Das heißt, jeder kann hinein?«
    »Jeder, der einen Schlüssel hat, ja.«
    »Hast du einen?«

    Kim nickte. »Er hängt in der Küche an einem Haken. Ich

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