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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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kämpfte in der Küche mit einem Korkenzieher. »Ja, wir bitten seit Ewigkeiten darum, dass ein Tor am Straßenende der Gasse angebracht wird«, sagte sie lachend. »Da hast du Pech gehabt. Aber alle Städte haben neben den schönen eben auch hässliche Ecken!«
    Jess nahm die Gläser, die Kim auf den Tisch gestellt hatte. »Wusstest du, dass da unten im Garten eine Leiter liegt?«
    Kim zuckte mit den Schultern. »Um ehrlich zu sein, habe ich mich nie sonderlich für den Garten interessiert.«
    Jess trug die Gläser ins Wohnzimmer, wo sie sie auf den Couchtisch stellte, dann öffnete sie die Fensterläden und schaute hinaus. »Von hier oben kann man sie nicht sehen, sie ist sehr gut versteckt.«

    »Was ist denn daran so interessant?« Als William ins Wohnzimmer trat, gestikulierte Kim mit der Flasche in seine Richtung. » Aperitivo? Und wo ist Steph?«
    »Interessant ist das deshalb, weil ich jetzt weiß, wie Daniel bei mir eingestiegen ist. Ich hab’s mir nicht eingebildet. Entweder hat er einen anderen Schlüssel gefunden oder er hat eine Kopie von Kims Schlüssel anfertigen lassen.« Jess drehte sich vom Fenster zu den beiden um.
    »Willst du damit sagen, dass er in deinem Zimmer war, seitdem er sich hier verabschiedet hat?« Kim sah sie ungläubig an.
    Jess nickte. »Ich bin aufgewacht, weil ich am Fenster ein Geräusch gehört habe, und dann habe ich jemanden gesehen. Das war in der Nacht des Gewitters. Als ich das Licht angemacht habe, war er schon weg, aber es hat heftig geregnet, und auf dem Boden vor dem Fenster war ein nasser Fußabdruck.«
    Sie bemerkte den Blick, den William und Kim sich zuwarfen. »Vergesst es!«, fuhr sie empört auf. »Alles nur Einbildung, ich weiß schon.« Stöhnend ließ sie sich aufs Sofa fallen. Kim schenkte Wein in die Gläser und reichte ihr eines. »Vielleicht solltest du nachts das Fenster schließen.«
    »Warum fragst du nicht den Hausmeister wegen der Leiter, Kim?«, schlug William vor. Er setzte sich neben Jess. »Gibt es hier so jemanden? Oder den Gärtner. Irgendjemand muss den wunderschönen Garten doch jäten und gießen.«
    »Wir haben einen portiere «, sagte Kim langsam. »Wer sich um den Garten kümmert, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Aber Jacopo wird’s wissen. Ich rufe ihn an.«
    Nach mehreren Minuten kam sie kopfschüttelnd ins Wohnzimmer zurück. »Es geht keiner ran. Er ist sicher in der Bar auf der anderen Straßenseite, da treibt er sich fast den ganzen
Tag herum. Sinnlos, ihn jetzt dort anzurufen, wir müssen bis morgen früh warten, dann ist er wieder nüchtern. Aber mir ist etwas anderes eingefallen. Hat jemand daran gedacht, bei Natalie anzurufen und zu fragen, ob Daniel bei ihr ist?«
    Beide schauten zu Jess, die mit den Achseln zuckte. »Ich habe ihre Nummer nicht.«
    »Und Daniels?«
    Jess nickte.
    »Ich rufe ihn an.« William stellte sein Glas ab. »Ich habe seine Nummer gespeichert.« Er stand auf und holte sein Handy aus der Tasche.
    Daniel antwortete beim dritten Klingeln. »Daniel? Ich will nur wissen, ob du gut wieder zu Hause gelandet bist.« Die beiden Frauen schauten fragend zu William, der zur Antwort die Augenbrauen hob. Er lachte leise. »So ungefähr, ja.« Er ging zum Fenster und schaute in den Garten hinaus. »Shrewsbury? Tja, das klingt wie eigentlich überall, aber ich glaube dir.« Wieder eine kurze Pause. »Okay, ja. Gut.« Wieder Stille. William ging zum Tisch und griff nach seinem Glas. Jess merkte, dass sie ihre Hände zur Faust geballt hatte. »Ach ja? Gut, kein Problem«, sagte William schließlich. »Grüß sie schön von mir, ja? Ciao! «
    Er klappte das Handy zu und steckte es kopfschüttelnd wieder in die Hüfttasche. »Er sagt, er sei mit Nat beim Einkaufen in Shrewsbury. Ihm war gleich klar, dass wir ihn überprüfen wollen, und er hat vorgeschlagen, dass ich kurz mit Nat rede, aber dann hat er gemerkt, dass sie und die Kids in einem Laden verschwunden sind und er sie nirgends sehen konnte.«
    »Das heißt, womöglich waren sie überhaupt nicht in der Nähe«, sagte Jess leise.
    »Denkbar wäre es.«

    »Und er könnte überall gewesen sein.«
    William nickte. »Im Hintergrund habe ich nur Verkehrslärm gehört.«
    »Und können wir überprüfen, wo er das Gespräch angenommen hat?«
    »Die Polizei könnte das wahrscheinlich, aber ich nicht, nein.«
    »Das heißt, er könnte noch in Rom sein?«
    Eine ganze Weile herrschte Stille. »Wahrscheinlich schon.« William nickte wieder.
    Jess machte eine hilflose Geste.

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