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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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herein, und als er widersprechen wollte, sagte sie nur lächelnd: »Wer sollte Euch versorgen, wenn nicht ich?«
    »Beauftragt einen Sklaven, bitte, macht Euch nicht die Hände schmutzig, Herrin …«
    Sie grinste keck. »Eine solche Aufgabe überlasse ich niemand anderem als einem von uns, und glaubt mir, unter meinen Händen ergeht es Euch weit besser als unter denen meines ungeschickten Bruders oder eines Bediensteten!«
    Julius lächelte vergnügt. Die Geschwister waren sich eindeutig sehr zugetan, und es war Julius, der die Schüssel und die Tücher wieder hinaustrug. Als sie sich ein paar Minuten später an den Tisch setzen wollten, auf den Essen und Wein aufgetragen worden waren, blieb Demitrius zögernd zurück. »Vielleicht sollte ich zu Euren Sklaven gehen, Herr«, murmelte er. »Es gehört sich nicht, dass ich hier sitze.«
    Der alte Mann verzog missmutig das Gesicht. »Wenn das Euer Wunsch ist. Aber ich finde, da Ihr zusammen mit den anderen Euer Leben aufs Spiel gesetzt habt, ist es nur recht, wenn Ihr jetzt auch das Essen mit ihnen teilt. Seid Ihr nicht auch dieser Ansicht?« Er richtete seinen Blick auf Eigon.
    Sie nickte. »Demitrius ist sehr mutig gewesen.«

    »Großvater, sie machen sich Sorgen um ein anderes Mitglied ihrer Gruppe. Der Sklave Vulpius wurde im Tumult von ihnen getrennt«, erinnerte Julius ihn. Er lächelte Eigon zu. »Ich meinte, es gebe nichts, was wir jetzt in der Dunkelheit für ihn tun könnten.«
    Der alte Mann sah besorgt drein. »Dann beten wir für ihn. Bitte, kommt zu Tisch.«
    Nachdem sie sich gesetzt hatten, bat er mit erhobener Hand um Stille. »Wir sollten Gott danken für das Mahl, das hier vor uns steht, und für Eure Rettung, meine Freunde, im Namen unseren Herrn Jesus Christus, und wir beten, dass Euer Gefährte Vulpius sicher zu Euch zurückkehrt.«
    Einen Moment herrschte Stille. Julia und Eigon tauschten einen Blick, Flavius runzelte die Stirn. »Ihr seid Christen, Herr? Mein Vater hat von Menschen wie Euch gesprochen.« Abrupt unterbrach er sich und schaute, beschämt über seinen Tonfall, auf seinen Teller.
    »Und offenbar nicht sehr vorteilhaft, Eurer Miene nach zu urteilen, junger Mann.« Julius’ Großvater lachte. »Habt keine Angst, wir werden Euch nicht zu bekehren versuchen. Und wir haben auch nicht vor, Menschenopfer aus Euch zu machen, wenn Ihr das denken solltet. Esst. Lasst es Euch schmecken. Dann begleiten unsere Bediensteten Euch nach Hause.«
    Im Lauf des Abends kam der Lärm des Aufruhrs auf den Straßen allerdings immer näher. Mehrmals wurde gegen die Tür gehämmert, und einmal glaubte Eigon sogar zu hören, wie ihr Name gerufen wurde. Schaudernd sah sie in die Runde. Die anderen hatten offenbar nichts bemerkt als den allgemeinen Tumult, aber einer nach dem anderen legten sie Messer und Löffel beiseite und schoben das Essen fort.
    »Du darfst sie heute Nacht nicht auf die Straße hinausschicken, Großvater«, sagte Antonia schließlich. »Sie müssen
bei uns bleiben. Früher oder später werden die Leute sich zerstreuen. Bei Tagesanbruch ist es draußen wieder sicher, und vielleicht finden wir auch heraus, worum das alles geht.«
    »Ich bin ganz deiner Meinung.« Der alte Mann nickte. »Bitte, seid unsere Gäste. Wir haben reichlich Platz. Antonia, meine Liebe, kümmere dich um die jungen Damen und sorge dafür, dass sie alles bekommen, was sie brauchen.«
    Die zwei Zimmer, die ihnen zugewiesen wurden, gingen vom Säulengang ab. Entzückt entdeckten sie im flackernden Lampenlicht bemalte Wände und Mosaikböden, Elfenbeinkämme und weiche Tücher.
    Eigon schaute gedankenverloren in das Becken mit warmem Wasser, das eine junge Bedienstete ihr zum Waschen gebracht hatte, als es an der Tür klopfte. Es war Antonia. »Ich wollte nachsehen, ob du alles hast, was du brauchst.« Sie lächelte. Sie war groß und schlank und sah ihrem Bruder sehr ähnlich. Im Lauf des Abends hatte sie ein paarmal freundlich zu Eigon hinübergesehen und war offenbar gebannt gewesen von allem, was Eigon zu erzählen hatte. »Darf ich reinkommen und mich mit dir unterhalten, oder bist du zu müde?«
    Eigon bedeutete ihr einzutreten und schloss die Tür leise hinter ihr. »Ich weiß nicht, was wir ohne eure Hilfe getan hätten. Wir sind euch allen sehr dankbar.«
    Antonia setzte sich auf die Bettkante. »Einer unserer Diener ist hinausgegangen und hat sich umgehört, was passiert ist. Der Kaiser hat wieder ein Konzert gegeben und sich danach mit seinen Freunden

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