Die Tochter des Königs
verbarrikadieren,
so dass er mich gar nicht zu Gesicht bekommt. Und wer weiß, vielleicht merkt er zu spät, dass wir abgebogen sind.« Ihr Unbehagen wuchs. Daniel war einfach zu dicht hinter ihnen. Eigentlich hatte sie angenommen, dass sie ihn mittlerweile längst abgehängt hätten, aber er war immer gerade in Sichtweite hinter ihnen, beschleunigte gleichzeitig wie Rhodri, bremste gleichzeitig wie Rhodri, ein böser dunkler Schatten, der sie verfolgte.
»Jetzt oder nie. Wenn ich nicht bei dieser Raststätte tanke, geht uns das Benzin aus. Halt dich fest.« Als die Tankstelle in Sicht kam, wartete Rhodri bis zum letzten Moment, dann trat er voll auf die Bremse und schlingerte fast auf die Abbiegespur. Der Fahrer im Auto direkt hinter ihm hupte empört und zog an ihm vorbei. Rhodri fuhr in schnellem Tempo an den Tanksäulen vorbei hinter die Gebäude, so dass der Mercedes von der Straße aus nicht zu sehen war. Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. »Entschuldige den grauenhaften Fahrstil. Hat er wenigstens seinen Zweck erfüllt?«
Steph drehte sich um. »Ich kann nichts sehen.« Sie zitterte.
Rhodri schloss die Augen und lehnte den Kopf gegen die Nackenstütze. »Ich bin völlig kaputt.«
»Wenn wir ihn abgehängt haben, können wir hier vielleicht einen Kaffee trinken.« Steph grinste erschöpft. »Und auf die Toilette gehen!«
Rhodri stieg aus und schaute sich um. »Bleib mal im Auto. Ich schau um die Ecke, ob die Luft rein ist.«
Steph öffnete die Beifahrertür, schwang die Beine nach draußen und blieb eine Weile so sitzen, die Ellbogen auf die Knie gestützt. Als Rhodri nach einigen Minuten nicht zurückgekommen war, folgte sie ihm zum Hauptgebäude. An einer der Tanksäulen stand ein staubiger kastanienbrauner
BMW. Entgeistert starrte sie den Wagen an, Gänsehaut bildete sich auf ihren Armen. Vom Fahrer war nichts zu sehen. Rasch drehte sie sich um und lief zum Damenklo, steuerte auf die nächste freie Kabine zu und verriegelte hastig die Tür hinter sich. Was jetzt? Hatte er sie erkannt? Wo war Rhodri? Steph wartete mehrere Minuten, hörte andere Frauen hereinkommen, die Toilette benutzen und sie wieder verlassen, hörte ihre Schritte auf dem Fliesenboden. Niemand sprach ein Wort. Sie spitzte die Ohren, ob von draußen Stimmen zu hören waren, doch über das Rauschen des Wassers war nichts zu verstehen. Vorsichtig öffnete sie die Tür und spähte hinaus. Der Toilettenraum war menschenleer. Sie wusch sich Gesicht und Hände, fuhr sich mit dem Kamm durch die Haare und ging schließlich zum Ausgang. Zögernd blieb sie stehen und schaute auf die Uhr. Zehn Minuten war sie jetzt fort. Wenn der braune Wagen nichts mit Daniel zu tun hatte, musste er mittlerweile weitergefahren sein. Abrupt riss sie die schwere Schwingtür auf. Der Parkplatz und die Zufahrt zu den Tanksäulen lagen brütend im gleißenden Sonnenlicht. Am blauen Himmel sausten Mauersegler vorbei, so hoch, dass ihre gellenden Schreie kaum zu hören waren.
Beim ersten Schritt ins Freie traf die Hitze sie wie ein Schlag. Automatisch wanderte ihr Blick zu den Zapfsäulen im Schatten des Dachs. Der braune BMW war verschwunden, an dessen Stelle stand jetzt Rhodris Mercedes. Mit einem Seufzer der Erleichterung ließ sie sich in den Beifahrersitz sinken, öffnete das Fenster und wartete, bis Rhodri vom Zahlen zurückkam. Als sie das nächste Mal aufschaute, stand Daniel neben dem Wagen und schaute zu ihr hinunter. Er lächelte kalt, als sie erschreckt aufschrie.
»Steph! Tja, das hätte ich mir ja denken können.« Er verschränkte die Arme. »Wie dumm von mir.«
»Daniel!« Sie spielte die Überraschte. »Was für ein Zufall, dich hier zu sehen. Fährst du auch nach Hause?« Ihre Handflächen waren schweißnass geworden, unauffällig wischte sie sie an den Knien ab. Daniel trug eine Sonnenbrille, so dass sie seine Augen nicht sehen konnte. Hinter ihm erschien Rhodri, einen Karton mit zwei Kaffeebechern und einer Tüte mit Gebäck in der Hand. Als er Daniel erkannte, beschleunigte er seine Schritte und blieb neben ihm stehen.
»Das habe ich mir doch gedacht, dass du das bist! Du mieser Dreckskerl! Für das, was du Jess angetan hast, verpass ich dir eine Tracht Prügel!« Rhodri deponierte den Karton auf Stephs Schoß. »Dich mach ich fertig, du Schuft!«
Als Rhodri ihn am Hemdkragen packen wollte, trat Daniel einen Schritt zurück, machte auf dem Absatz kehrt und lief davon.
Rhodri gab sich gar nicht die Mühe, ihm zu folgen. »Feigling!«,
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