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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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des königlichen Haushalts steht der Tod!«, funkelte sie ihn an. »Warum lebst du seitdem sonst in ständiger Angst? Wir waren nicht für die Arena bestimmt! Uns war bestimmt, als Gäste des Kaisers von Rom ein fürstliches Leben zu führen.« Sie lächelte kalt. »Was immer du jetzt tust, dein Tod ist dir sicher. Ich habe schriftlich niederlegt, was zu tun und wer zu befragen ist, sollte mir etwas zustoßen. Das habe ich schon vor vielen Jahren niedergeschrieben, als mir bewusst wurde, dass du mich beobachtest.« Ihre Angst war völlig verschwunden, furchtlos trat sie einen weiteren Schritt auf ihn zu und sah ihm unablässig in die Augen.
    Dieses Mal wich er nicht zurück. »Dein Tod, Prinzessin, wird der Tod deines Vaters sein«, sagte er ruhig. »Macht dir das keine Sorge?«
    »Meine Feigheit würde ihm mehr Sorge bereiten«, erwiderte sie.
    Spöttisch sah er sie an. »Und weiß er, dass du eine Christin bist?« Dass er so unvermittelt das Thema wechselte, überrumpelte sie ein wenig.
    Wider Willen warf sie einen kurzen Blick zu Antonia. »Ich bin keine Christin.«

    »Ach nein?« Er lachte. »Aber so gut wie. Wie es den Anschein hat, brauche ich dich, Eigon von den Silurern, gar nicht selbst umzubringen, das erledigt mein Kaiser für mich.« Er grinste. »Er will, dass an den Christen, die seine Stadt in Brand gesetzt haben, ein Exempel statuiert wird. Es geht doch nicht an, dass Menschen herumlaufen und derlei Dinge machen, nicht wahr? Man muss ein Exempel statuieren, und zwar so nachdrücklich, dass die restliche Bevölkerung vor Angst willfährig wird. Weißt du, was er mit Christen macht, mit Männern, Frauen und«, er lächelte, »auch mit Kindern?«
    »Ich bin überzeugt, dass du es mir gleich sagen wirst«, meinte sie trocken.
    »Gestern Abend haben sie sich das erste Grüppchen vorgenommen. Nach allem, was ich gehört habe, war es ein famoser Anblick.« Er trat einige Schritte zurück und lehnte sich lässig an die Wand. »Heute Abend wollen sie die Vorstellung wiederholen. Sie errichten Pfosten entlang der Wege in den kaiserlichen Gärten. Die Pfosten sind mit Teer getränkt. Sie leuchten im Dunkeln.« Er machte eine kurze Pause. »Gestern Abend war an jeden Pfosten ein Christ festgebunden. Sie haben den Himmel über Rom wie Kerzen zum Leuchten gebracht, und das war ja auch nur recht und billig. Denk an die vielen unschuldigen römischen Bürger, die in dem Brand umgekommen sind, den die Christen gelegt haben.«
    Antonia ächzte. Eigon spürte, wie sie sich vor Angst anspannte.
    Titus lächelte. Dann schob er sich von der Wand fort und trat auf sie zu, streckte eine Hand aus und berührte ihr Gesicht. Sie zuckte nicht zurück. »Es ist eine Schande. Du bist so hübsch. Schwer vorstellbar, dass deine Haut in schwarzen Falten um deinen Schädel hängt, während die Flammen dich umlodern.«

    Irgendwie schaffte sie es, aufrecht stehen zu bleiben und seinem Blick standzuhalten, ohne sich seiner Berührung zu entziehen. »Die Christen glauben an das ewige Leben, Titus Marcus Olivinus. Sie gehen in das Land der ewigen Jugend ein, um zu Füßen ihres Gottes und des Herrn Jesus zu sitzen, und sie wissen, dass Gott diejenigen, die ihnen Leid zufügen, bestraft.«
    »Irgendwie macht der Gedanke mir überhaupt keine Angst.« Er grinste wieder. »Außerdem hast du doch eben noch gesagt, dass du keine Christin bist.« Seine Hand lag immer noch auf ihrer Wange. Sanft, fast liebevoll, fuhr er mit den Fingern über ihre Wangen und den Hals. Sie fühlte sich stark versucht, ihm ins Gesicht zu spucken, doch unter Aufbietung all ihrer Willenskraft gelang es ihr, sich nicht vom Fleck zu rühren. Wenn sie ihn reizte, würde sie seine Wut nur anstacheln. Sie musste dafür sorgen, dass er immer weiter redete, dann gewann sie Zeit. Zeit wofür, das wusste sie in diesem Augenblick nicht, aber Zeit war momentan die einzige Waffe, die ihr zur Verfügung stand.
    Seine Hand wanderte nach unten zum Ausschnitt ihrer Tunika. Vorsichtig, neckend, zupfte er am Stoff. Dann hob er die andere Hand, die, in der er den Dolch hielt. Eigon hielt die Luft an. Sie war überzeugt, dass er ihren wilden Herzschlag hörte, als er mit der Spitze des Dolches unter ihr Kinn fuhr und leicht nach oben drückte. Der Druck war nicht sehr stark, nicht stark genug, als dass die Wunde geblutet hätte. Unvermittelt zog er die Waffe zwischen ihre Brüste nach unten, zerriss das Leinen ihrer Tunika bis zur Taille, wo die Klinge auf den geflochtenen Ledergürtel

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