Die Tochter des Königs
einem Strohhaufen unter einer vor Dreck starrenden Decke, sie war mit einem Tuch geknebelt. Ihr Blick schoss wild umher. Eigon wirbelte herum, doch der Mann, der sie hereingebeten hatte, war verschwunden. Auch von Silas war nichts mehr zu sehen. Jemand anderes stand in der Tür. Sie erkannte ihn sofort. Titus Marcus Olivinus.
Daniel lächelte. Jetzt hast du sie also gekriegt. Beide auf einmal sogar. Ein Glückstreffer! War sie wirklich so naiv, die Villa einfach so, ohne zu zögern, zu betreten? Seufzend schaute er durch die Windschutzscheibe nach draußen. Schwarze Gewitterwolken türmten sich am Horizont auf. Ohne die Klimaanlage herrschte im Wagen brütende Hitze. Er wollte das drohende Unwetter nicht am Straßenrand abwarten. Es war Zeit, nach Rom hineinzufahren. Er ließ den Motor an. Wenn Titus wollte, dass er Jess fand, dann würde Titus einen Weg finden, ihm ihren Aufenthaltsort mitzuteilen.
Kapitel 24
J ess atmete tief durch. Sie verhielt sich wirklich völlig verantwortungslos. Sie musste Carmellas Anweisungen befolgen und sich psychisch vor Titus schützen. Den widerlichen Kerl durfte sie nie wieder in dieses Zimmer lassen. Nachdenklich hob sie den Rucksack auf. Darin lag neben ihren Sachen eine kleine psychische Schutzausrüstung, die Carmella für sie zusammengestellt hatte: eine Kerze, eine Knoblauchzehe - obwohl Titus ja kein Vampir war, dachte sie belustigt -, eine Schale für Wasser, ein sauberes Staubtuch. »Es darf nirgendwo Dreck oder Staub sein. Mach die Fenster auf, schalt alle Lampen an, lass die Sonne herein«, hatte Carmella ihr beim Abschied noch nachgerufen. Jess warf einen Blick zum Fenster. Am Himmel standen dunkle Wolken. »Wenn du das Gefühl hast, dass er in der Nähe ist, stell dir vor, dass du ein Schwert in der Hand hältst, Jess. Ein starkes Schwert, das aus Flammen besteht.« Und was hatte Rhodri gesagt? Jetzt könnte das eine oder andere Gebet nützlich sein.
Jess seufzte. Das alles hatte sie gar nicht gebraucht. Letztlich nicht. Nur ihren geliebten alten Hugo.
Sie setzte sich wieder aufs Bett.
»Eigon, was ist dann passiert?«
Langsam ging Titus zu dem Strohbett, auf dem Antonia lag, und zog einen Dolch. Sie stöhnte vor Angst, als er ihr damit
leicht über die Wange fuhr. Ein roter Strich erschien, aber der Schnitt blutete kaum. Wie Eigon jetzt erst sah, war sie an Händen und Füßen gefesselt. Titus drehte sich zu Eigon. »Also, Prinzessin, jetzt lernen wir uns endlich richtig kennen. Ich habe so lange auf diesen Moment gewartet. Du weißt natürlich, wer ich bin? Und dass wir uns schon einmal begegnet sind, vor sehr langer Zeit?«
»Titus Marcus Olivinus.« Sie sprach die Worte leise aus, ihre Stimme war ruhig.
Einen Moment wirkte er verblüfft. »Das heißt, du hast die ganze Zeit gewusst, wer ich bin?«
»Das weiß ich seit vielen Jahren.«
»Und hast es niemandem gesagt?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich war nie eine Gefahr für dich.«
»Warum nicht?« Er verschränkte die Arme.
»Meine Mutter wollte meinen Vater nicht mit einer solchen Lappalie belästigen.«
Das Blut stieg ihm in die Wangen. »Eine Lappalie!«
»Für uns ist es das, ja.« Eigon bemühte sich, weiterhin ruhig zu klingen. Es war wichtig, dass sie ihn nicht reizte. Sie kaltblütig umzubringen, dachte sie, würde ihm nicht so leichtfallen.
Er lächelte, als hätte er ihren Gedanken erraten. »Es war so einfach, Julia zu töten. Sie war eine Hure, sie hätte alles gemacht, um ihre Haut zu retten, und sie fand das, was ich tat, keine Lappalie.«
»Davon bin ich überzeugt. War sie auch gefesselt und hilflos wie ein Opferlamm?« Eigon warf einen Blick zu Antonia, die wieder aufstöhnte. »Das hat dich bestimmt nicht viel Mut gekostet.« Sie trat einen Schritt auf ihn zu und freute sich zu sehen, dass er ein wenig zurückwich. »Wenn du wirklich Mut hast, dann lässt du Antonia gehen. Dann
hast du mich allein und kannst mit mir machen, was du willst. Ist das dein Plan?« Sie sah ihm entschlossen in die Augen. »Frauen umzubringen, die an Händen und Füßen gefesselt sind, ist die Tat eines Feiglings.«
Er lachte schallend. »Du nennst mich einen Feigling?«
Sie lächelte. »Ja. Nur ein Feigling würde einem Kind Gewalt antun.«
»Du und deine Mutter und die anderen Sklavinnen wart Freiwild. Unsere Feinde. Besiegt. Für die Arena bestimmt. Ihr wart in unserer Hand, und wir konnten mit euch machen, wonach uns der Sinn stand.«
»Auf die Schändung einer Königin und einer Tochter
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