Die Tochter des Königs
sich auf Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Geh, Julius. Du musst sie finden. Bring sie zu eurem Großvater.«
»Ich gehe nicht ohne dich. Du bist hier nicht sicher.« Er legte ihr die Hände auf die Schultern und schaute ihr streng ins Gesicht. »Du weißt, dass ich dich liebe.«
Sie lächelte. »Das weiß ich, Julius.«
»Und liebst du mich auch?«
Sie nickte. »Ich glaube schon.«
»Willst du mich heiraten?«
»Selbst wenn ich keine Christin bin?«
»Im Herzen bist du’s doch. Und das sieht Jesus.«
Sie lächelte wieder. »Was immer Jesus glaubt, meine Mutter und mein Vater stehen an erster Stelle, Julius. Ich darf mich ihren Wünschen nicht widersetzen.«
Die Tür wurde so abrupt geöffnet, dass ihnen keine Zeit blieb, sich voneinander zu lösen. Aelius trat ein und betrachtete sie einen Moment mit geschürzten Lippen. »Im Hof stehen zwei Offiziere der Prätorianer. Sie fragen nach Euch, Prinzessin.«
Julius hielt sie am Ärmel fest. »Nein, geh nicht!«
Eigon zögerte. »Was wollen sie von mir, Aelius? Weißt du das?« Ihr Magen verkrampfte sich.
Der Haushofmeister zuckte mit den Schultern und warf Julius einen unverhohlen feindseligen Blick zu. »Warum schaut Ihr nicht selbst nach, Herrin? Sie baten eigens, dass Ihr zu ihnen hinauskommt.«
»Nein!« Julius hielt sie immer noch fest. »Du darfst nicht hinausgehen.«
»Soll ich sie dann an den König verweisen?«, fragte Aelius. »Ich bin mir sicher, dass er sich mit ihrem Anliegen befasst, was immer es ist.«
»Nein.« Eigon löste sich aus Julius′ Griff. »Du weißt, dass das nicht geht, Aelius. Mein Vater ruht. Ich kümmere mich darum.« Sie wandte sich an Julius. »Ich möchte, dass du jetzt gehst und Antonia suchst. Mir passiert dort draußen nichts.«
»Das glaube ich nicht.« Er schaute ihr ernst in die Augen. »Lass mich zumindest mit dir hinausgehen, um zu erfahren, was die Männer von dir wollen.«
»Damit sie mich in Begleitung eines bekennenden Christen sehen?« Sie lächelte. »Dann könntest allzu leicht du derjenige sein, der in Gefahr ist, Julius, und mein Leben würde dadurch auch nicht leichter. Bitte, geh jetzt. Geh durch die Küche, hol dein Pferd und verlass die Villa durch das nördliche Tor. Niemand hat etwas davon, wenn du festgenommen wirst. Und selbst wenn nicht, wie kannst du Antonia und deinem Großvater helfen, wenn du hier bist? Bitte.« Sie stellte sich noch einmal auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss.
Aelius hob die Augenbrauen. »Herrin, soll ich Euch zu den Offizieren begleiten?«
»Ja, bitte.« Sie holte tief Luft. »Komm mit«, trug sie ihm auf, als sie an ihm vorbeieilte.
Zu ihrer Erleichterung kannte sie die beiden Offiziere nicht, die im Hof standen. Als sie erschien, salutierten sie, einer von ihnen trat vor. »Ich habe eine Nachricht für Euch, Herrin.« Er reichte ihr eine Schriftrolle. »Wir haben den Auftrag, Euch zu einem Haus im benachbarten Ort zu bringen.«
Skeptisch blickte sie zwischen den Männern hin und her und entrollte dabei das Schreiben. Der Größere der beiden hatte grüne Augen, sein Gesicht verschwand fast unter einer Staubschicht, er sah erschöpft aus.
»Wart Ihr beim Löschen in der Stadt?«, fragte sie. Er nickte. Der andere Mann war gepflegter, er hielt sich sehr aufrecht, seine Augen wirkten hart und hatten die Farbe von Feuerstein. Instinktiv fasste sie eine Abneigung gegen ihn. Der Brief war kurz und bündig: Eigon, ich brauche dich. Bitte komm. Sag niemandem Bescheid. Antonia.
Die Schrift war zittrig, aber unverkennbar Antonias. Eigon schaute zu dem größeren der beiden Männer. »Wer hat Euch den gegeben?«
»Ein Kamerad, Herrin. Er wollte ihn Euch selbst bringen, aber er ist bei dem Brand verletzt worden.«
»Wisst Ihr, was darin steht?«
Er nickte. »Wir sollen Euch zu einem Haus rund zwei Meilen von hier bringen, die Via Flaminia hinauf. Dort ist eine junge Herrin, meines Wissens ist sie verletzt. Sie braucht Eure Hilfe.«
»Aelius, schnell! Schau, ob Julius noch da ist!«, rief Eigon über die Schulter. »Sag ihm, die Nachricht kommt von Antonia. Und dann bitte einen Sklaven, meine braune Stute zu bringen.« Sie wandte sich an die Offiziere. »Wartet. Ich packe rasch meine Medizin und Verbände zusammen.« Kurz hielt sie inne. Was, wenn es eine Falle war? »Was fehlt ihr denn?«, fragte sie misstrauisch.
Beide zuckten mit den Achseln. Der kleinere Mann lächelte. »Nach allem, was ich gehört habe, ist es ernst, Herrin.« Sie
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