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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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du dein Leben für sie hergeben würdest? Du bist ein guter Mensch. Dein Mut ist ohnegleichen. Aber wir dürfen dir nicht erlauben, das zu tun.« Er warf einen Blick zu den anderen, die alle zustimmend nickten. »Vor Gott zählt jedes Leben, und es ist meine Überzeugung, dass er dich nicht dazu bestimmt hat, dein Leben für das eines anderen zu opfern.«
    Einen Moment starrte sie ihn fassungslos an. »Aber irgendetwas muss ich tun.« Sie blinzelte die Tränen fort, Gedanken wirbelten ihr durch den Kopf. »Dann habe ich eine andere Idee. Vielleicht könnten wir ja so tun, als wolltet ihr mich gegen die beiden austauschen. Das würde Titus aus der Deckung locken, und vielleicht lässt er sich überreden, Felicius und Julius zu einer vereinbarten Stelle zu bringen, wo der Austausch stattfinden sollte?«
    »Das ist eine gute Idee«, warf Stephanus leise ein. Eigon hatte ihn in der Dunkelheit gar nicht bemerkt. »Diese junge Dame ist eine gute Strategin, eine würdige Tochter des großen Kriegerkönigs.« Er warf ihr ein Lächeln zu. »Wenn dieser Mann sie so dringend zu fassen bekommen will, dann denkt er vermutlich nicht allzu logisch. Wir könnten
verlangen, dass er ohne Begleitung kommt, denn sonst wären wir in Gefahr. Vielleicht lässt er sich tatsächlich darauf ein.«
    »Wenn er die Möglichkeit hat, wird er uns hinters Licht führen und eine ganze Armee verstecken«, widersprach Eigon und straffte die Schultern. »Er ist kein ehrenwerter Mann.«
    »Auch wir sind nicht ehrenwert, wenn es darum geht, unseren Freunden beizustehen«, sagte Marcellus finster. »Es lohnt einen Versuch. Also, wie erreichen wir ihn?«
    »Wir schicken einen Boten. Das muss der Mutigste unter uns sein«, sagte Stephanus düster. »Ich schlage vor, dass wir darum losen. Die Entscheidung soll Gott treffen.«
     
    Daniel läutete bei Carmella an der Tür und erwartete, ihre Stimme aus der Gegensprechanlage zu hören. Zu seiner Überraschung ertönte ein Summen, die Tür schwang mit einem Klicken auf, ohne dass jemand fragte, wer denn da sei. Er lächelte.
    Im Palazzo hatte er kein Glück gehabt. Als er den Hausmeister nach langem Klingeln endlich herausgeläutet hatte, war Jacopo derart betrunken gewesen, dass er kaum ein verständliches Wort hervorgebracht hatte. Schließlich aber hatte Daniel ihn genügend bedrängt, um zu erfahren, dass die Signora Kim die Wohnung verlassen hatte und den Rest des Sommers bei Freunden an den Seen verbrachte.
    Zwei Stufen auf einmal nehmend, lief Daniel zu Carmellas Wohnungstür hinauf, die einen Spalt breit offen stand. Er schob sie ganz auf, ein köstlicher Duft schlug ihm entgegen. Knoblauch, Zwiebeln, irgendeine Fleischsoße. Ganz offenbar erwartete sie Gäste zum Mittagessen.
    »Henrico?« Ihre Stimme drang aus der Küche über das Zischen des Bratfetts zu ihm vor. » Ciao, carissimo . Schenk
dir was zu trinken ein, und bring mir auch ein Glas! Ich bin gleich so weit.«
    Daniel lächelte. Bislang waren die Götter mit ihm. Er ging ins Wohnzimmer und sah sich um. Auf einem Beistelltisch stand ein frischer Blumenstrauß, auf dem Schreibtisch warteten eine Flasche Barolo und zwei Gläser. Carmellas Handy lag auf dem Sofatisch. So einfach war es also. Er musste ihr nicht einmal drohen. Er griff sich das Handy und steckte es sich in die Tasche, warf eine Kusshand Richtung Küche, schlich aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter sich, um alles genauso zu hinterlassen, wie er es vorgefunden hatte. Dann war er zur Wohnungstür hinaus und lief die Treppe hinunter. Er hatte schon die Straße erreicht, als ein Auto vorfuhr, in eine Parklücke einbog und ein Mann mit silbergrauen Haaren ausstieg. Daniel schlenderte auf die andere Straßenseite und beobachtete den Ankömmling aus den Augenwinkeln. Carmella würde es bestimmt sehr merkwürdig finden, dass Henrico ein zweites Mal läutete. Er fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis sie feststellte, dass ihr Handy fehlte.
     
    In der Liste der getätigten Anrufe wurde er sehr bald fündig. Die fünfte Nummer, bei der er es versuchte, war eine Pension. Das Mädchen, das seinen Anruf entgegennahm, sagte, ja, bei ihnen wohne eine englische Dame, im obersten Stockwerk sei ihr Zimmer, und sie glaube auch, dass sie Jess heiße, obwohl sie offenbar nicht im Gästeverzeichnis stand. Das Mädchen klang sehr vage, fast ein bisschen einfältig. Daniel lächelte. Zu dem Haus war es von der Bar, in der er bei einem Glas sehr gutem Chianti saß und seine Anrufe

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