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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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den Kopf. »Sei nicht albern. Entschuldige, jetzt habe ich dir einen Schrecken eingejagt. Das wollte ich nicht.«
    »Nein.« Eigon nahm ihre Hand. »Nein, das hast du auch nicht. Du hast vollkommen Recht.« Dann gab sie Drusilla einen Gutenachtkuss.
    Nachdem sich die Tür geschlossen hatte, stand sie einen Moment nur starr vor Erschöpfung da. Jetzt, da sie sich nicht mehr zusammenzureißen brauchte, überkam sie das Gefühl von Einsamkeit. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Am schlimmsten war es in Momenten wie diesen, wenn sie ganz allein war. Die Sehnsucht nach Julius überwältigte sie,
sie dachte an die letzte Reise mit ihm nach Rom, an seinen letzten Kuss. Mit einem schweren Seufzen kniete sie am Bett nieder und betete. Für Julius, für seinen Großvater, für Antonia und für Petrus und seine Hilfe. Und sie betete, dass ihr selbst nichts zustoßen möge. Dann schob sie ihr Unglück wieder fort.
    Als sie schließlich aufstand, sah sie sich erneut um. Es war immer noch da, dieses Gefühl, dass irgendwo irgendjemand war, der sie beobachtete. Nicht Julius. Keiner der Menschen, die sie liebte, da war sie sich sicher. Sie setzte sich auf die Bettkante und schaute in die flackernde Flamme der Öllampe, die auf dem kunstvoll geschnitzten Eichentisch neben dem Bett brannte. Die Muster im Holz erinnerten sie an ihre Kindheit. Das waren die wirbelnden, verwobenen Muster von zu Hause. Kaum hatten sie angelegt, hatte Eigon im Hafen Keltisch sprechen hören, eine von einem Dutzend Sprachen, die in dem Menschenauflauf gerufen wurde, und sie hatte in mehreren Gesichtern die unverkennbare Hautfarbe der Männer und Frauen von den nördlichen Grenzen des Reichs gesehen. Schon sehr lange hatte sie ihr Heimweh erfolgreich verdrängt, aber jetzt plötzlich konnte sie es nicht mehr erwarten, die grünen, nebelverhangenen Hügel zu sehen. Das waren die Bilder, die sie in ihren Träumen heimgesucht hatten.
    Plötzlich spannten sich ihre Muskeln an. Da war es wieder, dieses Gefühl. Die Atmosphäre im Raum war schwer geworden, die Temperatur war plötzlich gesunken. Ängstlich sah sie sich um, dann schloss sie die Augen. »Bete, umgib dich mit Gebeten und mit dem goldenen Licht der Sicherheit.« Das hatte Melinus ihr beigebracht. Petrus hatte mehr oder minder dasselbe gesagt. »Schick die Dämonen fort im Namen Christi, mein Kind. Umgib dich mit seiner Liebe. Er wird dich behüten. Bete.« Sie schüttelte den Kopf.
Sie wusste nicht, ob ihre Gebete inbrünstig genug waren, ob sie überhaupt funktionierten, denn dort draußen war jemand, der sie finden wollte. Titus. Und er bediente sich eines Sachkundigen, eines Meisters, dem es nicht die mindeste Mühe bereitete, sie aufzuspüren.
     
    »O mein Gott!« Vor Schreck wachte Jess auf. »Er folgt ihr. Er weiß, wo sie ist.«
    William seufzte. Von wem sie sprach, brauchte er gar nicht zu fragen. »Das heißt, sie verfolgt dich sogar in zehntausend Metern Höhe?«
    Jess schüttelte den Kopf. »Ich hab geträumt …«
    »Spielt keine Rolle. Wir sind beinahe in Stansted. Schau.« Er deutete zum Fenster hinaus. Das Flugzeug flog immer tiefer, sie konnten bereits die Lichter unter sich ausmachen. »Jetzt bist du in Sicherheit, Jess. Das ist das Einzige, was zählt.«
    »Aber verstehst du denn nicht, Titus folgt ihr. Und wenn er das tut, dann folgt Daniel mir auch.«
    »Das bezweifle ich.« William klang verärgert. »Aber wenn, Jess, dann ist das auch egal. Jetzt sind wir zu Hause. Wenn nötig, rufen wir die Polizei. Außerdem findet er dich nicht. Wir fahren sofort nach Cornwall, da kann dir nichts passieren. Er wird nie im Leben auf die Idee kommen, dort nach dir zu suchen. Da hast du Zeit, zu entscheiden, was du als Nächstes tun willst, da kannst du dich entspannen und zur Ruhe kommen.«
    Der Flugkapitän sprach über Lautsprecher zu den Fluggästen. Bald würden sie landen. Als er geendet hatte, drehte Jess sich zu William. »Es tut mir leid, du bist wirklich großartig gewesen. Wahrscheinlich hast du mir das Leben gerettet«, sagte sie sanft. »Aber ich komme nicht mit nach Cornwall.«

    »Warum nicht?« Er runzelte die Stirn.
    »Du kennst den Grund. Ich muss wieder nach Ty Bran. Da geht Eigon hin.«
    »Tu das nicht, Jess. Da wird Daniel als Erstes nach dir suchen.«
    »Das Risiko muss ich eingehen.« Sie legte ihre Hand auf seine. »William, du hast mehr getan, als ich erwartet oder verdient hätte. Ich darf dich nicht bitten, noch mehr für mich zu tun.« Es holperte ein wenig, das

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