Die Tochter des Königs
erst richtig angefangen.«
»Aber wer ist er?«, fragte Steph empört.
»Er macht ähnliche Sachen wie Carmella«, sagte Rhodri. »Er kann in die Zukunft und in die Vergangenheit schauen und mit den Geistern reden. Ich glaube nicht, dass er Tarot liest oder eine Kristallkugel hat, er macht es ein bisschen akademischer, aber meines Wissens ist er auch ein heidnischer
Priester und ein Schamane und außerdem Fachmann für die Kelten. Ein Druide!« Er zuckte mit den Schultern. »Ich weiß zwar nicht, wo er ist, aber ich glaube, du hast Recht und die Sendung kam aus Schottland.«
»Kannst du das nicht herausfinden?«, fragte Steph. »Du musst doch Leute bei der BBC kennen. Irgendjemand muss dir doch sagen können, wo er ist.« Sie wandte sich wieder zu ihrer Mutter. »Mummy, warum hast du ihn nie erwähnt?«
»Ich weiß, wer wissen könnte, wo er ist«, unterbrach Megan. Sie ging zum Telefon, wählte eine Nummer in Hereford, und wenige Sekunden später bedeutete sie Steph, ihr etwas zu schreiben zu reichen. Sie notierte eine Nummer, legte auf und wählte erneut.
»Allerdings weiß ich nicht so genau, was er tun kann«, sagte sie über die Schulter, während sie wartete, dass am anderen Ende abgehoben wurde. Schließlich schaltete sich ein Anrufbeantworter an. Sie machte ein enttäuschtes Gesicht, hinterließ aber trotzdem eine Nachricht: »Meryn? Hier ist Megan Price von Cwm-nant. Erinnerst du dich? Sag, könntest du mich bitte zurückrufen? Ich brauche Hilfe, dringend. Ich bin bei meiner Nachbarin in Ty Bran, im Tal nebenan. Die Nummer ist …« Sie sprach sie langsam und deutlich vor und legte den Hörer dann achselzuckend auf. »Jetzt hoffen wir nur, dass er nicht verreist ist.« Sie hatte Aurelia in ihrer Nachricht nicht erwähnt, das war Steph aufgefallen. Nach einem Blick auf ihre Mutter sprach sie aber nicht darüber. Wer immer dieser Typ war, wenn ihre Mutter ihn so lange nicht gesehen hatte, dann musste die Beziehung zwischen ihnen, wie immer sie geartet gewesen war, längst zu Ende sein.
Als das Telefon klingelte, war Carmella am anderen Ende. »Also gut, ich habe die Karten nach Daniel und William befragt.
« Sie machte eine kurze Pause. »William steckt in Schwierigkeiten.«
»William ist tot, Carmella!«, sagte Steph scharf. »Daniel hat ihn umgebracht.«
»Dio mio!« Einen Moment herrschte Stille. »Das tut mir schrecklich leid. Aber das erklärt, was ich über Daniel gesehen habe. Willst du es hören?« Ihre Stimme zitterte, dann fuhr sie fort. »Ich glaube, du musst es erfahren. Es ist nichts Gutes.«
Steph schluckte schwer. »Dann schieß los.«
»Titus ist zu euch unterwegs. Vielleicht ist er schon in England angekommen. Er ist Eigon auf der Spur, und Jess. Jemand anderes beobachtet sie alle. Eine Hellseherin, eine Frau aus dem alten Rom. Ich habe sie schon ein paarmal gesehen, sie ist immer da, wenn ich Verbindung aufnehme. Sie hat Titus gesagt, wo Eigon sich aufhielt, aber dann hat sie es bedauert. Sie weiß, dass er ein böser Mensch ist. Ich weiß nicht, wie das funktioniert, ob er von Daniel Besitz ergriffen hat oder ob er ihm folgt oder ihn benutzt, aber er ist zu dem Ort unterwegs, an dem alles begonnen hat.«
»Ty Bran.«
»Ja. Und er ist ganz in der Nähe. Ich spüre, dass er außer Kontrolle geraten ist.« Carmella holte tief Luft. »Erzähl mir, was mit William passiert ist.«
»Offenbar ist Daniel bei ihm in London in die Wohnung eingebrochen und hat ihn erschlagen.« Stephs Augen füllten sich mit Tränen.
»Woher wissen sie, dass es Daniel war?«
»William hat Daniels Namen mit seinem Blut an die Wand geschrieben.«
»Hat die Polizei euch das gesagt?«
»Nein. Aber sie haben’s dem Direktor des Colleges gesagt, an dem Daniel und Jess und William unterrichten. Unterrichtet haben.«
»Dio mio!«, wisperte Carmella wieder. »Das ist ja grauenvoll.«
»Glaubst du, dass er von Titus besessen ist?«
Carmella lachte bitter auf. »Ich glaube nicht, dass das ein Grund ist, der vor dem Richter Bestand haben wird! Steph, ich habe ihn in der Kristallkugel gesehen. Ich habe ihn gesehen in römischer Uniform, gekleidet wie ein Legionär, und von seinem Schwert tropfte Blut. Du weißt schon, die kurzen Schwerter, wie die Soldaten sie hatten.«
»Titus?«
»Daniel.«
»Und Jess? Jess hast du nicht gesehen?«
»Es war eine Frau bei ihm, Steph. Ich habe sie gesehen. Ihr waren die Arme auf dem Rücken gefesselt, und sie hatte ein Tuch vor den Augen.«
Steph zwang sich, ruhig
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