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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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früher gewalttätig geworden ist. Er hat sie ein paarmal verprügelt. Sie haben sich gestritten, und er ist gleich wieder gefahren. Wohin, weiß sie nicht. Aber die Polizei ist bei ihr gewesen und hat nach ihm gefragt. Offenbar sagten die Beamten, es sei dringend und Nat müsse sich sofort bei ihnen melden, wenn sie von ihrem Mann hört. Sie haben ihr geraten, vorsichtig zu sein.«
    »Und sie weiß nicht, wohin er gefahren ist?«
    »Nein.«
    Sie schauten sich an. »Ihr glaubt, er ist hierhergekommen?«, fragte Aurelia leise.

    Rhodri nickte. »Es ist doch immer hinter Jess her gewesen, oder nicht? Er geht bestimmt davon aus, dass sie hier ist.« Er mochte Aurelia. Trotz ihrer Sorge war sie ruhig und vernünftig.
    »Wir sollten die Polizei einschalten«, sagte Steph bestimmt. »Mir ist schleierhaft, warum sie noch nicht hier ist!«
    »Ich rufe mal bei der Wache hier an. Ich kenne da einen.« Rhodri ging zum Telefon. »Wir können nicht einfach Däumchen drehen, bis Daniel hier auftaucht. Vielleicht ist er ja sogar schon hier. Ich habe überall nach Jess gesucht, aber sie ist spurlos verschwunden. Wo kann sie nur sein? Ich habe sie da oben stehen lassen, das war wirklich dumm von mir. Ich hätte sie zwingen sollen, mit mir zurückzugehen. Sie hat gesagt, sie würde nachkommen …«
    »Dir macht wirklich niemand einen Vorwurf, Rhodri.« Aurelia legte ihm eine Hand auf den Arm und lächelte ihn matt an.
    »Ich mir schon!« Er wählte bereits die Nummer. Als Nächstes rief er seine Mutter an. Jess war nicht zur Farm hinübergegangen, und als er bei der Post unten im Dorf anrief, hatte auch dort niemand sie gesehen.
    Keine Stunde später war die Polizei da. Rhodris Bekannter, District Inspector James Lloyd, und der ihn begleitende Sergeant setzten sich an den Küchentisch und ließen sich von Steph und Rhodri die ganze Geschichte schildern. Wie sich herausstellte, wussten sie bereits, dass Daniel möglicherweise auf dem Weg nach Ty Bran war; die mit dem Fall beauftragte Mordkommission in London hatte sie vorgewarnt. Jess’ Verschwinden bereitete ihnen zusätzlich Sorge. Gemeinsam brachen alle auf, um den Weg zum Gipfel hinaufzugehen, suchten den Wald ab, riefen sich heiser nach Jess. Schließlich fanden sie sich alle am höchsten Punkt ein,
nur wenige Meter von dem Ort entfernt, in den sich das kleine Kind zum Sterben verkrochen hatte. Aber das erwähnte niemand. Das war Jess’ Geheimnis. Die beiden Polizisten schauten sich überall um, spähten sogar in den Hohlraum unter den Steinen, aber die kleinen Knochen entdeckten sie nicht. Von Jess war kein Lebenszeichen zu sehen, ebenso wenig wie von jemand anderem. Es gab keine anderen Fußabdrücke als ihre eigenen und diejenigen, die bereits da gewesen waren. Keine Hinweise, nichts, das darauf hindeutete, dass Daniel irgendwo in der Nähe gewesen wäre. Und an den Feldwegen stand nirgends ein unbekannter Wagen.
    »Hunde?«, schlug Rhodri vor.
    Der Inspector zuckte mit den Schultern. »Jess ist hier überall gewesen, das heißt, die Fährte wäre mehr als verwirrend. Wir sprechen mit London und Shrewsbury. Sie schicken mehr Männer, und vielleicht raten sie uns auch, einen Hubschrauber einzusetzen; andererseits ist es dafür vielleicht noch zu früh. Aber ich verspreche Ihnen, wir melden uns bei Ihnen, sobald wir irgendetwas erfahren, und wenn Jess auftaucht oder Sie etwas von Mister Nicolson hören oder sehen, geben Sie uns bitte sofort Bescheid. Sicher brauchen wir Ihnen nicht eigens zu sagen, dass Sie sich von ihm fernhalten sollen.«
    »Also lassen sie uns allein«, sagte Aurelia unzufrieden, als die beiden Polizisten wieder in ihren Range Rover stiegen und den Feldweg hinunter ins Dorf fuhren.
    Steph warf einen Blick zu Rhodri. »Carmella?«, sagte sie.
    »Wer ist denn Carmella?« Aurelia suchte mit leicht entsetzter Miene Stephs Weinregal durch. »Ich brauche etwas Alkoholisches!« Ihre Hände zitterten vor Erschöpfung.
    »Sie ist eine Freundin von Kim, eine Hellseherin, und sie liest die Tarotkarten.« Steph klang etwas zögerlich.

    Aurelia richtete sich auf und starrte sie an.
    »Sie hat gewusst, dass Jess in Schwierigkeiten ist«, verteidigte sich Steph. »So hat überhaupt alles angefangen!«
    »Dann ruf sie an.« Aurelia wandte sich wieder dem Weinregal zu und nahm eine Flasche heraus. »Wo ist der Korkenzieher?«
    »Der hat einen Schraubverschluss, Mummy!« Steph hatte Carmellas Nummer schon aus dem Adressbuch herausgesucht und ging zum Telefon. »Tut mir leid,

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