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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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durchzuatmen und ihre Panik so gut wie möglich zu unterdrücken. »Das kann nicht Jess gewesen sein. Vorhin hast du doch gesagt, dass Jess Blätter und Bäume sieht.«
    »Ich weiß nicht, was sie sieht, Steph. Aber ich habe ein äußerst ungutes Gefühl bei dieser ganzen Sache. Ich mache weiter, aber ihr müsst Daniel finden.«
    »Ein ganzer Trupp Bereitschaftspolizei sucht nach Daniel, Carmella.«
    Damit legte Steph auf und drehte sich zu den anderen um. »Habt ihr ungefähr mitbekommen, worum es geht? Sie hat nur bestätigt, was wir schon wissen. Jess ist in Gefahr, und Daniel ist offenbar von diesem bösartigen Römer besessen. In ihrer Vision hält er ein blutiges Schwert in der Hand.«
    Am Tisch herrschte entsetztes Schweigen. »Was sollen wir machen?«, flüsterte Aurelia schließlich. »Irgendetwas müssen wir doch unternehmen!«

    »Ich gehe sie nochmal suchen!« Rhodri schob seinen Stuhl zurück. »Ich kann nicht einfach hier sitzen und warten, bis irgendetwas passiert!«
    »Moment mal! Hat jemand mal versucht, ihr Handy anzurufen?«, fragte Megan plötzlich. Sie schauten sich an. Steph ging wieder zum Telefon. Sekunden später hörten sie von oben den unverkennbaren Klingelton.
    »Verdammt!« Mehr sagte sie nicht.
     
    Sie standen an der Küste und schauten auf die Wellen, die an den Strand krachten, den Sand aufwirbelten, ihre Füße überspülten und wieder zurückwichen, als seien sie lebendig. Eigon schauderte. »Ist es weit zur anderen Küste?«
    Commios schaute fragend zu ihrem Führer. Der Mann zuckte mit den Schultern. »Ziemlich weit.«
    »Wo bekommen wir ein Boot?« »Geht hier entlang nach Gesoriacum, und dort bezahlt ihr jemanden.« Der Führer grinste. »Ich hab meine Arbeit getan. Jetzt seid ihr hier, euch ist nichts passiert.«
    Commios hob die Augenbrauen. »Mein Freund, du solltest uns zum Hafen bringen.«
    Der Führer schüttelte den Kopf. »Wir hatten als Ziel die Küste vereinbart. Der Hafen ist gleich da jenseits der Dünen. Ihr könnt ihn nicht verfehlen.«
    Commios schaute ihn wieder fragend an. »Ich vermute mal, du willst nicht mit uns übers Meer reisen?«
    »Nein.« Der Mann war kurz angebunden. Mit einer Verbeugung wandte er sich zu Drusilla. »Mögen die Götter dich begleiten. Und dich, o Königin.« Er verneigte sich mit einer gewissen Ehrfurcht vor Eigon. »Und mit dir, Freund.« Er gab Commios einen freundlichen Klaps, dann war er fort.
    Verwundert schauten sie ihm nach. »Das war plötzlich.« Drusillas Gesicht war etwas rot geworden. Die Gesellschaft
dieses Mannes hatte ihr gefallen, des Galliers, der sie in den vergangenen Tagen durch die Wälder, über das Bauernland und die Flusstäler entlang zur Küste geführt hatte.
    Plötzlich spitzte Commios die Ohren. »Schnell, versteckt euch!« Er zog die beiden Frauen in den Schutz der Bäume. In der Ferne waren zwei Reiter erschienen, die von Südosten her den Strand entlang auf sie zugaloppierten.
    Die beiden Gestalten kamen näher und ritten an ihnen vorbei, ohne ihre Geschwindigkeit zu drosseln. Sie trugen römische Uniformen, beugten sich über den Hals ihrer Pferde, die Augen zusammengekniffen vor dem kalten Wind.
    Eigon wagte kaum zu atmen, bis die Männer im Dunst verschwanden. »Titus«, hauchte sie.
    »Ich kann es nicht fassen, dass er uns immer noch folgt.« Commios fluchte verhalten. »Woher weiß er, wo wir sind?«
    »Unser Führer?«, sagte Drusilla bitter. »Ist das vielleicht der Grund, warum er uns so überstürzt verlassen hat? Vielleicht haben sie ihn bezahlt. Gestern Abend in der caupona , wo wir eingekehrt sind. Bei einigen der Männer dort hatte ich ein mulmiges Gefühl. Wir hätten nicht hineingehen sollen.«
    Eigon und Commios starrten sie an, dann nickten sie widerwillig. »Das könnte zusammenpassen«, sagte Commios zornig. »Er war uns nichts schuldig. Das werden wir nie wissen. Er hat uns wie vereinbart zur Küste gebracht und sich seinen Lohn verdient.« Er seufzte. »Andererseits, Titus hat uns nicht gesehen, das heißt, wir sind ihm immer noch einen Schritt voraus. Und da unser überaus freundlicher Begleiter fort ist, wird Titus von unserer Ankunft hier erst erfahren, wenn wir es ihn wissen lassen.«
    »Falls wir es ihn wissen lassen«, warf Drusilla ein.
    »Was wir nicht tun werden«, ergänzte Eigon. Sie schauderte. »Werden wir den Mann denn nie los?« Verzweifelt
schaute sie über die Wellen hinaus. Am Horizont, wo die Sonne im Meer versank und einen Moment ihre Strahlen auf die

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