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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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kein französischer, ich mag australischen Wein lieber. Carmella? Ciao! Ich bin’s, Steph!«
    Während sie auf Carmellas Rückruf warteten, die zwischenzeitlich ihre Karten befragen würde, kam Megan. Sie war eine füllige, energische Frau mit vom Wind geröteten Wangen und blonden Locken. Als sie ihr erzählten, was vor sich ging, sah sie mit wachsendem Entsetzen in die Runde.
    »Das klingt ja wie in einem Krimi!«, sagte sie schließlich. »Rhodri? Warum hast du mir das alles nicht schon längst erzählt?«
    Er seufzte. »Damit du keinen Anfall kriegst, Mum! Was meinst du denn?«
    Der Anruf aus Italien ließ sehr lange auf sich warten. Carmella entschuldigte sich. »Ich sehe überhaupt nichts von ihr, Steph. Es tut mir wirklich leid. Ich weiß nicht, was passiert ist. Das ist eine völlig neue Erfahrung für mich. Die Karten reagieren nicht, als wären sie Holzklötze. Sie machen auf taub. Die spärlichen Botschaften drehen sich im Kreis. Sie sagen, dass sie in Gefahr ist, dann sagen sie, dass sie in Sicherheit ist. Sie sagen, sie hätte den einen gefunden, nach dem sie gesucht hat, dann sagen sie, sie hat den, den sie gesucht hat, verloren. Sie sagen, dass sie auf der Schwelle zur Erfüllung ihres Lebenstraums steht, dann sagen sie, dass sie alles verloren hat.« Ihre Stimme stieg vor Frustration schrill
an. »Es tut mir wirklich leid. Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll. Außer, dass ich nicht weiß, wo sie ist. Ich habe meine Kristallkugel gebeten, mir zu zeigen, was sie sehen kann. Ich habe Bäume und Laub gesehen und Zweige, die im Wind tanzen. Ich habe Vögel gesehen, die darüber kreisen, ich habe den Himmel gesehen. Das könnte überall gewesen sein.«
    »Aber sie ist am Leben?«, fragte Steph mit belegter Stimme.
    Den Bruchteil einer Sekunde herrschte am anderen Ende Schweigen. »Ich glaube schon. Ich bete darum. Ich weiß es nicht, Steph. Die Vision war zu verschwommen.«
    Irgendwo im Hintergrund hörte Steph eine tiefe Stimme auf Italienisch sprechen. »Carmella, entschuldige! Du hast Besuch, und ich habe dich gestört.« Steph tat ihr Bestes, sich ihre Sorge nicht anmerken zu lassen.
    »Nein, nein, das war mein Freund, er hat mir einen Kaffee gebracht, damit ich wieder einen klaren Kopf bekomme.« Steph glaubte fast, Carmellas amüsiertes Lächeln zu hören. »Er hat großes Verständnis für diese Dinge.« Nach einer kurzen Pause sagte sie dann: »Steph, ich habe eine Idee. Ich rufe dich in einer halben Stunde wieder an, ja?« Damit war die Verbindung unterbrochen.
    Steph drehte sich zu den anderen um und schüttelte den Kopf. »Nichts Neues«, sagte sie. Sie musste sich bemühen, nicht aufzuschluchzen.
    »Warum hast du sie nicht wegen Daniel gefragt?«, fragte Rhodri vorwurfsvoll.
    »Das wollte ich gerade, aber dann hatte sie eine Idee. Sie ruft in einer halben Stunde wieder an.« Steph ließ sich auf ihren Stuhl fallen.
    Megan stand auf und legte ihr einen Arm um die Schultern. »Es wird alles wieder gut, ihr werdet schon sehen. Ich habe so ein Gefühl in den Knochen!«

    Aurelia schaute plötzlich auf. »Moment mal, wenn wir schon dabei sind, Okkultisten zu befragen, dann fällt mir jemand ein, an den wir uns wenden könnten. Megan, erinnerst du dich an Meryn Jones? Lebt er noch hier in der Gegend? Er würde wissen, was wir tun sollen.«
    Megan runzelte die Stirn. »Du hast Recht. Ein unglaublicher Mann. Bist du ihm nicht mal ein bisschen nähergekommen, Aurelia?« Sie lächelte liebevoll. »Ich habe seit Jahren nichts mehr von ihm gehört. Er ist doch in die Staaten gegangen, oder? Als Letztes glaube ich gehört zu haben, dass er nach Schottland gezogen ist.«
    »Mummy?« Steph sah ihre Mutter fragend an.
    »Das ist eine lange Geschichte«, sagte Aurelia wehmütig. »Die erzähle ich dir ein anderes Mal. Nicht jetzt.«
    Das war zu der Zeit gewesen, als auch sie hier in den Bergen gelebt hatte. Jess und Steph wohnten nicht mehr bei ihr. Sie war allein, und Aurelia hatte beschlossen, für sich etwas Neues zu suchen. Sie hatte ihnen nie von Meryn erzählt, und er und sie hatten sich voneinander entfernt, ehe sie sich allzu nahe gekommen waren. Aber sie hatte sich öfter gefragt, wo er wohl steckte und was passiert wäre, wenn sie in Kontakt geblieben wären.
    Rhodri setzte sich auf. »Meryn Jones war der Berater bei der Sendung über Cartimandua. Ich wusste doch, dass mir der Name bekannt vorkam. Jess hat die Sendung auch gehört. Damit hat ja ihre Obsession mit Eigon und Caratacus überhaupt

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