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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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Als ich in Ty Bran war, ist sie ziemlich aggressiv geworden.« Er verzog das Gesicht. »Komm ihr bloß nicht zu nah, wenn sie glaubt, du wärst ein römischer Soldat oder so.« Er lächelte spöttisch, schob seinen Stuhl unter den Tisch und ging zur Tür.
    »Du gehst jetzt? Jetzt sofort?«, fragte Kim scharf.
    »Das ist das Beste. Tut mir leid, wenn ich euch die Laune verdorben habe, aber ich finde, das musstet ihr erfahren.«
Seine Tasche stand bereits im Flur, jetzt schlang er sie sich um die Schulter. »Viel Glück, Leute, und grüßt Steph von mir.«
    »Daniel …« William stand hastig auf, doch Daniel hatte die Tür bereits geschlossen. Wenige Sekunden später hörten sie die Wohnungstür ins Schloss fallen, der Knall hallte durch den hohen, dunklen Korridor.
    »Merda!«, sagte Kim. Sie kehrte an den Herd zurück, stellte die Pfanne wieder auf die Flamme und griff nach dem Kochlöffel.
    »Mir war schon klar, dass irgendetwas nicht stimmt, aber auf so etwas wäre ich nie im Leben gekommen.« William setzte sich wieder und starrte auf die Tischplatte. Beide schwiegen.
    »Die arme Jess«, sagte Kim nach einer ganzen Weile. »Das erklärt natürlich die ganzen wirren Sachen mit den Kelten und dem Kind. Und weswegen sie aus heiterem Himmel hier aufgetaucht ist. Was sollen wir bloß sagen, William?« Sie schaute nachdenklich zu ihm.
    »Selbst wenn das, was Daniel sagt, stimmen sollte, können wir nichts unternehmen«, antwortete William bedächtig. »Also sprechen wir nicht darüber. Wir sagen einfach, dass Daniel plötzlich nach Hause musste. Dass Nat angerufen hat, weil eins der Kinder krank ist. Etwas in der Art.«
    Kim nickte. »Und erzählen wir Steph davon?«
    William seufzte. »Eher nicht.«
    »Sollte sie es nicht wissen?«
    »Sie würde es nicht für sich behalten. Entweder wäre sie unglaublich wütend auf Daniel, oder sie würde Jess zum nächsten Psychiater schleppen für den Fall, dass es stimmen könnte. Was garantiert nicht der Fall ist! Lassen wir Jess doch einfach eine Weile in Ruhe. Daniel ist nicht mehr da, und damit hat er Recht, seine Anwesenheit hat sie wirklich
aufgebracht. Das haben wir ja hautnah miterlebt. Vielleicht kommt sie etwas zur Ruhe, wenn er nicht mehr hier ist.« Er seufzte schwer, dann schaute er skeptisch auf. »Ich habe nie den Eindruck gehabt, dass sie auf Daniel gestanden hat. Du?«
    Kim hob die Augenbrauen. »Wenn, dann hat sie das schon längst überwunden.« Sie rupfte Blätter von einem Kräutersträußchen, das in einem Krug auf dem Fensterbrett stand. »Liebst du sie noch, William?«, fragte sie mit einem Blick zu ihm.
    Er verzog das Gesicht. »Kim, wir haben uns getrennt.«
    »Das ist keine Antwort.«
    »Eine andere bekommst du aber nicht.« Er stand auf, trat ans Fenster und schaute auf die Straße hinunter. Auf der gegenüberliegenden Seite stieg Daniel gerade in ein Taxi. William sah, dass er einen letzten Blick zur Wohnung hinaufwarf, dann wurde die Wagentür zugezogen, und das Taxi fuhr davon.

Kapitel 12
    E igon sah mit einem unsicheren Lächeln zu ihrer Mutter hoch. Die letzten Tage waren in einem Wirbelwind verwirrender Bilder vergangen. Die Familie hatte noch am selben Tag eine Villa an den Hängen des Pincio bezogen. Ihr Vater wurde wie ein König behandelt, plötzlich hatten sie Sklaven und schöne Gewänder und bequeme Betten. Sie, Eigon, sollte wieder Unterricht bekommen und gleichaltrige Spielgefährtinnen. Ungewiss war lediglich die Aufgabe der Wachposten, die vor dem Tor zur Villa standen und sie begleiteten, wann immer sie in die Stadt gehen wollten.
    »Im Grunde sind wir Gefangene, Caradoc!«, sagte Cerys zu ihrem Gemahl, als sie zum von Säulen eingefassten Tor schauten.
    »Cerys, wir sind am Leben. Wir wurden nicht von Löwen zerfetzt.« Er lächelte sie an und legte ihr einen Arm um die Schultern. »Das genügt fürs Erste.« Er war müde, ihr Gemahl, nicht mehr der wilde Krieger von einst, und er hustete unablässig. Vertrauensvoll lehnte sie sich an ihn. Er hatte Recht, im Moment mussten sie mit ihrem Schicksal zufrieden sein und abwarten. Wenn er wieder zu Kräften gekommen war, würden sie ihre Flucht und ihre Rückkehr nach Britannien planen.
    Sie und Eigon waren seit vielen Wochen das erste Mal allein, als ihre Tochter zu ihr kam und sie heftig am Gewand
zupfte. Cerys, noch blass und mitgenommen, trug eine helle Tunika und eine Stola aus Leinen. Jetzt schaute sie mit einem Lächeln zu ihrer Tochter.
    »Mama! Ich habe ständig schreckliche

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