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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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wahr?«
    Cerys’ Miene verdüsterte sich ein wenig. »Mein Gemahl gehörte nicht zu denen, die vor Claudius das Knie beugten, Herrin.«
    Pomponia Graecina lächelte. »Natürlich nicht. Verzeiht. Er war der Anführer unserer Gegner, nicht wahr?« Sie beugte sich vor. »Ein tapferer Mann. Er hat meine Achtung verdient.« Sie winkte einen aus der Dienerschaft, die wartend an der Tür stand, zu sich. »Ich habe Euch und Eurer Tochter Geschenke gebracht, Herrin. Damit Ihr Euch in dieser Stadt willkommen fühlt.«

    Das kleinere Kästchen war für Eigon. Sie beäugte es misstrauisch, schaute fragend zu ihrer Mutter und dann zu dieser vornehmen Frau, die sich so unbekümmert bei ihnen niederließ. Cerys warf ihr ein ermunterndes Lächeln zu. »Ich bin sicher, dass du es öffnen darfst, Kind, damit du der Herrin Pomponia Graecina selbst für das Geschenk danken kannst.«
    Eigon stellte das Kästchen auf den Rand des Beckens und nahm den Deckel ab. Innen lag ein Spielbrett, dazu eine Reihe Zählsteine und Würfel. Sie nahm eines der kunstvoll geschnitzten Stücke heraus und blickte dann zu der Dame auf. »Vielen Dank, Herrin«, sagte sie scheu.
    Pomponia lächelte entzückt. »Sie spricht Lateinisch!«
    »Natürlich.« Cerys lächelte.
    »Und wer soll das Kind unterrichten?« Pomponia winkte Eigon zu sich, legte ihr die Hände auf die Wangen und hob ihr Gesicht zu sich. Eigon spürte, wie die schweren Ringe an den Fingern der Frau in ihre Haut drückten.
    »Das wissen wir noch nicht.« Cerys strich die Falten ihrer Stola mit einem leichten Frösteln zurecht. Eine Bö trieb den Geruch vom Holzfeuer aus der Küche zu ihnen herüber. Allmählich wurde es Herbst. »Es wurde davon gesprochen, dass sie Unterricht erhalten soll. Ihr Vater möchte es auch, aber er ist nicht ganz bei Kräften. Er leidet an einem Fieber, das ständig wiederkehrt. Es ist schwer, Entscheidungen zu treffen, und es ist noch zu früh, um …«
    »Es ist nie zu früh, um richtigen Unterricht zu bekommen.« Pomponia lächelte Eigon an, und sofort fühlte sie sich besser. Die Augen der Frau waren warmherzig und freundlich. »In meinem Haushalt gibt es genau die richtige Person für sie. Er hat uns aus Britannien begleitet. Er gehört zu Eurem Volk.«
    Cerys runzelte die Stirn. »In der Tat, Herrin?«, fragte sie vorsichtig.

    »Er verehrt Eure Götter und folgt Euren Sitten. Er unterweist mich in der Philosophie Eures Landes«, erklärte Pomponia.
    »Ein Druide?«, fragte Cerys im Flüsterton.
    Pomponia nickte.
    »Aber Eure Regierung hat sie verboten.«
    Die Besucherin zuckte mit den Schultern. »Er verkündet seinen Glauben nicht öffentlich.«
    »Ist er ein Sklave?«
    »Offiziell, ja.«
    »Wenn ich einwillige, wird mir dann nicht vorgeworfen, ich würde einem verbotenen Glauben folgen?«
    Pomponia überlegte kurz. »Euch ist nicht verboten, zu Euren Götter zu beten. Niemandem wird verboten, seine Götter zu verehren. Unser Volk ist tolerant. Die Druiden sind verboten, weil sie uns bekämpft haben. Sie haben den Aufstand geschürt, sie haben zum Widerstand gegen Rom aufgerufen und ihn organisiert. Das tun sie immer noch. Aber dieser Mann, Melinus, ist anders. Er ist sanft und gebildet. Er kann dieses Kind alles lehren, was es zu wissen braucht.« Sie machte eine kurze Pause. »Ich kann Euch nicht zwingen, seine Dienste anzunehmen, Herrin Cerys, aber das Angebot bleibt bestehen. Wartet, bis Ihr Euch Eurer Position in Rom etwas sicherer seid. Wenn Ihr wollt, besprecht Euch mit dem König, Eurem Gemahl.« Unvermittelt lächelte sie fast ein wenig keck. »Erkundigt Euch nach mir. Ihr werdet erfahren, dass ich wegen meiner Widerworte gegen den Kaiser bekannt bin. Er belangt mich deshalb nicht. Er ist klug genug, sich nicht mit mir anzulegen, wie Ihr feststellen werdet, wenn Ihr uns Römer einmal besser kennengelernt habt. Euch wird nichts passieren, wenn Ihr diesen Mann bei Euch aufnehmt. Ich tue Euch einen Gefallen, wenn ich ihn Euch überlasse, denn er ist mir lieb und
teuer. Aber dieses Kind braucht einen Menschen, der es anleitet.«
    Sie betrachtete Eigon nachdenklich, strich ihr noch einmal mit der beringten Hand übers Gesicht. Dann war der Besuch vorüber, Pomponia rief nach ihrer Sänfte. Die Frauen gaben sich den förmlichen Kuss von Fremden, die die Umstände zu Schwestern machen, dann war sie fort.
    Eigon verzog das Gesicht. Sie hatte im Garten unter einem Feigenbaum schon einen Winkel gefunden, an dem sie sich verstecken konnte. Sie hatte keine

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