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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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Nasenspitze und schaute ihn über den Rand hinweg
entschlossen an. »Du wirst den ganzen Zwischenfall vergessen. Ich lasse mich nicht mehr erpressen oder bedrohen. Du bist ein Stück Dreck. Du hast deine Frau und deine Kinder und dich selbst verraten. Und jetzt schlage ich vor, dass du nach England zurückfährst.« Sie stand auf, plötzlich kochte sie vor Wut. »Und ich rate dir, mir ein exzellentes Arbeitszeugnis auszustellen, wenn ich mich um einen neuen Job bewerbe, Daniel, sonst erinnere ich mich vielleicht doch wieder, was in der Nacht passiert ist!« Sie klaubte ein paar Münzen aus ihrer Tasche, warf sie auf den Tisch und ging davon, lief die Stufen hinunter und über die Piazza und stieg dann zum Tarpejischen Felsen auf. Daniel folgte ihr nicht.
     
    In der Wohnung war es sehr still, als sie heimkam. »Hallo?«, rief sie. Keine Antwort. Sie ging direkt in ihr Zimmer, zog ihre staubigen Sandalen und das Kleid aus und ging ins Bad, wo sie als Erstes das Wasser in der Dusche anstellte.
    Das Plätschern des Wassers auf den Fliesen wurde von einem Klopfen unterbrochen. Schnell drehte sie sich um. »Wer ist da?«, rief sie. Mit zitternden Händen stellte sie das Wasser ab, griff nach einem Handtuch und wickelte es um sich. »Wer ist da?«
    Sie bekam keine Antwort. Nervös biss sie sich auf die Unterlippe. Die Tür war verschlossen. »Wer ist da?«, fragte sie wieder. Sie schlich zur Tür und legte ihr Ohr dagegen. Langsam drehte sich der Knauf. »Wer ist da?«, rief sie zum vierten Mal. »Daniel? Bist du das? Lass mich in Ruhe!« Sie zitterte am ganzen Körper. »Verschwinde!« Immer noch keine Antwort.
    Dann hörte sie sehr schwach Stephs Stimme vor ihrem Schlafzimmer. »Jess, bist du schon zurück? O mein Gott, Daniel, Entschuldigung! Störe ich?«

    Jess riss die Tür auf. »Nein«, sagte sie und drückte das Handtuch an sich. Jetzt gewann wieder ihre Wut die Oberhand. »Du störst überhaupt nicht!«
    Daniel lachte. »’tschuldigung, Steph. Mir war nicht klar, dass Jess unter der Dusche steht.« Er betrachtete sie mit einem höhnischen Grinsen. »Ich lass euch mal allein, damit sie sich anziehen kann, wir können uns ja dann später unterhalten.«
    Die beiden Frauen sahen ihm nach, wie er das Zimmer verließ. Sobald er fort war, drehte Steph sich wieder zu ihrer Schwester. »Was in drei Teufels Namen geht hier vor sich?«
    Jess sprintete zur Tür, warf sie ins Schloss und drehte den Schlüssel um. Dann setzte sie sich aufs Bett. »Es ist eine lange Geschichte«, sagte sie kopfschüttelnd.
    »Und? Ich habe alle Zeit der Welt.« Steph setzte sich neben sie. »Die Wahrheit, Jess.«
    Jess seufzte. Sie konnte es einfach nicht mehr für sich behalten. Sie musste jemandem davon erzählen. »Er hat mich vergewaltigt. In London, nach der Schülerdisco. Deswegen habe ich gekündigt.« Nachdem sie einmal begonnen hatte, sprudelte es nur so aus ihr heraus. »Steph, deswegen wollte ich auch weg aus London. Ständig hat er mir gedroht. Er hat panische Angst, ich könnte jemandem davon erzählen, Natalie oder dem Rektor. In Wales hat er gesagt, er würde mich umbringen. Deswegen bin ich weg von Ty Bran. Deswegen bin ich hierhergekommen. Ich habe alles getan, um ihm aus dem Weg zu gehen, und jetzt ist er mir nach Rom gefolgt. Und heute ist er mir zum Forum nachgegangen und hat mir wieder gedroht!« Ihre Augen füllen sich mit Tränen der Wut, ärgerlich wischte sie sie fort. »Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll!«
    Steph starrte sie aus aufgerissenen Augen an. »Jess, ist dir klar, was du da sagst?«

    »Ja, natürlich weiß ich das! Er hat mich vergewaltigt. Er hat mir irgendwelche K.-o.-Tropfen gegeben und« - sie holte keuchend Luft -, »und hat mich vergewaltigt!« Mittlerweile weinte sie haltlos.
    Steph legte die Arme um sie und drückte sie fest an sich. »Ach, Jess, du Arme. Mein Gott, wie konnte er bloß!« Sie schaute über die Schulter zur Tür. »Bist du zur Polizei gegangen?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich nicht wollte, dass jemand davon erfährt. Das wollte ich einfach nicht. Zuerst wusste ich gar nicht, wer es gewesen war. Ich konnte mich an nichts erinnern. Es ist mir nur ganz langsam wieder eingefallen, und erst noch später ist mir klargeworden, dass es Daniel war. Er hat es auch gar nicht geleugnet. Er hat behauptet, ich sei betrunken gewesen und hätte ihn angemacht.« Sie seufzte.
    »Könnte das sein?« Steph verzog das Gesicht, griff nach Jess’ Hand und drückte sie fest.
    Entgeistert

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