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Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Titel: Die Tochter des Leuchtturmmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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ein Sweatshirt an. Dann band sie die Joggingschuhe zu und lief los. Die Steigung hinauf, weg von den Häusern, von den Menschen. Angst jagte sie. Sara beschleunigte die Schritte, und der Asphalt unter ihren Füßen wechselte zu Sand und Schotter. Ihr Puls wurde schneller. Das ließ sich jetzt dem anstrengenden Laufen zuschreiben,nicht der Angstattacke. Der schmale Pfad war glatt und matschig. Sie rannte, ohne den Pfützen auszuweichen. Feuchtigkeit drang in die Schuhe, die am Ende derart durchgeweicht waren, dass zwischen den Zehen bei jedem Aufsetzen Wasser schwappte. Anfangs war es kalt, doch die Füße erwärmten es allmählich. Die Einzige, der sie begegnete, war eine große Kröte, die völlig reglos mitten auf dem Weg hockte.
    Sara spürte Blutgeschmack im Mund, als sie am Engelsmannen ankam, der Landzunge, von der man den gesamten Marstrand-Fjord überblicken konnte. Hamneskär, Åstol und Klädesholmen lagen in der Ferne. Die Aussicht war wundervoll, aber sie hatte nicht genug Ruhe, um sich hinzusetzen und sie zu genießen.
    Der Wind verbreitete den Duft von Salz und Erde. Sara sog die frische Luft in die Lungen und versuchte ruhig und tief durchzuatmen. Heilende Luft, die über das Meer gekommen war.
    »Entspann dich. Ganz ruhig«, sagte sie laut zu sich selbst und dachte zugleich, dass Menschen, die laut mit sich redeten, nicht alle Tassen im Schrank hatten.
    Die Klippen mit den blassgrünen Flechten wirkten nach dem nächtlichen Regen wie frisch gewaschen. Aus allen Spalten reckten sich grüne Blättchen. Die Strahlen der Frühlingssonne erweckten die Natur zum Leben, obwohl die Nächte noch immer kalt waren. Sara legte Stirn und Hände an den Felsen, als könnte sie ihre Unruhe und Angst auf den grauen Block übertragen und stattdessen die Ruhe des uralten Gesteins übernehmen. Als sie da so kniete, sah es aus, als würde sie beten, und in gewisser Weise tat sie das vielleicht. Sollte sie den Arzt anrufen und fragen, ob sie ihre tägliche Tablettendosis erhöhen durfte?
    Statt nach Hause zurückzulaufen, bog sie nach links ab und trabte die Klippen auf der nördlichen Seite von Koön hinunter. Der Pfad war eigentlich nicht zu sehen. Selbst wenn man wusste, dass er hier verlief, ließ er sich zuweilen nurschwer finden. Vor einem Jahr war hier eine Stromleitung eingegraben worden, doch die Natur hatte die Spuren des Baggers rasch verdeckt. Salz und Wind hatten an den gegossenen, nun verräterisch glatten Treppenstufen genagt. Es gab kein Geländer, nur ein dünnes Stahlseil, das bedenklich hin und her schwang, wenn man danach griff. Überall auf der Landzunge lagen die alten militärischen Verteidigungsanlagen, von See aus unmöglich zu entdecken.
    Auf halbem Weg abwärts kam Sara an einem Bunker mit rostiger Stahltür vorüber. Sie lief die Treppe ganz hinunter und wollte gerade umkehren und wieder nach oben laufen, als sie die Gestalten bei den Hütten entdeckte. Es war überhaupt das erste Mal, dass sie dort jemanden sah. Die Hütten gehörten dem Göteborger Anglerverein, aber die beiden, die dort standen, waren definitiv keine Angler. Verwundert blieb sie stehen. Was in aller Welt wollten sie da? Die Personen diskutierten etwas, die Frau gestikulierte mit den Armen. Sara war zu weit entfernt, um zu hören, was sie sagten, und die beiden waren viel zu sehr mit sich beschäftigt, als dass sie auf Sara aufmerksam wurden. Instinktiv trat sie hinter einen Felsblock zurück. Warum hatten die beiden sich hier draußen getroffen? Die Frau wühlte in ihrer Handtasche und reichte dem Mann einen kleinen Gegenstand, den dieser erst nach einigem Zureden nahm. Sara konnte nicht sehen, worum es sich handelte. Der Mann warf einen Blick darauf und steckte ihn in die Hosentasche. Dann wandte er sich zum Gehen. Die Frau lief ihm hinterher und fasste ihn an der Schulter, doch der Mann schüttelte nur den Kopf. Sara sah, dass er in ein Aluminiumboot stieg und rasch davonfuhr.
    Ihr Herz klopfte so heftig, dass sie sich fragte, ob man es hören konnte. Nachdenklich stieg sie die Treppe wieder hinauf. Oben angekommen, legte sie eine Pause ein, atmete mehrmals tief durch, drehte Åstol und dem blauen Horizont den Rücken zu und lief zurück in den Wald. Sie verlangsamte die Schritte erst, als sie sich ihrem Zuhause näherte. Die ganzeZeit schaute sie geradeaus, um Leute, die vielleicht in ihrem Garten waren, nicht zum Gespräch einzuladen.
     
    Die Strahlen der Dusche prasselten auf ihr Gesicht und die geschlossenen Augen. Sie

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