Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Titel: Die Tochter des Leuchtturmmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
Vom Netzwerk:
Folke spazieren.«
    Karin schaute verstohlen zu ihrem Kollegen.
    »Interessante Formulierung, Marita, das besprechen wir später. Jetzt brauchen wir erst mal ein wenig Hilfe, um weitere Angaben zu einer Personenkennziffer zu bekommen.«
    »Du meinst, du brauchst ein wenig Hilfe? Folke arbeitet sich wohl nicht gerade tot?«
    »Genau.«
    Karin hörte Martinas flinke Finger über die Tastatur huschen.
    »Siri von Langer«, sagte Martina dann. »Seid ihr noch in Marstrand, ’tschuldigung,
auf
Marstrand, also der Insel, meine ich? Wahrscheinlich muss man eine Von oder Van sein, um dort wohnen zu können. Kontrollier doch mal, ob das stimmt.«
    »Kann ich machen«, versprach Karin und dachte an die schwerhörige Elisa mit dem guten Kuchen. Ihr Name war weder mit einem Von noch mit einem Van versehen.
    Karin bekam eine Adresse und eine Telefonnummer auf Marstrandsön. Von Langer. Siri musste ein weiteres Mal geheiratet haben, dachte Karin. Folke studierte noch immer die Vögel, und Karin überlegte verärgert, ob sie ihn vielleicht in der Obhut der Tauben zurücklassen und Siri von Langer allein aufsuchen sollte.
    »Fiskaregatan«, sagte sie dann nach dem Auflegen doch. »Siri wohnt tatsächlich hier in Marstrand.«
    »Wie gehen wir die Sache an?«, fügte sie hinzu.
    »Tja, was meinst du?«, erwiderte Folke. Als er sah, dass Karin wohl eine andere Antwort erwartet hatte, fuhr er fort: »Wir haben die Information zu übermitteln, dass ihr Gatte gefunden worden ist, und die Frage zu stellen, ob sie zur Identifizierung in Göteborg erscheinen kann.«
    Der Satz klang, als sei er einem Handbuch entnommen, doch für ein Gespräch mit Menschen, die ein Familienmitglied verloren hatten, war es wohl nicht gerade die geeignete Form.
    »Das können wir doch nicht machen. Wir sind uns ja nicht mal sicher, dass der Tote wirklich Arvid ist, und einem nahenAngehörigen kann man wohl kaum zumuten, sich ihn anzusehen.« Karin versuchte gar nicht erst, sich diplomatisch auszudrücken, als sie Folke erklärte, sie würde das Gespräch persönlich führen. Wie war der Mann bloß Polizist geworden? Einmal mehr wünschte sie sich Rob her. Der fand immer die richtigen Worte, im Moment allerdings fand er überhaupt keine. Er lag mit geschwollenem Hals zu Hause, jetzt hatte es auch noch die Nebenhöhlen erwischt, und ihm war die Stimme weggeblieben.
     
    Der Kirche schräg gegenüber lag ein Frisiersalon, und Karin trieb Folke mehr oder weniger dorthin, damit er nach dem Weg zur Fiskaregatan fragte. Die Zwischenzeit nutzte sie zum Telefonieren.
    »Hallo, Rob, hier ist Karin. Wie geht’s dir?«
    Rob krächzte in den Hörer. Karin erklärte ihm die Situation und berichtete von Folkes Sprachlektionen. Rob lachte, bis ein Hustenanfall dazwischenkam und sie auflegen mussten. Es würde bestimmt noch einige Zeit dauern, bis er wieder im Dienst war, dachte Karin enttäuscht. Für sie selbst hieß das, dass sie mit dem
fleißigen
Folke vorliebnehmen musste.
    Vermutlich hatte der die Wegbeschreibung des Friseurs missverstanden, denn nach einem halbstündigen Marsch über das Kopfsteinpflaster der Straßen waren sie noch immer nicht an Ort und Stelle. Ein Mann auf einem Transportmofa, den der Aufdruck auf seiner blauen Arbeitsjacke als »Elektro-Otto« auswies, half ihnen schließlich weiter.
    Das Haus war eine pompöse weiße Holzvilla vom Beginn des vorigen Jahrhunderts, mit hohen Fenstern und prächtig verzierten Umrandungen. Die Treppe zum Eingang bestand aus Blöcken von Bohuslän-Granit und war mit einem schmiedeeisernen Geländer versehen. Ein eleganter Messingklopfer mit dem Namen »von Langer« war in der Mitte des rechten Türflügels angebracht.
    Karin hatte keine Ahnung, was sie sich vorgestellt hatte, aber Siri von Langer erwies sich als elegante Frau mit dunklem Pagenkopf und diskretem Make-up. Bei jeder Bewegung klapperten ihre hochhackigen Schuhe auf dem klinkerbelegten Boden. Sie hielt sich sehr gerade und trug ein geschmackvolles, etwas zu eng sitzendes graues Kostüm. Um den Hals hatte sie ein Armani-Tuch geschlungen. Die Besucher stellten sich vor, und Karin fragte, ob sie ein paar Minuten Zeit für sie hätte. Im Hinblick auf die Kleidung der Frau erwartete sie, dass diese aus dem Haus gehen wollte, aber Siri von Langer bat die beiden einzutreten. Das Innere der Villa schien einer Einrichtungszeitschrift entnommen, mit Tapeten von Laura Ashley und dazu passenden Stoffen und Bezügen. Schön und stilvoll, jedoch unpersönlich, abgesehen

Weitere Kostenlose Bücher