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Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Titel: Die Tochter des Leuchtturmmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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die zur Antwort nickte. Das schwedische Einwohnermelderegister war bekannt für seine präzise Dokumentation und reichte bis in Urzeiten zurück.
    »Nach dem Essen suchen wir die Kirche auf«, sagte Karin und nahm einen Schluck von ihrem Caffé Latte. Sie ließ den Blick über den schmalen Sund zwischen Koön und Marstrandsön schweifen. Die Fähre fuhr regelmäßig hin und her. Sie schien der ruhige Pulsschlag des kleinen Orts zu sein. Die Zeit verging hier anscheinend langsamer als in Göteborg, so als wäre sie wertvoller.
    Obwohl die Sonne schien, war es kühl, wenn man still saß, und durch den feuchten Hintern wurde die Sache nicht eben besser. Karin schüttelte sich. Der Kellner erschien mit zwei Tellern gebeiztem Lachs und Dillkartoffeln, es duftete herrlich und sah gut aus.
    »Man kann es schlechter treffen.« Sie sah Folke an, der nickte.
    »Nicht so übel«, bemerkte er und nahm einen weiteren Bissen. Das war das Positivste, was er an diesem Tag geäußerthatte. Eine Gruppe Mütter mit Kinderwagen kam den Kai heruntergeschlendert und nahm schließlich am Nebentisch Platz. Eine der Frauen krempelte ihren Pullover hoch und begann ihr Baby zu stillen, einen Jungen, wenn man der blauen Kleidung trauen durfte.
    Karin hoffte, dass sich Folke zurückhalten würde, und war beunruhigt, als er rasch aufstand und wortlos im Inneren des Cafés verschwand. Sekunden später kehrte er mit einem großen Glas Wasser zurück, das er der stillenden Mutter zu Karins Erstaunen hinstellte.
    »Oh, was für ein Service. Vielen herzlichen Dank!« Sie lächelte über das ganze Gesicht.
    Folke nahm wieder Platz und aß seinen gebeizten Lachs weiter, als sei nichts geschehen.
    »Meine Tochter hat gerade ein Kind bekommen«, sagte er, als er Karins fragende Miene sah. »Beim Stillen hat sie immer riesigen Durst.«
    »Das wusste ich nicht. Also, dass du Opa geworden bist. Gratuliere!« Endlich ein neutrales Gesprächsthema, dachte Karin und rang sich ein paar Fragen ab, bevor sie wieder verstummte. Es war erstaunlich, nach wie wenig sie sich bei einem frischgebackenen Großvater erkundigen konnte. Eine Großmutter hätte sie wohl etwas genauer nach der Geburt und dem Befinden der Mutter ausgefragt, aber einen Großvater? Doch was sollte es, schließlich war nicht nur sie dafür zuständig, dass Gespräch und Arbeit in Gang blieben.
     
    Marstrands Kirche lag, wie es sich gehört, in der Kyrkogatan. Das schöne weißgekalkte Steingebäude stammte aus dem Mittelalter, und durch die dicken Wände hörte man schwach die Töne von »Nun naht die Blütenzeit«. Während sie warteten, las Karin an der Kirchenwand die Gedenktafel für Pastor Fredrik Bagge. Die Orgelmusik verstummte, und aus der Kirche kam langsam ein Gefolge schwarzgekleideter Menschen, die meisten von ihnen mit Stock oder Rollator. IhreKleidung stand im Kontrast zu der weißen Kirche und den schwellenden Knospen der Bäume.
    In Karins Ohren klang noch immer der Choral nach. Der Text gefiel ihr sehr. Besonders die Strophe »näher kommen der Sonne Strahlen, und alles wird neugeboren«, oder hieß es »wird wieder neu«? Sie wusste es nicht mehr. Schön war es jedenfalls. Langsam schritten die Trauergäste auf ein altes rotes Holzhaus zu, das ein Stück die Straße hinunter lag.
    »Glaubst du, das da ist das Pfarrhaus oder das Gemeindehaus oder etwas Ähnliches?« Karin sah Folke an.
    »Irgend so was«, war seine Antwort.
    Ein junger Bursche mit derben Schuhen und dem Hemd über der Hose erwies sich wider Erwarten als Kantor. Von ihm erhielten sie die Information, dass die Kirche zum Pastorat Torsby gehörte, und er gab ihnen sogar die Telefonnummer des Büros.
    »Im übrigen steht fast alles am Anschlagbrett.« Er wies auf eine verglaste Tafel an der Ecke von Kyrkogatan und Drottninggatan. »Alle Nummern und Kontaktpersonen.« Karin dankte und kam sich bescheuert vor, weil sie die Tafel nicht gesehen hatte. Auf ihre Bitte rief Folke beim Pastorat Torsby an. Ein Anrufbeantworter teilte die telefonischen Sprechzeiten mit. Der Uhr zufolge müsste das Büro im Augenblick geöffnet sein, doch hatte man vermutlich vergessen, den Anrufbeantworter auszuschalten. Also wählte Karin die nächste Nummer auf dem Anschlagbrett. Nach minutenlanger Orgelmusik wurde sie mit einer Dame verbunden, die auf die Hälfte ihrer Fragen nur zögernd Antwort gab.
    »Sagtest du Polizei? Dann ist es wohl das Beste, du sprichst direkt mit dem Pastorat Torsby. Einen Moment bitte.«
    Die sich dort meldende

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