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Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Titel: Die Tochter des Leuchtturmmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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von ein paar Fotos der Enkelkinder, die über dem Sofa hingen. Echte Teppiche bedeckten das Fischgrätenmuster des Parketts, und in einer Ecke des Raumes thronte ein Kachelofen.
    »Schön«, sagte Karin und wies auf den Ofen.
    »Italienisch, würde ich tippen«, sagte Folke zu Karins Erstaunen.
    »Bravo!« Siri klatschte entzückt in die Hände. »Völlig richtig. Wir haben ihn in der Toskana gefunden. Ist er nicht phantastisch! Ich habe mich absolut in ihn verliebt, also haben wir ihn gekauft.« Sie schaute den Kachelofen voller Bewunderung an.
    »Er hat eine so wuuunderbare Platina.«
    Platina?, dachte Karin und konnte sich kaum das Lachen verkneifen. Die Frau musste ›Patina‹ meinen. Man warf hier mit feinen Wörtern um sich, die man nicht beherrschte. Karin schaute bittend zu Folke. Der hatte gerade den Mund geöffnet, konnte ihn jetzt aber, ohne jede Sprachlektion, gerade noch schließen. Siri redete noch immer über den Ofen. Ihre Stimme klang gepresst, wahrscheinlich weil sie immerzu den Bauch einzog. Am Ende konnte sich Karin kaum auf SirisWorte konzentrieren, sondern verfolgte die angestrengte Atmung der Frau und beobachtete, wie sie sich abwandte und dann, wenn man sie nicht im Profil sah, tief durchatmete.
    »Als wir ihn hergebracht hatten, gab es allerdings erst ein Problem. Hier konnte ihn niemand wieder aufbauen. In Italien verwendet man anscheinend eine andere Technik. Wir mussten den Mann, der ihn für uns abmontiert hatte, einfliegen lassen. Zwei Wochen hat er gebraucht, um ihn erneut zusammenzusetzen.« Und das war bestimmt nicht billig gewesen, dachte Karin, während sie nach einem vernünftigen Übergang zu dem suchte, was sie zu berichten hatten. Den ganzen Weg über hatte sie gegrübelt, was sie sagen sollte. Da der Mann schon so lange tot war, hätte die Aufgabe eigentlich leichter sein müssen, als wenn man einen kürzlich eingetretenen Todesfall mitzuteilen hatte. Karin aber fand die Situation derart ungewohnt, dass es ihr schwerfiel, die richtigen Worte zu finden. Was sagt man einer Frau, deren Mann vor vierzig Jahren verschwunden ist und den man jetzt vermutlich, eingemauert in einem Vorratskeller, wiedergefunden hat?
    »Wie gesagt, wir kommen von der Polizei. Vielleicht können wir uns setzen?«
    »Darf ich etwas anbieten?«, fragte Siri.
    Karin lehnte dankend ab, und sie nahmen vorsichtig auf der grauen Couch Platz. Siri setzte sich in einen Lehnsessel.
    Karin holte tief Luft und begann: »Bist du die Siri, die mit Arvid Stiernkvist verheiratet war?«
    »Ja«, erwiderte Siri leise und faltete die Hände im Schoß. Karin schaute kurz zu Folke, der ausnahmsweise mitzuziehen schien.
    »Ihr Mann Arvid ist ja vor vielen Jahren verschwunden«, sagte er erstaunlich sanft.
    Siri nickte, schwieg aber. Auf der weißlackierten Treppe aus dem Obergeschoss waren Schritte zu vernehmen. Einhochgewachsener Mann erschien. Offensichtlich hatte er geschlafen, nun fuhr er sich mit der Hand durch das schüttere Haar und betrachtete erstaunt die Besucher.
    »Mein Mann Waldemar«, erklärte Siri und stellte Karin und Folke als Polizisten vor.
    »Polizei? Ist etwas passiert?« Waldemar wirkte beunruhigt.
    »Nein, nein. Geh du dich noch etwas ausruhen«, sagte Siri.
    Waldemar stellte sich neben seine Frau und legte ihr die Hand auf die Schulter. Karin wusste nicht, ob oder wie sie weitermachen sollte, jetzt da der Gatte anwesend war. Ihr kam es vor, als wollte Siri allein mit ihnen sprechen, doch Waldemar machte keine Anstalten zu gehen. Folke wandte sich dem Paar zu: »Wir haben draußen auf Hamneskär eine Leiche gefunden, von der wir glauben, dass es dein erster Mann Arvid sein könnte.«
    Zu Karins Erstaunen reagierte nicht Siri am stärksten, sondern Waldemar. Er geriet ins Wanken und griff nach der Lehne des Sessels, auf dem Siri saß. Sein Gesicht war kreideweiß, und er sah aus, als wäre ihm ein Gespenst begegnet. Karin machte ein paar rasche Schritte auf ihn zu. Er ließ sich behutsam zur Couch führen, auf die er niedersank,
    »Ich glaube, ich mache uns einen Tee.« Siri stand auf und verschwand durch die dekorative Glastür außer Sichtweite. Die in prächtigen Farben gehaltene, bleigefasste Tür zeigte ein Dschungelmotiv, einen auf einem Ast sitzenden Papagei. Karin fing Folkes Blick auf und deutete auf Waldemar, bevor sie Siri in die Küche folgte. Die war im Begriff, den Wasserkocher zu füllen, holte dann flache, antike Teetassen mit schönem blauem Muster aus dem Schrank und stellte sie auf

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