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Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Titel: Die Tochter des Leuchtturmmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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Person fragte zunächst leicht irritiert, woher Karin die Direktnummer habe, wurde dann aber bedeutend zugänglicher, als sie hörte, dass Karin von der Polizei war. Sie erklärte ihr, es ginge darum, dass sie einen Ehering mit zwei Namen und einer Jahreszahl in ihren Händen hätten.
    »Alle, die heiraten, werden in unser Trauungsbuch eingetragen, vorausgesetzt, die Eheschließung wurde in der Kirche von Marstrand oder jedenfalls in unserem Pastorat vorgenommen. Da die Sache so lange zurückliegt, muss ich ins Archiv gehen und das Buch für das entsprechende Jahr heraussuchen. Kann ich dich zurückrufen?«, fragte die Frau, die Inger hieß.
    Eine halbe Stunde später meldete sie sich wieder.
    »Jetzt habe ich das Trauungsbuch von 1963 vor mir liegen. Wollen mal sehen. Am 3. August 1963, so sagtest du doch?«
    »Ja, genau, und die Namen lauten Siri und Arvid.«
    Karin deckte den Hörer ab und sagte: »Folke, drück mal die Daumen.« Sie hörte die Frau blättern.
    »Nein, tut mir leid, hier habe ich nichts.«
    Karin konnte ihre Enttäuschung nicht verbergen.
    »Wie schade! Na, jedenfalls vielen Dank!« Sie schüttelte den Kopf, um Folke zu informieren, und wollte gerade auflegen.
    »Moment mal! Hier ist etwas. Ja, es stimmt. Seltsam, dass es nicht in chronologischer Reihenfolge steht. Aus irgendeinem Grund kommt es erst nach dem fünften August, obwohl die Trauung bereits am dritten stattgefunden hat. Also, hier habe ich jedenfalls eine Siri und einen Arvid in der Kirche von Marstrand.«
    »Tatsächlich? Und was steht sonst noch da?« Karin fühlte, wie ihr Puls schneller schlug.

Bräutigams, Göteborg 1962
     
    Klaviermusik tönte durch den Raum, begleitet von leisem Gemurmel und dem klingenden Laut von Besteck, das an Porzellan stieß, und von abgesetzten Tassen. Er hatte die Hoffnung fast aufgegeben, als die Tür aufging. Er wusste nicht, ob es nur Einbildung war, doch ihm schien, als würde das Gemurmel verstummen und der Pianist kurz zögern, bevor er die Tasten zum nächsten Akkord anschlug. Sie bemerkte seine erhobene Hand. Er sah, wie die Männer in ihren eleganten Anzügen, die ebenfalls im Restaurant saßen, die Hereinkommende bewundernd anschauten. Vielleicht begriffen auch sie, dass die Frauen an ihrer Seite sich trotz echten Perlenschmucks und teurer Kostüme nicht mit dieser Frau messen konnten. Was sie hatte, ließ sich nicht kaufen.
    Er stand auf und zog den Stuhl für sie vor. Dann saß sie ihm also gegenüber. Sie war noch schöner, als er sie in Erinnerung hatte. Die blonden Haare waren hochgesteckt, und sie trug ein ärmelloses blaues Kleid mit Bindegürtel unter dem Busen. Sie lächelte ihn an, und alles rundherum schien zu versinken. Er blickte in ihre grünen Augen mit den bernsteinfarbenen Flecken.
    »Ich, ich …« Ihm fiel einfach nichts Vernünftiges ein, was er sagen konnte. Dabei redete er in der Firma Tag für Tag mit den Kunden und galt als weltläufiger, wortgewandter Mann.
    »Mir ist, als sei die Zeit stehen geblieben«, sagte er. »Ich meine … mir ist, als hätte ich ausgeatmet und brauchte nie wieder einzuatmen.«

6.
    »Hallo? Bist du noch da?«, fragte Inger vom Pastorat Torsby.
    »Ja, ja, natürlich.« Karin konnte ihre Aufregung nicht verbergen.
    »Dann wollen wir mal schauen. Siri und Arvid wurden am 3. August 1963 in der Kirche von Marstrand getraut.«
    »Hast du auch ihre Personenkennzahlen?«, fragte Karin.
    »Selbstverständlich.«
    »Einen Augenblick bitte, ich muss kurz das Telefon weglegen.« Karin packte es auf das breite Mäuerchen um die Kirche, zog das Notizbuch heraus und schlug eine neue Seite auf. Um schreiben zu können, klemmte sie das Telefon mit der Schulter fest. Folke machte keinerlei Versuch, ihr zu helfen. Sie suchte in der Jackentasche, Himmel, wo hatte sie nur das Headset gelassen?
    Schließlich bedankte sie sich und wandte sich an ihren Kollegen: »Wir haben eine Personenkennziffer von Siri. Soll ich oder willst du im Revier anrufen, damit sie im Register nachsehen.«
    Folke räusperte sich. »Mach du es.« Die Hände auf dem Rücken, spazierte er umher und betrachtete die Tauben, die mit ruckartigen Bewegungen vor der Kirche auf und ab liefen.
    Er benimmt sich, als wäre er Rentner, dachte Karin und fragte sich, wie lange er wohl noch zu arbeiten hatte. Auf dem Revier nahm Marita gleich beim ersten Klingelzeichen ab.
    »Hallo, Karin! Wie steht’s?«, fragte sie fröhlich.
    »Na ja«, erwiderte Karin leise knurrend.
    »Ich habe gehört, du führst

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