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Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Titel: Die Tochter des Leuchtturmmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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ein Tablett. Karin fragte, ob sie behilflich sein könne. Die Frau schüttelte den Kopf.
    »Es tut mir leid, dass wir hier so auftauchen …«, begann Karin vorsichtig.
    Plaudern war nicht gerade ihre starke Seite. In Situationen wie diesen wünschte sie, es besser zu können, ansonsten verabscheutesie Menschen, die einfach drauflosredeten, ohne wirklich etwas zu sagen.
    »Wie schön du es hier hast. Unglaublich geschmackvoll«, sagte sie schließlich.
    »Ja, seit die Kinder ausgezogen sind, bleibt uns mehr Zeit für uns und das Haus. Allerdings sind nun auch Enkelkinder dazugekommen.«
    »Wie viele Kinder hast du?«, fragte Karin.
    »Drei. Einen Sohn und zwei Töchter. Unser Schwiegersohn arbeitet als Immobilienmakler und ist sehr gefragt. Er …«
    Die Türen der Küchenschränke waren in einer kräftigen Farbe gehalten, die Karin als »Englischrot« bezeichnen würde. Sie empfand einen starken Kontrast zwischen der warmen Farbe und der Frau, die soeben erfahren hatte, dass man ihren ersten Mann gefunden hatte. Natürlich wusste Karin, dass Menschen, die eine Todesnachricht erhielten, sehr unterschiedlich reagierten. In diesem Fall war die Nachricht vom Tod des Mannes ja auch nicht gerade überraschend gekommen. Schon eher dürfte es eine Überraschung sein, dass man ihn nach so langer Zeit überhaupt noch gefunden hatte, und was zum Teufel machte er im Vorratskeller von Pater Noster? Karins Gedanken kehrten in die Gegenwart zurück, in der Siri den Tee eingeschenkt hatte. Jetzt nahm sie das Tablett mit den Tassen, und beide kehrten ins Wohnzimmer zurück. Mitten auf dem Perserteppich blieb die Frau plötzlich stehen. Folke und Waldemar drehten sich zu ihr um.
    »Teelöffel«, sagte Siri verwirrt. »Ich habe die Löffel vergessen.«
    »Ich hole sie.« Karin ging in die Küche zurück und sah die Löffel auf der Anrichte liegen. Die bestand aus massivem dunklem Holz, in das ein Kochfeld eingelassen war. Dicht daneben stand eine Reihe Flaschen auf einem viereckigen Keramikteller mit aufgemalten Katzen. Olivenöl Grappolini extra vergine, Balsamico-Essig extra-alt und Trüffelöl. Sie streckte die Hand nach den Löffeln aus, einer aber entglittihr und fiel zu Boden. Als sie sich bückte, bemerkte sie unter der Küchenplatte einen Fünfliterkanister Olivenöl aus dem Supermarkt. Plötzlich hatte es fast etwas Komisches, dass man Siris verstorbenen Mann ausgerechnet in einem Vorratskeller gefunden hatte. Karin begriff, dass es als äußerst unpassend empfunden werden musste, dass er ausgerechnet dort gelegen hatte.
    Nachdem sie die Löffel ins Wohnzimmer gebracht und wieder Platz genommen hatte, wandte sie sich an Siri, die an ihrem Tee nippte. »Verkraftest du noch ein paar Fragen?«
    »Es ist so lange her«, erwiderte diese und stellte vorsichtig ihre Tasse ab.
    »Erinnerst du dich an das Datum deiner Trauung?«, fragte Karin.
    »… nein, doch ja, der 3. August 1963 war es …«, antwortete Siri nach kurzer Bedenkzeit leicht verwirrt. Karin beugte sich vor und strich der Frau über den Arm.
    »Kein Problem. Nach so langer Zeit kann man leicht etwas vergessen.«
    »Ich habe es keineswegs vergessen! Ich weiß, dass der Pastor Simon Nevelius hieß – wer kann sich schon an so etwas erinnern?«, fauchte Siri beleidigt und entzog sich Karin hastig.
    »Bitte entschuldige, aber wir müssen diese Fragen stellen, um vielleicht herauszufinden, was passiert ist. Wir wissen, dass unmittelbar nachdem das damals geschehen war, eine Ermittlung stattgefunden hat, doch würden wir, wenn möglich, gern noch einmal alles von dir hören.«
    Ohne zu zögern, berichtete Siri von dem Segelunfall. Die Worte kamen klar und präzise. Dass sie vier Leute auf dem Boot gewesen waren, im Marstrands-Fjord waren aber zwei von ihnen über Bord gegangen und dann als vermisst gemeldet worden.
    »Wir haben die Leiche ja auf Pater Noster gefunden. Hast du eine Idee, wie sie dahingekommen sein könnte?«
    Siri schüttelte langsam den Kopf: »Vielleicht ist es ihm ja gelungen, sich dorthin zu retten, oder er ist ertrunken und wurde auf die Felsen geschwemmt. Keine Ahnung. Warum aber lag er nur im Vorratskeller?«
    Karin beschloss, die Frage zu ignorieren und stattdessen zu sehen, welche Möglichkeiten sich zur Identifikation des Mannes noch boten, damit sie Siri den Anblick der Leiche ersparen konnten.
    »Wir haben zwar einen Ehering, würden aber gern wissen, ob du dich an den Zahnarzt erinnerst, zu dem dein Mann ging.«
    »Das weiß ich wirklich

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