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Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Titel: Die Tochter des Leuchtturmmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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geöffnet. Ohne nachzusehen, was auf den Ordnern stand, hatte er einen aufs Geratewohl herausgezogen. Er knipste die Messinglampe auf dem Schreibtisch an und blätterte ein paar Seiten weiter, bevor er den Ordner zu Arvid umdrehte.
    »Schau her.« Er wies auf eine Zeile nach der anderen. Überall große Beträge. Arvid folgte seinem Finger.
    »Das ist viel Geld«, sagte Rune ein wenig forschend. Arvid nickte.
    »Schweizer Bankkonten«, fuhr Arvid fort. »Und englische.«
    »Geld ohne Besitzer«, warf Rune ein und hob den Blick, um zu sehen, wie Arvid reagierte.
    »Da irrst du dich allerdings. Natürlich hat das Geld einen Besitzer, selbst wenn noch kein Anspruch darauf erhoben wurde«, gab Arvid zur Antwort.
    »Verdammt noch mal, Arvid, über zwanzig Jahre sind die nicht angerührt worden! Verstehst du, was das bedeutet?« Der Stuhl des Vaters knarrte, wie aus Protest gegen die Äußerung des Sohnes.
    »Sitz da nicht auf Vaters Stuhl und fluche. Du weißt, was er sagen würde. Die Firma hat ihm gehört und soll in seinem Geist weitergeführt werden«, erklärte Arvid.
    Rune beugte sich über den englischen Schreibtisch und wählte seine Worte mit Bedacht.
    »Wir sollten etwas mit dem Geld machen, Arvid. Es anlegen, zum Beispiel.«
    »Ich sage es noch einmal. Das ist nicht unser Geld.« Arvid sprach langsam und deutlich, den Blick fest auf Rune gerichtet.
    »Aber wir sollten …«, begann dieser von neuem.
    »Wir haben einfach nicht das Recht, dieses Geld anzurühren, ohne erst mit den Besitzern gesprochen zu haben.« Arvid schüttelte den Kopf, um klarzustellen, dass die Diskussion für ihn damit beendet war. Ohne ein weiteres Wort verließ er das Zimmer.
     
    Nicht weit entfernt, in der Wohnung, die sie sich mit ihrer Freundin teilte, saß Siri und grübelte. Der Kalender lag aufgeschlagen vor ihr auf dem Tisch. Sie hatte ein Problem, das immer größer wurde und in ein paar Monaten nicht mehr zuverbergen war. Sie drehte an der Messingschraube und löschte die Lampe mit dem grünen Glasschirm.
    Lange saß sie dort im Dunkeln und dachte nach. Massierte ihre Schläfen mit den Fingerspitzen. Dann machte sie wieder Licht und bemerkte das Porträt ihrer Eltern an der Wand. Vater sah bekümmert aus. Sie stand auf, nahm das Bild herunter und stellte es mit der Vorderseite zur Wand. Dann ging sie zur Balkontür und öffnete sie. In ihrer Tasche steckte das goldene Zigarettenetui, das ihr Blixten geschenkt hatte. Langsam zündete sie sich eine Zigarette an und nahm ein paar tiefe Züge. Das Nikotin breitete sich im Körper aus und hatte eine beruhigende Wirkung. Ohne erst nach unten zu sehen, warf sie die Kippe auf die Straße und zog die Tür wieder hinter sich zu. Ihre Finger hinterließen Spuren auf dem schmutzigen Glas. Siri zog die dicken dunkelgrünen Gardinen zu und kehrte mit entschlossenen Schritten zu ihrem Sessel zurück. Die kleine Messinglampe erleuchtete den Tisch mit dem Kalender, während der Rest des Zimmers im Dunkeln lag.
    Sie brauchte einen Ehemann, und zwar in null Komma nichts. Arvid wäre der perfekte Kandidat gewesen, wenn diese kleine Gans ihn nicht mit Beschlag belegt hätte, aber das würde sich schon irgendwie ändern lassen. Er war so edel und korrekt, dass man wirklich kotzen konnte. Siri war unvorsichtig gewesen und musste jetzt die Konsequenzen ziehen. Als Unverheiratete ein Kind zu bekommen, war ausgeschlossen.
    Nicht sie, sondern er, also Blixten, hatte die Lösung gefunden, die ihr sowohl einen ehrbaren Familiennamen als auch Geld in die Hände geben würde. Er seinerseits kam somit von allem frei. Sie wollte ihre Kränkung nicht zeigen, indem sie ihm sagte, wie gern sie doch seinen Namen tragen und allen erzählen würde, dass es sein Kind sei. Nun ja, die Leute jedenfalls würden schon verstehen, dass sie eine Weile von hier wegfahren musste, um den Kummer nach dem plötzlichen Tod ihres ehrbaren Gatten zu verarbeiten. Ja, genau so sollte es werden.

12.
    Sara seufzte. Die Schwiegereltern waren auf die brillante Idee gekommen, ihren Keller zum Wellnessbereich umzubauen, was zur Folge hatte, dass die dort noch stehenden Sachen ihrer Kinder verschwinden mussten. Siri hatte gesagt, es wären nur ein paar Kisten, doch erwies es sich als wesentlich mehr.
    War die Ordnung im Haus oben perfekt, glich das im Keller herrschende Chaos das Ganze mehr als genug aus. Die Kisten, die direkt auf dem Kellerboden standen, waren feucht geworden, und Sara bemerkte den unverkennbaren Schimmelgeruch. Sie

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