Die Tochter des Leuchtturmmeisters
trank, stützte er ihren Nacken. Seine Augen kamen den ihren dabei ganz nah. Was für schöne Augen er hatte. Grün, mit langen Wimpern.
Es war ein schönes Gefühl, ausnahmsweise mal klein und hilflos sein zu dürfen und ehrlich sagen zu können, wie schlecht es ihr ging. Aus irgendeinem Grund konnte sie ihm davon erzählen.
Forever Young
von Alphaville spielte im Hintergrund, als sie ihn in ihre Probleme einweihte, als sei das die natürlichste Sache der Welt. Markus berichtete ihr von derSuche nach seinem Ursprung und seiner Identität und erzählte, dass er sich keineswegs zufällig bei ihnen eingemietet hatte. Er saß neben der Couch auf dem Boden und strich ihr über die Stirn.
… Forever young I want to be forever young,
Do you really want to live forever …
Ihr war, als hätte sich ein Stückchen Zeit aus der Ewigkeit gelöst. Es gab nur ihn und sie und keinerlei Zwänge, Schwüre oder Forderungen. Zwei Puzzlestücke fügten sich zusammen.
Einen kurzen Moment dachte sie an Tomas, dass er ständig auf Sitzungen war, wenn sie versuchte, ihn telefonisch zu erreichen, dass er von daheim losfuhr, bevor die Kinder aufwachten, und nach Hause kam, wenn sie bereits schliefen. Sie konnte sich nicht einmal erinnern, wann er sie das letzte Mal von der Kita abgeholt hatte. Manchmal schien es, als hätten die Kinder nur am Wochenende einen Vater. Es war, als lebten sie in verschiedenen Welten, er in der seiner Arbeit und Karriere und sie in der mit den Kindern und der Krankschreibung. Wo waren die Liebe, die Fürsorge und Gemeinsamkeiten geblieben?
… some are a melody and some are the beat …
Sie schaute auf seine Lippen und überlegte, wie es wohl sein würde, sie zu spüren. Da beugte er sich vor und küsste sie, sanft und vorsichtig, erst auf die Stirn und dann auf den Mund.
»You seem so unhappy«, sagte er nur.
Sara hob die Hand und legte sie an seine Wange. Sie wusste, dass es total falsch war. Er wusste es ebenfalls, das konnte sie sehen. Hätten sie sich unter anderen Umständen getroffen, wären sie ein Paar geworden. Sie hatte wirklich geglaubt, in Tomas den Mann gefunden zu haben, mit dem sie immer zusammenbleiben wollte, jetzt aber war sie sich nicht mehr so sicher.
»Nun werden wir uns ein richtig schönes Wochenende machen«, konnte er in einem Moment sagen, um im nächsten zu verschwinden, und wenn sie nach zwei Stunden seine Nummer wählte, um zu fragen, wo er abgeblieben war, hatte er zuerst seine Eltern aufsuchen und ihnen dabei helfen müssen, eine Baumwurzel zu entfernen, und dann hatte Diane angerufen, also war er bei ihr vorbeigefahren, um ein Regal anzubringen. Und Sara saß mit den beiden Kindern da, die auf ihren Papa warteten. Sie hatte sich falsch entschieden. Dann vertrieb sie die Gedanken an Tomas und ließ zu, dass Markus seine starken Arme um sie legte. »Stopp«, sagte eine innere Stimme zu ihr. »Du musst das stoppen, bevor es zu spät ist. Jetzt, solange es noch einen Weg zurück gibt.« Vorsichtig setzte sie sich auf, noch immer drehte sich ihr der Kopf, und sie lehnte ihn an Markus’ Schulter.
»I’m sorry, but I’m married.«
Der Fahrer war so nett gewesen und hatte Karin am Polizeipräsidium abgesetzt. Sie verzichtete aufs Hineingehen und lief zum Parkplatz, wo ihr Saab stand. Nach längerem Röcheln sprang der Motor an. Schwedens Winterklima war für Autos wohl nicht gerade ideal. »
Ist!
«, meinte sie Folkes Berichtigung zu hören. »Du willst wohl sagen, es
ist
für Autos nicht das Beste?« Karin schüttelte den Kopf und stellte das Radio an, bevor sie auf die Straße in Richtung Långedrag und GKSS-Hafen bog. Folke hörte bestimmt P1, dachte sie und wählte eine Frequenz, die so weit wie möglich von den 89,3 MHz dieses Senders entfernt lag. Behagliche Freitagsmelodien ertönten aus den alten Lautsprechern des Wagens, und Karin drehte die Musik voll auf und fuhr den Gedanken an Folke und Siri von Langer davon.
Die Jacht lag im Hafen und erwartete sie. Karin drehte den Zündschlüssel und ließ den Motor eine Weile laufen. Zunächst hatte sie nur vorgehabt, die Batterien aufzuladen, jetztaber zog sie ihre Segelkleidung und die Schwimmweste an und löste die Leinen an Bug und Heck. Sie nahm das Gas weg, kickte den Rückwärtsgang mit dem Fuß ein, weil der Hebel so ungünstig saß, dass sie das Ruder hätte loslassen müssen, um ihn mit der Hand zu erreichen.
Langsam setzte das Boot vom Anleger zurück. Karin brachte es in Ausgangsstellung, legte dann den
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