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Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Titel: Die Tochter des Leuchtturmmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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und Edelsteinen wählen können, und Arvid lächelte, als er das Geißblatt erblickte. Es war so typisch für sie. Er würde nie vergessen, wie sie mit den Blumen im Haar aussah, und gelobte sich selbst, ihr jedes Jahr einen Mittsommerkranz zu binden.
    Das kleine Orchester spielte eine Begleitung zu dem Lied, das ihres geworden war. Sie sangen es häufig zusammen, wasalso konnte besser zum Tag ihrer Hochzeit passen? Arvid stimmte es an:
    Blaue Anemonen,
    des Mandelbaums Blüten,
    wie eine Wolke überm Hügelland,
    Hähne krähen am Stadtrand.
     
    Weinberge unser harren,
    wo grün berankt die rote Erde,
    doch in des Tales Ruh
    in Blüte stehst du.
     
    Oh, Pierina, wann triffst du deine Wahl?
    Bald bist du neunzehn Jahr!
    Hörst du im Tal mein Frühlingsmadrigal?
    Willst du mein werden vor dem Altar?
    Elin antwortete:
    …
    Komm du, der da singt dies Lied!
    Komm du, der hat mich lieb!
    Komm über Bäche und unter der Lind’,
    Komm mit dem duftenden Frühlingswind!
     
    Komm an meine Seite,
    Komm, flüstre den Namen mein!
    Komm, dein will ich sein!
    Gemeinsam sangen sie dann die letzten Zeilen des Lieds:
    Nachtigall, im schattigen Neste sing
    für den, dem fürder treu ich bin!
    Keiner der Anwesenden konnte die Leidenschaft zwischen Braut und Bräutigam übersehen oder die Zärtlichkeit, die sie füreinander empfanden, als sie sich Treue schworen. Arvid hielt Elins Hand in der seinen und sah ihr in die Augen, als er sein Ja sagte. Marta, die den Strauß der Braut hielt, alsArvid ihr den Ring aufsteckte, wischte sich eine Träne weg. Vater und Bruder der Braut standen hoch aufgerichtet und stolz. Weiß leuchteten die Zähne in den braungebrannten, wettergegerbten Gesichtern. Elins Vater reichte dem Schwiegersohn feierlich die Hand und erklärte, nun hätte er nicht nur einen, sondern zwei Söhne.

13.
    Es war das sechste Wrack, das er untersuchen sollte, und als er den Trockenanzug anlegte, hatte er keine Hoffnung, etwas Besonderes zu finden. Er lehnte sich nach hinten und ließ sich durch das Gewicht der Druckluftflaschen nach unten ziehen. Sobald er unter Wasser war, erfüllte ihn Ruhe. Er blickte nach oben und sah die anderen sich über den Schiffsrand beugen und in die Tiefe schauen. Hinter ihnen sah er den Nachthimmel. Dann wendete er den Blick abwärts und tauchte hinunter. Das Seegras wiegte sich hypnotisch. Das Wrack lag nicht sonderlich tief. Nur fünf Meter. Wollte man etwas nach oben hieven, war das eine gute Position, Hauptsache, sie hatten nicht zu viel Seegang.
    Wieder ein Fischkutter, dachte er und paddelte mit den Flossen, um näher heranzukommen. Wenn er tauchte, liebte er das Gefühl, gewichtslos zu sein und zu spüren, wie der Körper mit Hilfe der Schwimmflossen vorwärtsschoss. Das Schiff war erstaunlich gut intakt, verglichen mit den anderen, die er gesehen hatte.
    Er schwamm ins Ruderhaus. Ein großes grünes altmodisches Radio war am Schott festgezurrt. Seepocken wuchsen darauf, die mit ihren federähnlichen Armen wedelten, auf der Jagd nach Futter. Die Ladeluke war geschlossen, unmöglich aufzubekommen. Vermutlich war sie mit dem Deck zusammengerostet. Er schwamm um das Wrack herum, ohne etwas von Interesse zu finden, und stieß sich ab, um wieder an die Oberfläche zu steigen. Die Flossen wirbelten Schlick vom Boden auf, und aus irgendeinem Grund schaute er nach unten. Da lag etwas. Verwundert hielt er inne und schwamm wieder näher. Es war selten, dass man in der Natur auf rechte Winkel stieß. Es schien eine Kastenform zu haben. Eine Seemannskiste!Verdammt noch mal, das war eine Seemannskiste!
    Als er lächelte, fühlte er in dem Spalt zwischen Taucherbrille und Anzug, wie kalt das Wasser war. Er schauderte – vor Kälte und vor Spannung. Möglicherweise hatte er den Schatz gefunden! Er zog die Kamera heraus und machte eine Aufnahme. Sein Atem ging jetzt heftig, und er klopfte auf den Druckanzeiger, um zu sehen, wie viel Luft noch in den Flaschen war. Er wusste, dass er sehr viel mehr verbrauchte, wenn er angestrengt oder, wie jetzt, aufgeregt war, aber das Gerät mahnte noch nicht zur Eile.
    Mit den Händen grub er um die Kiste herum, und es gelang ihm, so viel freizulegen, dass er sah, dass sie aus Metall war und auf der Seite lag. An der Vorderseite grub er noch ein bisschen weiter, um festzustellen, ob es irgendeine Öffnungsvorrichtung gab. Dabei entdeckte er die Kennzeichnung. Die Symbole auf dem Deckel der Kiste ließen keinen Zweifel zu. Es waren zwei Stück, eins über dem

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