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Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Titel: Die Tochter des Leuchtturmmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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wirklich kaum vorstellen, dass schon April war.
    Sie hatte Glück. Der Konsum war noch auf. Sie kaufte Kaffee und Roggenbrot, alles nur für sich. Im Korb landete auch eine Packung Fjellsauermilch mit Moltebeeren, die sie liebte und die Göran verabscheute. Eigentlich hätte sie eine größere Leere empfinden müssen, denn schließlich war zwischen ihnen beiden jetzt Schluss. Aber sie war es doch auch gewohnt, für längere Zeit allein zu sein. Das hier hätte genauso gut eine solche Periode sein können, in der Göran auf See war und sie übers Wochenende allein auf Tour ging. Karin zog ihre Karte durchs Lesegerät, gab den PIN-Code ein und bezahlte. Manchmal hatte sich Göran beim Einkaufen herausgeredet, dass er kein Bargeld dabeihabe, um bezahlen zu können, als wäre ihm gerade rechtzeitig entfallen, dass in der Brieftasche seine VISA-Karte steckte. Von jetzt an würde sie für alles selbst bezahlen müssen, aber das machte keinen großen Unterschied. Obendrein hatte sie auch keine Kosten für die Wohnung mehr.
    Die Türen des Ladens glitten hinter ihr zu, und sie stand mit der Einkaufstüte draußen. Vor ihrem Mund eine weiße Atemwolke. Der Frühling war völlig aus dem Takt geraten,man konnte meinen, es sei Februar. Sie fröstelte und machte sich auf den Weg zum Boot, überlegte es sich aber anders und ging stattdessen zur Pizzeria hinter der Tankstelle. Mit der Einkaufstüte in der einen Hand und dem Pizzakarton in der anderen balancierte sie wenig später an Bord. Im Boot war es dunkel, aber warm.
    Sie schloss die Luke und zündete die Petroleumlampe an. Der Ofen lief auf Maximaltemperatur, und sie drehte sie etwas herunter. Ein freundliches Licht breitete sich im Boot aus, als sie den Tisch für sich deckte. Eigentlich hätte sie gern ein Glas Rotwein gehabt, aber sie fand es überflüssig, eine Flasche allein für sich zu öffnen. Andererseits konnte man die ja wieder verschließen, irgendwo musste eine Vakuumpumpe mit dazugehörigem Korken sein, die sie mal geschenkt bekommen hatten. Karin machte die Flasche auf, ohne die Pumpe gefunden zu haben.
    Das Telefon klingelte, als sie sich gerade über ihre Pizza hermachen wollte. Sie warf einen Blick auf die Nummer. Es war Göran. Nach kurzem Zögern stopfte sie das klingelnde Ding unter ein Kissen. Wahrscheinlich hatte er entdeckt, dass das Boot nicht an seinem Platz lag, und sich gefragt, wo sie abgeblieben war. Sie dachte an ihren Wagen, der am GKSS-Hafen in Långedrag geparkt stand, und hoffte, dass es damit keine Probleme gab. Göran hatte jedenfalls keinen Schlüssel dafür. Nach sechs Klingelzeichen, die durch das Kissen gedämpft wurden, schaltete sich die Mailbox ein.
    So wie sie hier und jetzt im sanften Licht der Petroleumlampe saß, fühlte sie sich fast genauso wie damals, als sie von daheim weggezogen war. Obwohl sie etwas Wehmut verspürte, empfand sie vor allem Erleichterung – ja, und in der Tat Glück, auch wenn dieses Wort ihr Schuldgefühle einflößte. Ein neuer Anlauf, dachte sie und genoss ihren Wein.

Marstrand, 14. Juli 1963
     
    Trotz der tragischen Ereignisse der letzten Woche beschlossen sie, die Hochzeit stattfinden zu lassen. Arvid hatte seine Eltern und seinen Bruder bei einem Flugzeugabsturz in England verloren. Der einzige Trost war, dass sie Elin noch kennengelernt hatten. Arvids Mutter hatte Elin ihre Perlenkette geschenkt, als sie das Brautkleid in Auftrag gaben. Die ganze Familie war an den Vorbereitungen beteiligt gewesen, nur das Finale selbst, die Trauung verpassten sie.
    Die Wärme war frühzeitig gekommen, und mit ihr kamen die Blumen. Elins Strauß bestand aus Rosen. Die Hälfte stammte aus dem Garten von Arvids Eltern, der Rest aus dem von Elins Großmutter. Die Rosen waren mit Geißblatt zusammengebunden, der Blume Bohusläns. Von Pater Noster hatte Elins Vater Grasnelken mitgebracht, kleine rosa Strandblumen, die auf der kargen Felseninsel wuchsen. Die Blümchen waren in Elins aufgestecktes Haar geflochten, und eine Ranke Geißblatt, die sich um sich selbst gewunden hatte, lag wie ein blütengeschmücktes Diadem auf dem blonden Schopf der Braut. Das Kleid war cremefarben und hatte dreiviertellange Ärmel. Das Oberteil war mit Stickereien verziert, und der weich fließende Rock hatte eine kleine Schleppe. Am Morgen hatte Elin die Perlenohrringe ihrer Mutter und die Perlenkette von Alice Stiernkvist angelegt. Auf diese Weise waren die Mütter von Braut und Bräutigam dennoch zugegen.
    Sie hätte ein Diadem aus Gold

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