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Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Titel: Die Tochter des Leuchtturmmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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wirkten sie bleiern, waren kaum zu bewegen, wollten ihm nicht gehorchen. Aber Elin war neben ihm, ihr Kopf über Wasser, nur das war wichtig.

Markus’ Hände flogen über die Tastatur. Wie aus einer Maschinenpistole ratterte die Wahrheit heraus und stellte sich Zeile für Zeile stramm auf den Bildschirm. Er las das brutale Ergebnis durch und fügte das Foto ein.
    Mein Gott, dachte er. Er wusste nicht, was er während seiner Schwedenreise zu finden gehofft hatte, aber doch wohl nicht das hier. Seine Hände zitterten, als er sich über sein Mobiltelefon einloggte, um den Artikel an Heidi zu schicken. Er musste so schnell wie möglich von hier weg, spätestens morgen. Zu bleiben war viel zu gefährlich.
    Er las das Geschriebene ein letztes Mal durch und klickte dann auf »Senden«. Kein Empfang. Er hielt das Gerät näher ans Fenster, und es erschienen drei Pünktchen, die besagten, dass der Empfang zwar schwach war, es aber wohl funktionieren würde.
    »Hallo, Markus?« Die Stimme war ihm bestens bekannt und ließ ihn lächeln. Sara. Er brach die Verbindung ab und schob den Computer unters Bett. Die Mail war noch nicht raus, er musste sie später senden, vielleicht von ihrem Computer.
     
    Karin erwachte frühzeitig. Die Sonne versuchte durch die schmutzigen kleinen Bullaugen ins Boot zu scheinen. Der Vorteil halbblinder Fenster war, dass keiner hereinsehen konnte, aber der Nachteil war, dass man auch nicht hinausschauen konnte. Nach dem Frühstück machte sich Karin ans Großreinemachen. Sie tat reichlich Schmierseife in einen Eimer heißes Wasser und zog Gummihandschuhe an. Der Geruch breitete sich im Boot aus. Sie legte alle Matratzen und Kissen an Deck, nahm Bänke und Bodenplatten hoch und schrubbte jede Ecke gründlich. Danach wischte sie alles trocken.
    Drei Stunden später war das Boot innen und außen blitzblank. Mit einer Tasse Kaffee saß Karin im Cockpit in der Sonne. Es war noch nicht zehn. Das Wetter hatte umgeschlagen,es war wärmer geworden, und wenn sie im Windschatten saß, erlaubte die Temperatur, das Shirt aufzuknöpfen, so dass die Sonnenstrahlen Karins winterblasse Haut erreichten. Durch die jetzt sauberen Bullaugen fiel klares Sonnenlicht, und eine Mundharmonika, die auf der Platte in der Pantry lag, warf Sonnenreflexe an die Decke. Ihr kam es vor, als würde sie die letzten Reste von Göran verschwinden lassen, als sie seine Mundharmonika in den Müll warf. Er hatte in der Nacht viermal angerufen, und schließlich war sie rangegangen, ohne ihm zu sagen, wo sie sich befand. Hätte er nicht angerufen und sie geweckt, hätte er die Mundharmonika vielleicht zurückbekommen.
    Im Hafen herrschte reges Treiben. Die Luft war voller Farb-, Benzin- und Dieselgerüche. Menschen liefen auf den Anlegern umher und liehen sich Werkzeug voneinander. Fender, aus denen während der kalten Jahreszeit die Luft gewichen war, wurden hervorgeholt, zusammen mit dem Tauwerk, das seinen Winterschlaf beenden durfte.
    Im nicht abreißen wollenden Strom wurden Trailer, beladen mit kleineren Bootstypen, rückwärts die schräge Rampe hinuntergeschoben. Ein Boot nach dem anderen gelangte so zu Wasser. Die größeren Jachten brachte man mit Hilfe des blauen Krans von der Ringen-Werft hinein. Hoffnungsvolle Besitzer gingen an Bord, um die Motoren der eben wieder flottgemachten Boote zu starten. Ihre besseren Hälften gesellten sich mit Kindern und Kaffeekorb dazu. Karin wusste, dass es natürlich auch Frauen gab, die ein Boot besaßen, doch wie man die Statistik auch las, so waren die allermeisten doch Männer.
    Die Zausel
, meist hier im Ort ansässige Männer vorgerückten Alters, saßen auf der Lügenbank, gaben bissige Kommentare von sich und genossen das Spektakel. Im vergangenen Frühjahr hatten noch neun von ihnen auf der Bank gesessen, jetzt waren es nur noch sieben. Kiste und Baum-Pelle betrachteten dieses Jahr das Zuwasserlassen der Bootevon oben. So hofften zumindest die anderen. Kiste hatte in seinen früheren Tagen nicht wenige zweifelhafte Geschäfte getätigt, und die Frage war, wie genau Petrus es dort oben nahm. Kiste war Fischer gewesen, und den Namen hatte er bekommen, weil er in den vierziger Jahren mal eine Kiste aus dem Meer geholt hatte. Noch immer kursierten die unterschiedlichsten Versionen darüber, was darin gewesen war. Baum-Pelle war auf einer Segeltour zu seinem Namen gekommen. Seine Frau Britta hatte das Klinkerboot gesteuert und ihm mitgeteilt, alles sei klar zum Halsen, aber Pelle hatte nichts

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