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Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Titel: Die Tochter des Leuchtturmmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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sagte er seufzend. »Ich erinnere mich daran, als wenn es gestern gewesen wäre. Sie kam ja zu mir, die arme Kleine.«
    »Siri«, sagte Rob.
    Der Pastor nickte.
    »Sie erklärte, der Vater ihres ungeborenen Kindes sei ertrunken und sie stehe nun ganz allein da auf der Welt. Sie fragte, wie Gott den Tod nur erlauben konnte, wo Arvid und sie doch verlobt waren. Sie weinte und war völlig außer sich. Wies ihren Ring vor und fragte, was sie denn nun mit dem Brautkleid machen sollte. Das Mädel kam schließlich aus anständiger Familie. Der Vater besaß eine eigene Firma, und der Mutter hatten die Kinder immer am Herzen gelegen. Sie war eine ungemein schöne Frau, also die Mutter. Feine Züge und eine sanfte Stimme. Die Familie war von Uddevalla nach Göteborg gezogen und wohnte den Sommer über in Marstrand. Drei Kinder, zwei Mädchen und ein Junge. Siri war die Jüngste. Dann verunglückte der Vater. Die Mutter wurde von einem italienischen Geschäftsmann umworben und heiratete ihn. Sie bekamen drei gemeinsame Kinder, für die Kinder aus der ersten Ehe der Frau aber hatte der Mann nicht viel übrig. Sie mussten in jungen Jahren von daheim wegziehen, viel zu jung, wenn ihr mich fragt. Und das Mädel war klein und dünn. Die Marstrander Kirche ließ sie irgendwie noch kleiner erscheinen, und sie schien an jenem Tag in ihrem dünnen Jäckchen zu frieren.«
    Karin nickte, und er fuhr fort.
    »Ich wollte ihr so gern helfen. ›Was, wenn wir gestern geheiratet hätten‹, sagte sie. ›Dann stünde ich zwar auch allein auf der Welt da, wäre aber jedenfalls eine ehrbare Frau und das Kind hätte einen Vater.‹ Da kam mir der Gedanke, dass Gott sie vielleicht zu mir gesandt hatte, damit ich ihr helfe. Es stand ja in meiner Macht.«
     
    Karin und Rob überquerten den schotterbedeckten Schlosshof und gingen durch die überwölbte Durchfahrt zum Ausgang. Als der Schutz der Schlossmauern wegfiel, brachte der kalte Wind vom Wasser Karin zum Erschauern. Sie bogen aus dem Parkplatz, fuhren an Läckö Kungsgård vorbei und ließen das schöne weiße, von blauem Wasser umgebene Schloss hinter sich. Karin fühlte sich müde und sentimental und überlegte, was die eben erhaltene Information bedeutete. Nämlich, dass Siri und Arvid nie verheiratet waren.

14.
    Eigentlich hatte Karin anrufen und ihre Teilnahme am Weiberessen absagen wollen, aber in letzter Minute überlegte sie es sich anders. Warum eigentlich nicht? Sie blickte sich nach einem Mitbringsel um. Eine Flasche Wein war irgendwie langweilig. Wie so viele Male zuvor fiel ihre Wahl auf Evert Taube. Karin musterte ihre CDs, um zu sehen, auf welche sie verzichten konnte. Ohnehin handelte es sich nur um einen Tag, denn gleich Montag würde sie sich dieselbe wieder besorgen. Da sie kein Geschenkpapier hatte, nahm sie Alufolie und knotete ein geteertes Seilende um das glänzende Päckchen. Der Geruch verbreitete sich im ganzen Boot und katapultierte sie zurück in ihre Kindheitssommer, als sie auf sonnenwarmen Stegen gelegen, Krabben gefischt und den Teergeruch genossen hatte.
    Kurz vor sieben klopfte es an den Rumpf.
    »Hallo, ich bin Sara. Dein Guide zu dem Essen.«
    »Was für ein Service!« Sie verschloss die Luken, machte einen großen Schritt vom Boot zum Anleger und streckte die Hand aus.
    »Bist du hier aufgewachsen?«, fragte Karin, während sie den langen Schwimmanleger zum Ufer von Blekebukten hinuntergingen. Im Laufe des Tages hatte man eine ganze Reihe Boote ins Wasser gebracht, und die
Andante
sah nicht mehr ganz so einsam aus. Sara schüttelte den Kopf.
    »Mein Mann Tomas stammt von hier. Ich bin eine Auswärtige, du weißt vielleicht, dass man erst in der dritten Generation zum echten Marstrander wird.« Sie lächelte. »Wie ich gehört habe, hat dich Hanna heute Morgen mit nach Göteborg genommen?«
    Karin nickte. Sie hatte auf den Bus gewartet, als ein dunkelblauerSaab 9-5 neben ihr anhielt und eine Frau in ihrem Alter sie fragte, ob sie mitfahren wolle. So war das in kleineren Orten, die Leute halfen einander. Hanna, wie die Frau hieß, erzählte von dem Weiberessen und lud Karin bei der Gelegenheit gleich ein, obwohl sie den Abend nicht selbst ausrichtete.
     
    Sara und Karin überquerten den Parkplatz, der am Ende des Anlegers lag, und gingen dann nach links den kleinen Hang hinauf. Auf dem Hügel lagen schöne Schärenhäuser in Holzarchitektur mit Blick auf das Wasser der Bucht und im Hintergrund die malerische Marstrandsön.
    »Hello Sarah«, sagte der junge

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