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Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Titel: Die Tochter des Leuchtturmmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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da mit einem Lachen quittiert wurde.
    »Ja, wir wissen, aber Karin hat keine Ahnung. Weißt du, wer Bruno Malmer ist? O Entschuldigung, ich meine natürlich
Professor
Bruno Malmer.« Es war Hanna, die Karin das fragte.
    »Nein.« Karin schüttelte den Kopf. »Aber es klingt, als sollte ich ihn kennen.«
    »Äh«, sagte Lycke.
    »Doch, mach schon, Lycke. Was ist seit dem letzten Mal passiert? Onkel Bruno hat immer gute Geschichten auf Lager.«
    »Na okay«, sagte Lycke an Karin gewandt. »Wir nennen ihn Onkel, weil er der Onkel meines Mannes ist. Ich bitte das zu beachten! Nicht mich könnt ihr beschuldigen, mit ihm verwandt zu sein. Wie dem auch sei, Bruno jedenfalls hat sich schon immer maßlos für Geschichte und Archäologie interessiert. Nachdem er in Uppsala Geschichte studiert hatte, bekam er das Angebot, in Schottland, also in Edinburgh, zu unterrichten. Dort kam er in Kontakt mit einem schottischen Marinearchäologen. Zusammen begannen siemit Nachforschungen nach Schiffen, die der Ostindiska kompaniet gehört hatten und in schottischen Gewässern untergegangen sind. Es gibt mehrere solcher Schiffe, ich besitze tatsächlich Kanonenkugeln von der
Drottningen af Sverige
, ein Geschenk von Onkel Bruno.«
    »Darf man denn von Wracks einfach Dinge mitnehmen? Wem gehören die Sachen eigentlich?« Die Frage kam von Hanna.
    »Keine Ahnung. Frag Onkel Bruno. Obwohl er das Gesetz manchmal wohl etwas weit auslegt«, erwiderte Lycke.
    »Kann ich mir denken«, sagte Annelie und schob sich einen Löffel Eis in den Mund.
    Karin sah die Möglichkeit zur Unterbrechung.
    »Die legendäre Familie Stiernkvist«, erinnerte sie.
    »Genau«, erwiderte Lycke und fuchtelte mit dem Löffel herum. »Das also hat Onkel Bruno erzählt. Während die meisten nichts Negatives über die Nazis zu sagen gewagt hatten, war die Familie Stiernkvist den Juden behilflich gewesen, und zwar vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Ich glaube, sie wohnten damals in London, jedenfalls vor Kriegsausbruch. Haben daran sicher auch nicht schlecht verdient, aber ganz allgemein gesehen, glaube ich, dass sie etwas so Ungewöhnliches wie warmherzige und obendrein wohlhabende Leute waren.
    Könnt ihr euch das vorstellen? Jüdisches Eigentum wurde einfach beschlagnahmt. Gold, Porzellan, Kunst und Bargeld sowieso. Hier vor der Küste gingen Transporte mit norwegischen Juden vorbei auf dem Weg in die Vernichtungslager, aber auch Schiffe, beladen mit jüdischem Eigentum. Goldschiffe wurden sie genannt.«
    Um den Tisch war es mucksmäuschenstill geworden. Die Kerzenflammen flackerten unruhig, allerdings lag das vor allem an Lyckes Atem, die dicht vor ihnen saß. Jetzt senkte sie die Stimme und ließ den Blick auf jeder Einzelnen von ihnen ruhen.
    »Es heißt, dass nicht alle Goldschiffe ihr Ziel erreichten, dass einige unterwegs verlorengingen und mit den Schätzen an Bord im Meer versanken. Oder besser gesagt, sie sind keineswegs untergegangen, sondern gekapert worden. Das ist alles, was ich weiß. Sorry, das war nicht gerade ein Partyknaller. Wenn ihr mehr wissen wollt, müsst ihr wohl Onkel Bruno fragen.«
    »Wohnt er hier draußen?«, fragte Karin. Die Geschichte hatte sie mitgenommen.
    »Er wohnt oben auf Myren«, sagte Hanna und trank einen Schluck Coca-Cola aus ihrem Weinglas.
    »Hört mal, es ist noch Nachtisch da«, sagte Lycke. »Wäre super, wenn wir ihn aufessen, sonst nasche ich noch die ganze Woche davon.«
    »Myren?«, sagte Karin fragend.
    »Eine Reihenhaussiedlung hier auf Koön«, erwiderte Lycke. »Mittendrin liegt ein zugiger roter Bauernhof aus dem 18. Jahrhundert. Dort wohnt Onkel Bruno. Grüß ihn von mir. Er freut sich bestimmt riesig, wenn er jemandem all seine Geschichten erzählen kann.«
    Hanna erhob sich und klopfte feierlich gegen ihr Glas.
    »Außer, dass ich für das phantastische Essen danken will, habe ich auch eine gute Geschichte zu erzählen; die Tegnérs, ihr wisst, die vooornehme Familie Tegnér, bei der ich vor hundert Jahren Kindermädchen war. Lars, der Vater in dieser Familie, hat sich ja eine neue Frau angeschafft, Sanna, neunzehn Jahre jünger als er. Jedenfalls, als Sanna voriges Jahr dreißig geworden ist, waren wir eingeladen. Nur um es nicht zu vergessen, will ich schnell hinzufügen, dass sie so einen tollen Gullholmenkahn bekam. In Zellophan eingeschlagen und mit einer großen roten Schleife versehen. Es ist anscheinend out, Ohrringe zu verschenken … Ja, unsere ganze kleine Familie hatte es also geschafft,

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