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Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Titel: Die Tochter des Leuchtturmmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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ungemütlich, und man brauchte das Lachen, um die unruhige Stimmung aufzuhellen. Um sie herum überschlugen sich laut tosend die Wellen.
    »Guck mal, da bin ja ich«, sagte einer von ihnen, als sich die Pixel auf dem LCD-Display zu einem Bild gefügt hatten.
    »Boote, die Insel, rote Häuser. Typisch für Deutsche, solche Bilder zu machen. Sie sind richtig verliebt in diese roten Hütten.«
    Er klickte sich durch die Aufnahmen und wollte den Apparat nach dem siebten roten Haus gerade weglegen.
    »Teufel, was ist das?«, sagte er und tippte dem Bootskapitän auf den Rücken.
    »Sieh dir das an.«
    Das Foto war unter Wasser aufgenommen und zeigte eine auf der Seite liegende Kiste am Meeresboden. Zwei Zeichen schmückten ihren Deckel, außer den vielen Seepocken.
    »Verdammt noch mal. Es hat also gestimmt. Die haben hier die ganze Zeit gelegen, und wir haben sie sogar gefunden. Nur, dass unser deutscher Freund vergessen hat, uns das zu erzählen. Möchte wissen, warum.«
    »Mann, was machen wir jetzt?«
    »Lass ihn tauchen. Tief und lange. Richtig lange. Ein Unglück passiert so leicht.« Er schaltete die Kamera aus und steckte sie wieder in die Tasche auf dem Boden. Er glich einemPiratenkapitän, als er da an Bord stand. In dieser Situation war ein Verräter verhängnisvoll. Man musste deutlich zeigen, was mit einem solchen passierte. Er übergab das Steuer und holte den Bolzenschneider vor, den sie zum Durchtrennen von Eisenketten benutzten. Den übergab er Mollstedt, beugte sich zu ihm und sagte ihm leise etwas ins Ohr. Mollstedt nickte.
     
    Markus hörte in seinem MP3-Player ein Stück klassischer Musik. Das tat er gewöhnlich, um seine Nerven zu beruhigen, aber aus irgendeinem Grund funktionierte das schlechter als sonst. Er schaltete die Musik aus und wickelte das Kopfhörerkabel auf. Dann steckte er das Ganze in die Brusttasche des Unteranzugs, zog den Reißverschluss des Trockenanzugs bis zum Kinn hoch und verließ die Toilette.
     
    »So, jetzt sind wir da. Dort haben wir das Wrack«, sagte der Mann am Steuer und zeigte auf den erleuchteten Schirm. »Ich glaube, für heute ist das der letzte Tauchgang.« Er warf einen Blick auf seine Uhr.
    Die beiden Taucher machten sich bereit. Die Schwimmflossen sträubten sich, als Markus sie anlegen wollte. Schließlich kam ihm Mollstedt zu Hilfe. Markus spuckte in die Taucherbrille, setzte sie auf und zog zum Schluss die Handschuhe über, bevor er im dunklen Wasser verschwand. Die Männer an Bord nickten einander diskret zu, ohne etwas zu sagen. Wie aus Protest gegen ihre Pläne brachte das Wasser das Boot zum Schaukeln. Genug unschuldige Seelen hatten ihr Leben um die Pater-Noster-Schären verloren. Nach Markus begab sich Mollstedt hinunter, den Bolzenschneider fest im Griff.

Pater Noster, 1963
     
    Er lächelte ihr zu, bevor er sich mit einem Jammerlaut erneut zusammenkrümmte und übergab. Arvid ging es so schlecht, dass sie draußen bei Vater auf Hamneskär hatten bleiben müssen – in der Hoffnung, er würde sich wieder erholen.
    Von dem Augenblick an, als Elin über Bord gefallen war, hatte sich alles wie im Nebel abgespielt. Sie wusste, dass sie geschwommen war, bis sie glaubte, keine Kraft mehr zu haben, sie erinnerte sich an den Geschmack von Salzwasser und Blut im Mund, und da, genau da hatten sie ein paar starke Arme gepackt und an Bord gezogen. Die Bootskante war hart und schlug gegen ihren Ellenbogen. Sie öffnete die Augen, als man sie auf dem Boot niederlegte. Arvid lag dicht neben ihr. Am Ruder stand ihr Bruder, Karl-Axel, und steuerte den Kahn mit konzentrierter Miene.
    Ganze vierundzwanzig Stunden waren nun seit der Segeltour vergangen. Arvids Atmung klang jetzt anders, dünner, als würde die Luft nicht bis in die Lungen dringen und die alte Luft nicht mehr nach draußen gelangen.
    »Atme! Arvid, du musst atmen!« In der Hoffnung, dass man ihre Verzweiflung so nicht hörte, flüsterte Elin. Sie legte sich neben ihn, hob seinen Kopf an, um ihn auf ihren Arm zu legen. Dann machte sie ihre Kehle frei und begann vorsichtig zu summen, »Nocturne«, das Lied, das Arvid ihrem noch ungeborenen Kind so häufig vorgesungen hatte. Erst nach einer Weile konnte sie sich so weit zusammennehmen, dass sie den Text herausbrachte.
    …
    Schlafe, mein Freund! Die Nacht bricht an.
    Liebe behütet dich, zärtlich und still.
    …
    Sie küsste ihn und strich ihm übers Haar. Dann legte sie seine Hand auf ihren Bauch, sie meinte ein Lächeln auf seinen Lippen zu erkennen.

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