Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin
warf sich hinter den Stein. Sie konnte Tasil nirgends entdecken. Er war irgendwo in den Schatten verschwunden. Die Verfolger jagten in den kleinen Talkessel. Sie waren zu zweit, und es waren Hakul. Maru konnte ihre Kriegsmasken im Mondlicht schimmern sehen. Erst jetzt bemerkte sie mit Schrecken, dass Tasil sie auf die hellere Seite der Felsenbucht geschickt hatte. Der Stein würde sie nicht allzu lange vor der Entdeckung
schützen. Die beiden Reiter zügelten ihre Pferde. Sie hatten bemerkt, dass der Weg kurz vor ihnen endete.
Plötzlich löste sich ein Schatten aus der Dunkelheit. Mit einem wilden Schrei sprang Tasil auf die Reiter los. Maru konnte in der Dunkelheit nicht viel erkennen, doch etwas blitzte im Mondlicht auf. Muqtaqs Axt! Tasil holte weit aus und schlug zu. Es gelang ihm, die Hakul zu überrumpeln – fast. Der Angegriffene riss sein Tier hoch, aber es war zu spät. Die Axt verfehlte den Reiter, aber sie traf sein Pferd. Ein gequältes Stöhnen entrang sich der Brust des Pferdes. Es stürzte und begrub den Reiter unter sich.
Tasil sprang zurück. Etwas zuckte durch die Luft. Es mochte die Lanze des zweiten Reiters gewesen sein. Der riss am Zügel, wendete sein Tier auf der Hinterhand und sprengte davon. Floh er etwa? Tasil stand über dem verwundeten Tier und dem gestürzten Reiter. Was tat er da? Dann erkannte Maru, dass er versuchte, seine Axt aus der Flanke des Pferdes zu ziehen. Sie war dort stecken geblieben! Das Pferd schnaubte und schlug mit den Hufen. Es kam tatsächlich noch einmal auf die Beine und taumelte stöhnend davon.
Der Krieger blieb auf dem Boden zurück, doch er bewegte sich. Etwas Helles schimmerte in seiner Hand, was das genau war, konnte Maru nicht erkennen. Es mochte ein Dolch sein. Da kehrte der zweite Reiter zurück. Er war keineswegs geflohen, sondern stürmte jetzt heran, fest mit dem Leib seines Pferdes verschmolzen. Er hatte seine Lanze zum Stoß eingelegt. Tasil stand schutzlos dort unten, während der Gestürzte aufzustehen versuchte. Vergeblich. Ihm knickte das rechte Bein weg, und er taumelte.
Das war Tasils Rettung, denn der zweite Hakul musste im letzten Moment sein Pferd zur Seite reißen, um seinen Stammesbruder nicht über den Haufen zu reiten. Der Lanzenstoß ging ins Leere. Tasil sprang zur Seite und suchte Schutz in den Schatten. Der Hakul riss sein Pferd wieder hart herum. Er ritt erneut auf
Tasil los, der sich mit einem weiten Satz rettete. Der Reiter fluchte, wendete und griff erneut an. Das verwundete Pferd irrte schnaubend durch das Tal. Es wankte und kam dem Angreifer in die Quere. Tasil warf sich zu Boden und rollte sich zwischen den Beinen des verwundeten Tieres hindurch. Der Reiter verfehlte ihn um Haaresbreite. Seine Lanze bohrte sich in die Erde und zerbrach.
Der zweite Hakul war wieder zu Boden gesackt. Er stöhnte leise und kroch langsam davon. Vielleicht wollte er seinem Stammesbruder Platz für den Kampf machen. Er kam genau auf den Felsen zu, hinter dem Maru Deckung gesucht hatte. Der Reiter im Tal stieß einen erneuten Fluch aus. Die Maske ließ seine Stimme dumpf und unirdisch klingen. Er warf den nutzlos gewordenen Schaft seiner Lanze nach Tasil.
Tasil war wieder auf die Füße gekommen. Das verwundete Pferd bäumte sich mit einem schmerzvollen Wiehern auf. Tasil sprang zurück und stolperte. Er bückte sich und hob etwas auf. Maru konnte nicht erkennen, was es war. Der Reiter nahm die Zügel auf, wendete sein Tier und sprengte davon. Er ritt aus dem Tal hinaus, aber Maru konnte hören, dass er sein Pferd erneut wendete und zurückkehrte. Der andere hatte den Felsen fast erreicht. Er keuchte, und griff immer wieder nach seinem Bein. In der anderen Hand hielt er einen Dolch. Er kam Maru immer näher. Tasil war unten bei dem verwundeten Pferd. Er hielt es an den Zügeln, versuchte, es zu beruhigen, und suchte dahinter Deckung.
Jetzt trieb der Reiter sein Pferd in vollem Lauf in das Tal. Ein Sirren schnitt durch die Luft. Ein unmenschlicher Schrei antwortete aus dem Talgrund. Maru sah die weißen Federn eines Pfeils, der sich dem Pferd, hinter dem Tasil Deckung gesucht hatte, in den Hals gebohrt hatte. Es war das Tier, das so markerschütternd geschrien hatte. Seine Vorderbeine knickten ein, und es brach zusammen.
»Nein!« rief der Verwundete entsetzt.
Der andere kam in vollem Galopp in das Tal hineingeritten. Maru sah, wie er den Bogen mit hoch erhobenem Ellbogen spannte und den Pfeil anlegte. Er lenkte das Pferd nur mit den
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