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Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Titel: Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Schenkeln.
    »Maru! Jetzt, jetzt!«, rief Tasil, der hinter dem gestürzten Tier kauerte.
    Maru sprang auf und schrie gellend! Sie schrie so laut wie noch nie in ihrem Leben. Der Reiter sah ihre Bewegung im Mondlicht. Gedankenschnell wechselte er sein Ziel. Der Pfeil flog von der Sehne – und verfehlte Maru, die sich wieder hinter den Stein geworfen hatte. Während des Angriffes war das Tier des Reiters weiter in die Felsenbucht gelaufen – zu weit!
    Tasils Schatten tauchte vor ihm auf und schleuderte dem Pferd etwas zwischen die Beine. Es war der Schaft der zerbrochenen Lanze. Das Pferd stolperte, stürzte, und der Reiter flog in weitem Bogen durch die Nacht. Ein dumpfer Schrei war alles, was von dem Stürzenden zu hören war, dann war Tasil über ihm und hob seinen Dolch. Maru hörte ein hässliches Geräusch, doch sie achtete nicht darauf. Über dem Felsen, hinter dem sie sich verbarg, war jetzt die schreckliche Maske des zweiten Hakul aufgetaucht. Er stöhnte vor Schmerzen, aber er griff sie an. Sie sprang zurück und versuchte, den Hang weiter hinaufzuklettern. Der Hakul verfolgte sie. Er vermochte nur zu kriechen, aber er war hinter ihr her.
    Geröll und Sand lösten sich unter Maru, und sie geriet ins Rutschen. Es war wie ein Albtraum. Sie kletterte, aber sie kam kaum von der Stelle. Der Hakul war langsam, aber er näherte sich, seine Klinge leuchtete im Mondlicht. Plötzlich war Tasil über ihm, warf sich auf den Krieger und rammte ihm die Klinge in den Rücken. Ein leiser Seufzer entrang sich der Brust des Sterbenden, dann war es vorbei.
     
    »Das war knapp«, sagte Tasil, als er sich keuchend neben Maru fallen ließ.

    Maru nickte stumm. Sie zitterte am ganzen Leib. Die Waffe des Toten steckte nur wenige Handbreit von ihrem Fuß entfernt im Hang.
    »Ich glaube, wir können es wagen, ein wenig Licht zu machen«, sagte Tasil, als er wieder zu Atem gekommen war, »ich will doch sehen, was wir hier haben.«
    Er zog etwas aus seiner Tasche, schlug Funken, und Zunder leuchtete in seiner Hand auf. Er beugte sich über den Toten, öffnete einen Verschluss, der die Maske vor dem Gesicht des Kriegers hielt, und klappte sie zur Seite. Es war Ebu, einer der Söhne von Yaman Aryak.
    Maru sah in die blicklosen Augen. Sie erinnerte sich an sein gewinnendes Lächeln, als sie ihn das erste Mal in der Halle gesehen hatte, seine Leidenschaft im Streit um Atib. Jetzt war er tot.
    »Das ist schlecht«, brummte Tasil. Die zitternde Flamme in seiner Hand verlosch. Er lief hinunter zum zweiten Krieger. Dessen Pferd hatte sich von seinem Sturz erholt und trabte unruhig durch die kleine Felsenbucht. Tasil entzündete eine neue Flamme, öffnete die Maske des Gefallenen. Maru war sitzen geblieben. Ihre Beine zitterten so stark, dass sie gar nicht wusste, ob sie überhaupt laufen konnte.
    »Das ist der andere Sohn«, rief Tasil von unten herauf. »Bei den Hütern, hat sich denn alles gegen mich verschworen?« Er stand auf und gab dem Toten einen Tritt. »Hättet ihr nicht ein paar einfache Krieger losschicken können?«
    Fluchend ging Tasil hinüber zu Ebus sterbendem Pferd. Es lag auf der Seite und röchelte schwach. »Schade um das schöne Tier«, sagte Tasil. Er zog seinen Dolch und versetzte ihm den Gnadenstoß.
     
    Dann begann er, den Grund des Tals abzusuchen. »Maru, du faule Kröte, komm her und hilf mir suchen!«

    Maru löste sich aus ihrer Erstarrung. Sie kletterte vorsichtig den Berghang hinunter, ängstlich darauf bedacht, den Toten nicht zu berühren. »Was suchen wir denn, Onkel?«
    »Meine Axt. Wir werden sie noch brauchen.«
    Tasil zündete ein Büschel trockenes Gras an. Das Licht flammte auf, tanzte für einen Augenblick über die Felsen und verlosch nach wenigen Sekunden wieder. Doch es genügte für Maru, das Gesuchte zu entdecken. Muqtaqs Streitaxt lag im Staub. Eine ihrer Klingen war mit Blut bedeckt. Tasil reinigte sie mit Sand.
    Mit Verwunderung beobachtete Maru, wie Tasil die Asche des verbrannten Grases nicht fallen ließ, sondern sorgsam zerrieb und in weitem Kreis über den Boden verstreute. »Warum tust du das, Onkel?«
    »Ich will nicht mehr Spuren hinterlassen als unbedingt nötig. Und jetzt komm! Wir müssen weiter.«
    Tasil hatte sein Pferd am Zügel genommen und sprang jetzt auf. Maru war verwirrt. Der Schreck saß ihr noch in den Gliedern, aber sie verstand nicht, was Tasil mit den Spuren meinte. Da lagen zwei tote Fürstensöhne im Sand. Deutlichere Spuren konnte man wohl kaum hinterlassen.

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