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Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Titel: Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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dafür übernimmt, sind wir schon lange außer Reichweite.«
    Er lachte. Maru fand, es klang erleichtert. Sie ritten weiter.
     
    In einiger Entfernung vor der Stadt, etwa auf Höhe des Tors der Hirth, entdeckte Maru mehrere kleine Lichtpunkte.
    »Dort links brennen auch Feuer, Onkel.«
    Tasil spähte in die angegebene Richtung. »Das ist das Lager der Hakul, Kröte. Wir werden ihnen besser aus dem Weg gehen und noch eine Weile dem Fluss folgen.«
    Die Hakul... Maru dachte an Yaman Aryak und seine Söhne und den Mann, den sie als ihren Seher bezeichnet hatten. Die Hakul waren Feinde, Todfeinde aller Völker, ohne Zweifel. Dennoch kam jetzt eine Frage wieder hoch, die sie lange Stunden verdrängt hatte.

    »Onkel?«, begann sie.
    »Ja?«
    »Diese fünf Männer, von denen der Yaman sprach. Hast du sie wirklich … getötet.« Maru hatte eigentlich »ermordet« sagen wollen, doch das traute sie sich nicht.
    Tasil hielt das Pferd an. »Das geht dich nichts an«, antwortete er ruhig.
    Sie schluckte. Aber sie wollte es jetzt wissen. »Die Hakul glauben es, Onkel.«
    »Und du? Was glaubst du?«
    Maru zögerte. »Ich … glaube es auch.«
    Tasil schnalzte mit der Zunge, und das Pferd setzte sich wieder in Bewegung. »Natürlich habe ich sie getötet«, sagte er gelassen. »Woher sollte ich sonst ihre Dolche haben? Es wundert mich, dass du überhaupt fragst.«
    Maru schauderte. Es schien ihm nichts auszumachen! Sie dachte daran, dass der Yaman erzählt hatte, dass die Männer im Schlaf ermordet worden waren. Danach wollte sie Tasil aber lieber nicht fragen.
    »Warum hast du sie getötet?«, fragte sie schließlich.
    »Sie waren im Weg, so einfach ist das«, sagte er und fuhr mit viel Schärfe in der Stimme fort. »Damit wir uns richtig verstehen, Sklavin : Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig. Ich tue, was ich tue – und du tust, was ich sage! Und jetzt genug davon.«
    Maru schwieg betroffen. Die Kälte in Tasils Stimme hatte sie erschreckt, und sie wagte nicht, weiter nachzufragen.
     
    Nicht weit von der Stadt Serkesch schwenkte der Dhanis nach Süden, und Tasil folgte dem Flusslauf eine Weile. Als sie die Lichter der Stadt nicht mehr sehen konnten, verließ Tasil das Ufer und ritt über die Felder in Richtung des offenen Landes.
    Maru hätte gerne den Grund dafür erfahren, doch sie traute sich
zunächst nicht, Tasil noch einmal anzusprechen. Es gab hier schmale Wege zwischen den Feldern, aber Tasil folgte ihnen nur, wenn sie genau nach Osten liefen. Eine ganze Weile ritten sie schweigend unter der roten Sichel des Mondes. Die Bewässerungsgräben endeten irgendwann im Sand. Und mit ihnen endete auch der breite Streifen fruchtbarer Felder, der den Fluss säumte. Sie waren jetzt am Rande des offenen Landes.
    Schließlich wurde Marus Neugier zu groß. »Onkel, wohin reiten wir?«
    »Richtung Sonnenaufgang.«
    »Und was ist da?«
    Tasil seufzte. »Die Romadh leben dort, am Rande der Salzwüste Balas.«
    »Warst du schon einmal dort? Wie ist es da?«
    »Du wirst es bald selbst sehen.«
    Er schnalzte mit der Zunge und lenkte das Pferd nach Norden. Maru dachte zunächst, Tasil würde vielleicht einem Hindernis ausweichen, das sie nicht gesehen hatte, einem letzten Graben oder einem Gehöft, aber nein, er ritt weiter geradeaus. Unruhig spähte sie ihm über die Schulter. Sie sah das Licht, das in der Ferne von Serkesch aus in den Himmel streute. Sie näherten sich wieder der Stadt. Es konnte nicht mehr lange dauern, und sie würden die Feuer auf den Türmen erkennen.
    »Onkel?«
    »Ja?«
    »Das ist nicht der Weg Richtung Sonnenaufgang.«
    »Habe ich es nicht erwähnt? Ich habe noch etwas zu erledigen, bevor wir dieser gastlichen Stadt für immer den Rücken kehren.«
    Maru sank das Herz. Tasil wollte zurück. Tasil hatte noch etwas vor. Tasil würde sie beide in Gefahr bringen. Hörte es denn nie auf? Sie hatte so gehofft, dass es vorüber sein würde. Plötzlich hatte sie das Gesicht des Daimons wieder vor Augen, seinen in die
Ferne gerichteten Blick aus den kupferfarbenen Augen. »Es ist noch nicht vorbei«, hatte Utukku gesagt. Er hatte also recht behalten. Er hatte noch mehr gesagt, auch dass sie sich wiedersehen würden. Sie wollte ihn nicht mehr sehen. Ihn nicht, und die ganze Stadt Serkesch nicht!
    »Willst du wieder in die Stadt, Onkel?«
    Sie hatte offenbar sehr verzagt geklungen, denn Tasil lachte halblaut, als sie diese Frage stellte.
    »Nein, Kröte, ich will genauso wenig in dieses Vipernnest zurück wie du. Wir

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