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Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Titel: Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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blockierten. Aus der Stadt erklangen Schreie durch die Pforten.
    Eine große Gruppe langsam schreitender Hornbläser erschien, die noch im Torbogen anhielt und mit einer Vielzahl unterschiedlicher Hörner den furchtbarsten Lärm veranstaltete, den Maru sich vorstellen konnte. Sie hatte das Gefühl, dass ihre Knochen im Leib von dem durchdringenden Klang erzitterten. Das Pferd scheute, und dieses Mal konnte sie sich nicht oben halten. Sie wurde abgeworfen, und Tasil versuchte fluchend, das aufgeregte Tier zu beruhigen. Aus den Seitentoren strömten weiter zahllose Menschen.
Es schien, als sei die ganze Stadt auf den Beinen. Sie riefen durcheinander, jubelten und klagten und ließen, während sie vorwärtsdrängten oder gedrängt wurden, die Augen nicht vom mittleren Tor.
    Dort erschienen jetzt, in würdevoller Langsamkeit, zwölf weiß gekleidete Männer, an ihren rasierten Schädeln leicht als Priester zu erkennen, die auf einer mit purpurnen Tüchern geschmückten Bahre eine mächtige Tonfigur trugen. Sie musste schwer sein, denn die Mienen der Priester waren vor Anstrengung verzerrt. Die Augen der Menge waren allein auf die Figur gerichtet. Die überlebensgroße Statue hatte die Gestalt eines bärtigen Kriegers in voller Rüstung. In der Rechten hielt er ein Sichelschwert aus Eisen, in der Linken einen kurzen Hirtenstab. Die Gestaltung der Gesichtszüge war starr und wie alles an der Figur übertrieben streng und würdevoll. Der Helm war mit einem silbernen Reif geschmückt, und Bernsteine funkelten anstelle der Augen.
    Maru saß immer noch im Staub. Ihr war nichts passiert. Tasil hatte sein Tier jetzt im Griff und stieg ab, ohne seinen Blick von der seltsamen Szene zu wenden.
    »Was ist das?«, rief Maru wieder, und sie musste sich anstrengen, um den lärmenden Misston der Hörner zu übertönen.
    Ihr Herr antwortete nicht, sondern redete weiter beruhigend auf das Pferd ein. Es schien ihn nicht zu interessieren, wie seine Sklavin den Sturz überstanden hatte.
    Die Menge nahm kein Ende, drängte an die Statue heran und schien doch davor zurückzuscheuen. Noch mehr Krieger erschienen und eilten nach vorne, um die Seiten der Trage zu schützen und die Menge zurückzudrängen. Maru stellte sich auf die Zehenspitzen. Sie sah weitere Priester. Vier waren weiß gekleidet, also Priester der Hüter, wie sie wusste. Dann wurde der Strom der Menschen dünner.
    Maru konnte allerdings einen kurzen Blick auf einen weiteren
Priester erhaschen. Er war hager, groß und kahlköpfig, und eines seiner Augen war mit einer Augenklappe verschlossen. Sein langes Priestergewand war grau und mit einer blutroten Schärpe geschmückt. Maru wusste, dass es sich bei ihm um einen Hohepriester Strydhs handelte. Dem Priester folgten, geschützt von einer Schar Krieger, zwei junge Männer mit ernsten Gesichtern. Sie blickten starr geradeaus und schienen darauf zu achten, einander nicht zu nahe zu kommen. Hinter ihnen strömten noch mehr Menschen, viel mehr Menschen, aus den Toren. Sie weinten, beteten, und über dem Jammern und Rufen ertönte immer wieder das Schmettern der Hörner. Der Zug folgte langsam dem Pfad. Maru sah den Läufer, der den Zug eröffnet hatte, in einiger Entfernung am Wegesrand stehen. Er gab den kehrenden Jungen und den Blumen streuenden Kindern Zeichen. Sie verließen den Weg, und der lärmende Zug folgte ihnen langsam hinunter zum Fluss. Die Tore wurden wieder geschlossen.
    »Was war das, Herr?«, erneuerte Maru ihre Frage.
    »Du sollst mich Onkel nennen.«
    »Was war das, Onkel?«
    »Das war die Statue von Raik Utu-Hegasch.«
    »Und was bedeutet das … Onkel?«
    »Stell nicht so viele Fragen. Komm jetzt, wir wollen in die Stadt. Und kein Wort, bis wir an den Wachen vorbei sind.« Er packte das Pferd am Zügel und ging voraus.
    Ein Soldat versperrte ihnen den Weg mit seinem Speer. »Halt, Fremde. Wie sind eure Namen? Und was führt euch in unsere Stadt?«
    »Tasil ist mein Name, das ist die Tochter meiner Schwester, Maru genannt. Ich bin Händler.«
    Der Soldat musterte ihn und schlenderte einmal um ihn, Maru und das Pferd herum, dann sagte er: »Viele Waren hast du ja nicht feilzubieten...«

    »Der Schein trügt.«
    »Das mag sein. Dennoch sehe ich keinen Grund, dir Zugang zur Stadt zu gewähren, wenn du kein triftiges Anliegen oder keinen Bürgen zu nennen weißt. Bettler und Diebe sind hier nicht willkommen.«
    Tasil überging die Beleidigung. »Ich bin gekommen, um den Händler Atib zu besuchen.«
    »Atib? Den kenne

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