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Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Titel: Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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so prächtig, wie Maru sie an noch keiner lebenden Frau gesehen hatte. Mit Ausnahme von Umati vielleicht.
    »Lassen die Akkesch ihre Toten denn einfach … verrotten?«, fragte Maru. In Akyr wurden die Mächtigen in steinernen Särgen beigesetzt. Für die Dhane gab es sogar eine eigene Totenstadt, Gyrn, die in der Hochebene von Edhawa lag. Die Bauern hingegen wickelte man in einfache Leintücher und begrub sie tief in der Erde.
    »Nein, sie balsamieren sie ein«, erwiderte Tasil. »So ist es bei
uns im Süden Brauch. Glaubst du denn, wir würden hier mehr finden als Knochen und verfaultes Fleisch, wenn die Körper nicht kunstvoll behandelt wären? Aber komm weiter, das ist nicht das, was wir suchen.«
    Sie verließen die Kammer, bogen erneut in einen Seitengang, um noch eine Ecke und dann in einen langen Gang. Maru bemerkte, dass er sich senkte. Das war ihr schon zwischen den Kammern der Frauen aufgefallen. Offenbar hatten die Akkesch die ganze Anlage nicht nur in den Fels hinein, sondern auch noch nach unten treiben wollen. Der neue Gang war fast vier Dutzend Schritte lang. Fast an seinem Ende öffnete sich rechts ein neuer, sehr breiter Durchlass. Er führte in einen kleinen Raum. Der war vergleichsweise nüchtern gehalten. Eine einzige, schlichte, dunkelgrüne Linie lief über die Wand. Die Kammer beherbergte nichts außer einer massigen Statue, die einen sitzenden Krieger darstellte.
    »Was ist das?«, fragt Maru.
    Tasil starrte die Figur an. Sie war aus Ton, überlebensgroß und grob gearbeitet, ein wahrer Koloss. Sie hatte kein Gesicht, nur einen tief eingeschnittenen, lippenlosen Mund. Mehr Sorgfalt hatte der Künstler auf die Nachbildung von Helm, Rüstung, Arm- und Beinschienen gelegt, und das lange Sichelschwert in der großen Faust war aus fein gearbeiteter Bronze.
    »Wenn es ein Gott ist, ist er mir unbekannt«, sagte Tasil schließlich. »Er soll wohl über den Schlaf des Raik wachen.«
    Sie gingen weiter und betraten die letzte Kammer. Eine Reihe riesiger Krüge säumte die Wand.
    Maru deutete darauf. »Was ist dort drin?«
    »Hirse, Gerste, Wasser, Bier, Brot...« Tasil zuckte mit den Schultern. »Opfergaben für die Tafel Uos. Der Raik soll an dieser Tafel schließlich nicht verhungern.«
    »Sie geben ihm Essen mit?«
    »Ziemliche Verschwendung, oder? Vor allem in diesen Massen.
Ich hoffe, sie sind bei Silber und Eisen ähnlich großzügig.« Tasil untersuchte die Wand auf der linken Seite der Kammer. »Hier ist es nicht.«
    Er eilte weiter. Sie verließen die Kammern. Im Gang wandte sich Tasil nach rechts. Hier hatten die Akkesch noch ein Gelass begonnen, aber bald wieder abgebrochen.
    Tasil leuchtete die Ecken aus. »Ah, da, siehst du?« Er zeigte auf die Wand. Knapp unter der Decke zeichnete sich im Fels ein Muster ab. Dort waren Ziegelsteine vermauert.
    »Das ist sehr hoch«, sagte Maru unglücklich.
    »Wir brauchen also das Seil.«
    »Es sieht auch sehr schmal aus.«
    »Für mich wahrscheinlich zu eng, wie ich es mir dachte, aber du passt da zweimal durch, Kröte. Es ist doch gut, dass du nur aus Haut und Knochen bestehst.«
    Maru überhörte den leichten Spott. Sie hatte einfach zu viel Angst. Die Lücke im Fels sah sehr schmal aus. Sie fand die Kammern jetzt schon unheimlich, und jetzt war Tasil noch da. Wie sollte das erst werden, wenn sie alleine hier saß, nur beim Licht einer Kerze? Und was hieß schon alleine? Was war mit den Toten?
    »Gut«, sagte Tasil, »zum Ausgang.«
    Er lief jetzt noch schneller, und Maru musste rennen, um Schritt zu halten. Unterwegs schärfte er ihr ein, was sie zu tun hatte. »Noch einmal, sobald die Grabkammer verschlossen ist, kommst du hierher. Schmuck, Dolche, Silber- und Eisenbarren, seine Rüstung. Eben alles, was wertvoll ist. Am besten fängst du mit den kleinen Dingen an. Wir können vielleicht nicht alles mitnehmen.«
    »Und wo soll ich mich verstecken?«
    »Inannas Grabkammer wird der beste Ort sein. Der Sockel dort ist groß genug, dich zu verbergen. Aber du musst stillhalten, bis
das Grab verschlossen ist, verstanden? Wenn sie dich finden, wäre dein Schicksal furchtbar! Die Akkesch verstehen keinen Spaß. Und du weißt, wie ihre Gesetze sind.«
    Maru schluckte. Sie wusste es, sie hatte es selbst gesehen.
    Sie erreichten Inannas Kammer. Tasil begleitete Maru bis zu dem Steinblock, auf dem die Leiche aufgebahrt war.
    »Ich lasse dir die Kerze, Zunder und Feuerstein. Aber du darfst erst wieder Licht machen, wenn die Kammer zu ist, hast du

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