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Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Titel: Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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an. »Wovon redest du, Mädchen?«
    Ein geheimer Gang, Herr, aber er ist versperrt.«
    Malk Iddin schüttelte den Kopf. »Natürlich ist er das. Glaubst
du, meine Vorfahren haben so einen Gang angelegt, damit gewöhnliche Sterbliche darin spazieren gehen?«
    Tasil sah sie düster an. Sein Gesicht war aschfahl. Sie ahnte den Grund dafür. »Auch über diesen Vorfall werden wir noch reden, wenn Zeit ist.«
    »Beeil dich, Urather, die Zeit wird knapp. Sag deiner Sklavin, was du zu sagen hast, und dann lass uns gehen.«
    »Sie ist meine Nichte.«
    »Ist das so? Du solltest ihr ein paar bessere Kleider kaufen, man kann sie sonst leicht mit einer Namenlosen verwechseln«, erwiderte Malk Iddin trocken.
    »Sei es, wie es sei. Maru, hör zu. Ich habe einen Auftrag für dich.«
    »Ja, Onkel.«
    Maru fühlte sich überrumpelt. Sie hatte gedacht, sie würde Tasil beeindrucken können, stattdessen schien er verärgert zu sein. Sie fühlte ein seltsames Prickeln. Irgendetwas geschah gerade, und es würde nicht gut für sie sein. Tasil nahm sie am Arm und führte sie beiseite. Sie entfernten sich von den Felsbrocken – und dem rettenden Geheimgang.
    »Ich werde den Malk in Sicherheit bringen«, begann Tasil. »Leider bietet der Gang keinen Platz, um mein Pferd mitzunehmen, aber das werde ich noch dringend brauchen, verstehst du?«
    »Nein, Onkel.« Und wie sie es verstand! Er wollte sie zurücklassen!
    Tasil lächelte sie an, aber es wirkte überhaupt nicht beruhigend. »Ich habe ein sicheres Versteck für dich gefunden. Da wirst du warten, bis der Kampf vorbei ist. Sobald die Männer von Numur abgezogen sind, kannst du von hier verschwinden. Du reitest hinunter zum Fluss, und zwar nach Westen, bis zur großen Biegung, schaffst du das?«
    »Ich kann gar nicht reiten, Onkel«, sagte Maru trotzig. Sie hätte
am liebsten laut geschrien. Hatte er ernsthaft vor, sie in dieser Todesfalle zurückzulassen?
    Tasils Mine verfinsterte sich. Das Lächeln war verschwunden und es blieben nur die kalt blickenden Augen. »In dem Fall hast du unterwegs Gelegenheit, es zu üben. Das Tier ist gutmütig und wird schon dafür sorgen, dass du nicht herunterfällst.«
    »Aber...«
    »Kein Aber! Ich habe dem Abeq des Tempels der Raik von dir erzählt. Er wird dich holen, wenn die Gefahr vorüber ist.«
    »Aber wenn es einen so sicheren Platz gibt, warum verstecken wir uns nicht alle dort.«
    »Es ist sicher für dich, Maru, nur für dich.«
    Sie überlegte noch, was er meinte, als Tasil stehen blieb. Er hatte sie zur Grube gelenkt. Sie war ein breites, viereckiges Loch im Boden, nicht sehr tief, ein großer Mann hätte leicht hinausklettern können. Zwanzig Gesichter starrten sie stumm an. »Was hast du vor, Onkel?«
    »Nun, ich denke, einen Fisch versteckt man am besten unter anderen Fischen, und wie Iddin schon sagte: Du siehst aus wie eine Sklavin. Ich bin mir sicher, die anderen werden dich nicht verraten.« Bei diesen Worten packte er sie und warf sie hinab in die Grube.
     
    Maru schrie erschrocken auf. Keiner der Sklaven machte Anstalten, sie aufzufangen. Als sie sich verwirrt und wütend aufrappelte, sah sie Tasil oben am Rand der Grube stehen.
    »Du weißt, wo ich dich erwarte. Komm nicht zu spät!«, sagte er mit finsterem Blick. Im nächsten Augenblick war er verschwunden.
    Sie hätte schreien und heulen können. In ihr tobte ein Sturm. Tasil hatte sie verstoßen. Tasil brachte sich in Sicherheit und ließ sie zurück. Tasil setzte sie der Todesgefahr aus. Tasil war fort. In ihren
Augen brannten Tränen. Vielleicht waren es Tränen der Wut. Sie wusste es selbst nicht. Die Sklaven starrten sie stumm an. Keiner von ihnen stellte eine Frage, keiner reichte ihr eine Hand, um ihr aufzuhelfen. Sie saßen einfach nur da und schienen auf etwas zu warten.
    Maru stand auf. Es war kühl in der Grube. Der Grund war feucht und lehmig. Gab es hier eine Wasserader unter der Erde? Sie fror. Erschöpfung und Hunger meldeten sich zurück, und sie fühlte sich unendlich schwach und müde. Sie kämpfte mit der Versuchung, aus der Grube zu fliehen, Tasil hinterherzurennen, aber sie wusste, dass es sinnlos war. Tasil hatte recht, auch wenn sie das ungern zugab. Hier, unter den anderen Sklaven – wie seltsam sich diese Worte anfühlten -, war sie sicher.
     
    Da war nichts außer der Grube, den roten Hügeln und dem blauem Himmel, der von dem schmalen Holzsteg geteilt wurde. Maru verstand immer noch nicht, warum man direkt vor dem Zugang zur Grabkammer diese Grube

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