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Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Titel: Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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vorsichtig über den schmalen Holzsteg in die Grabkammer vorantasteten. Sie blieben nicht lange drinnen und sahen sehr erleichtert aus, als sie wieder herauskamen. Maru fragte sich, was ein Thymanbadh sein mochte, und nahm sich vor, einen der Sklaven zu fragen, sobald Numurs Männer verschwunden wären. Gelegentlich traten andere Krieger an den Rand der Grube, aber keiner von ihnen warf mehr als einen flüchtigen Blick auf die Sklaven. Niemand schien auf die Idee zu kommen, sie nach dem Verbleib des Malk zu fragen. Maru war das nur recht. Ihr waren neue Zweifel an Tasils Plan gekommen. Was, wenn einer sie erkannte? Es mochte einer unter ihnen sein, der sie schon an einem der Tore oder im Palast gesehen hatte. Sie kauerte sich in einer Ecke zusammen und hielt den Blick auf den Boden gerichtet. Dabei fühlte sie sich völlig zerschlagen, und sie konnte nicht aufhören zu zittern. Sie hoffte nur, dass dieser Albtraum bald enden würde, und schlief ein.
     
    Jemand schüttelte sie. Maru schreckte hoch. Für einen kurzen Augenblick glaubte sie, im Käfig auf Atibs Schiff zu sein, aber dann sah sie die anderen Sklaven, die lehmigen Wände der Grube. Der
junge Mann, mit dem sie gesprochen hatte, hielt sie an der Schulter. Jemand sprach. Sie war so schlaftrunken, dass sie ihn nicht gleich verstand. Wie lange hatte sie geschlafen? Eine Sekunde? Sie versuchte, sich zurechtzufinden.
    Da stand eine füllige Gestalt und redete. Es war ein Priester. »Ja und du auch«, sagte er gerade. »Beeilt euch!«
    Jemand half ihr auf die Beine und hob sie dann ohne weitere Umstände hoch. Oben wurde sie von zwei kräftigen Armen in Empfang genommen. Weitere Sklaven krochen aus der Grube. Der Priester teilte ihnen Arbeit zu: »Ihr da, kommt zu mir in den Tempel, wir brauchen Eimer, ihr anderen geht auf den Platz. Es gib viel zu tun!«
    Maru gehörte zur ersten Gruppe und stolperte hinter dem Mann her. Sie hatte keine Ahnung, was sie mit einem Eimer anfangen sollte. Sie betraten den Tempel der Raik durch einen Seiteneingang. Hier gab es Räume für Werkzeug, eine Küche, eine Art Waschraum und Wohnkammern. Maru wurde wieder halbwegs wach. Der Priester, ein freundlicher, dicker Mann, drückte den anderen Eimer in die Hand und schickte sie zum Brunnen: »Wir brauchen Wasser, sehr viel Wasser, um das Blut auf unserem heiligen Platz abzuwaschen.«
    Maru erhielt keinen Eimer.
    Der Abeq wartete, bis die anderen unterwegs waren. »Verzeih, dass du warten musstest, mein Kind, aber diese Krieger sind so misstrauisch.«
    »Welche Krieger?«
    »Hast du sie nicht gesehen? Sie haben zwei Eschet hier gelassen für den Fall, dass Iddin sich irgendwo in den Felsen versteckt. Das hat dein Onkel wohl nicht bedacht. Ich musste mir etwas einfallen lassen.«
    Es war das erste Mal, dass jemand von Tasil als ihrem Onkel sprach, ohne dass es nach Spott klang.

    »Ich muss sagen, es war eine gute Idee von ihm, dich in dieses Sklavenkleid zu stecken. Er ist sehr gerissen, scheint mir. Und du bist sehr mutig.«
    Maru fühlte sich nicht besonders mutig, nur müde. »Sehr gerissen«, wiederholte sie und konnte dabei ein Gähnen nicht unterdrücken.
    Der Priester starrte sie auf eine Art an, die sie nicht deuten konnte. War es so unschicklich, in den Wirtschaftsräumen eines Tempels zu gähnen?
    »Entschuldige bitte«, sagte sie. »Ich bin eben kurz eingenickt.«
    »Du hast geschlafen? Mitten in dieser furchtbaren Schlacht?« Seine Augen weiteten sich.
    Jetzt verstand sie den Blick. Der Mann bestaunte sie. Nun wurde sie verlegen.
    »Ihr seht euch ja wirklich nicht sehr ähnlich, du und dein Onkel, aber nun erkenne ich, dass ihr beide aus demselben Holz geschnitzt seid. Was für ein Mut, welche Kaltblütigkeit! Ich selbst zittere noch vor Angst und werde noch tagelang nicht schlafen können. Meine beiden Jungpriester halten sich versteckt und trauen sich nicht aus ihren Kammern – und dieses Mädchen schläft, als ruhte es im Schoße der Hüter!«
    »Ich war müde«, versuchte Maru die Sache zu erklären.
    Offensichtlich war es zwecklos. Der Mann sah sie an und schüttelte immer wieder den Kopf, als könne er ihre Tapferkeit nicht fassen. Maru versuchte, auf das Wesentliche zurückzukommen. Wenn sie das richtig verstanden hatte, waren Numurs Krieger auf dem Platz draußen. Das war schlecht. Das war sehr schlecht. Aber der Abeq hatte noch etwas gesagt. »Du hast dir etwas einfallen lassen, ehrwürdiger Abeq?«
    Der Abeq geriet für einen Moment ins Grübeln, dann lächelte

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