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Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Titel: Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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keine Krieger aus Serkesch waren. Ihre Schilde waren schwarz, und auch die Spitzen ihrer Speere waren geschwärzt. Also hatte der Immit bereits seine eigenen Krieger auf den Tempelberg gebracht.

    »Auch hier im Bet Raik gibt es Kammern, in denen wir den Mann sicher verwahren können«, mischte sich Malk Numur plötzlich ein.
    »Ich bin sicher, dass es hier solche Kammern gibt, geehrter Malk, solche und vielleicht auch andere. Ich werde sie mir später ansehen, so wie ich mir überhaupt dieses prachtvolle Haus genauer ansehen werde.«
    Malk Numur wurde wieder rot, verbeugte sich stumm und trat einen Schritt zurück.
    Der Immit wandte sich jetzt an den Schreiber, der ängstlich zusah, wie der Verwalter von den Kriegern abgeführt wurde. »Wie ist dein Name, Mann?«
    »Kerva, Herr. Ich bin nur ein Schreiber, Herr.«
    »Gut, Kerva, Schreiber in diesem Bet Raik, lass mich hören, wie es in den letzten Monden mit den Lieferungen aus Albho bestellt war.«
    Maru spürte Tasils Hand auf ihrer Schulter. Sie drehte sich um. Er zog sie in den Schatten und sah ihr in die Augen. »Ist dir nicht gut?«
    Er fragte, wie es ihr ginge? Maru war so überrascht, dass sie fast vergaß zu antworten. »Nein, Onkel, es ist nichts.«
    »Dann reiß dich zusammen. Ich will nicht auffallen, verstanden? Gut. Siehst du den Schab, jenen Mann dort drüben?«
    Sie sah den Mann. Er war groß und breitschultrig. »Das ist Muqtaq, der Schab der Maschir, der Leibwache des verstorbenen Raik. Geh zu ihm und gib ihm das.« Mit diesen Worten drückte Tasil ihr einen kleinen Gegenstand in die Hand. Es war ein silberner Ring, der mit zwei weißen Edelsteinen geschmückt war.
    »Was ist das?«
    Tasil ging wieder einmal nicht auf ihre Frage ein. »Du gibst ihn Muqtaq und sagst ihm folgende zwei Worte: heute Nacht. Das
reicht schon. Aber mach es unauffällig und so, dass niemand dich sieht. Kannst du das?«
    Maru nickte. »Was soll ich sagen, wenn der Schab mich fragt, woher ich …«
    »Gar nichts, dumme Gans! Ich glaube auch nicht, dass er sich mit Fragen aufhalten wird. Aber es wäre gut, wenn er antworten würde. Los jetzt. Und sei vorsichtig, das rate ich dir!«
    Tasil hatte leicht reden. Wie sollte sie vorsichtig und unauffällig einen Ring übergeben, und das in einem Saal voller Menschen? Sie war doch nicht unsichtbar. Der Schab stand auf der anderen Seite der Hohen Kammer. Da sie schlecht quer durch den Saal rennen konnte, verließ sie den Thronsaal durch einen der vielen Seiteneingänge, umrundete ihn und betrat ihn auf der anderen Seite wieder. Dort schob sie sich vorsichtig durch die Menge. Niemand achtete auf sie. Schließlich stand sie neben dem Schab, der mit unbewegtem Gesicht den stotternden Ausführungen des Schreibers zuhörte. Wie sollte sie ihn ansprechen? Wie »unauffällig« auf sich aufmerksam machen?
    Sie entschloss sich für den direkten Weg. Sie nahm den Ring und drückte ihn dem Mann einfach in die linke Hand, die er in die Hüfte gestützt hatte. Seine Selbstbeherrschung war beachtlich. Nur ein leichtes Zucken verriet, dass der Mann die Übergabe überhaupt bemerkt hatte. Unauffällig befühlte er den Ring. Maru sah sich verstohlen um. Immer noch schien sie niemand zu beachten. Sie war eben nur ein Mädchen, das war hier anscheinend fast ebenso gut wie unsichtbar zu sein. Der Schab beugte sich ein wenig vornüber, wie um eine Fliege oder etwas anderes von seinem Bein zu verscheuchen.
    »Wann?«, fragte er leise.
    »Heute Nacht.«
    Der Mann nickte. Maru zog sich sofort zurück. Als sie sich noch einmal umsah, kreuzte ihr Blick den zweier dunkler Augen. Es war
Umati, die Frau des Immit. Sie stand neben dem Thron in all ihrer Schönheit, beschienen vom Glanz, der so kunstvoll auf ihren Mann gelenkt wurde, eine Hand auf seinem Arm – und beobachtete sie.
    Maru erbleichte. Sie war verloren! Dann geschah etwas Unerwartetes: Die Frau zwinkerte ihr zu! Es war nur ein winziges, verstohlenes Zwinkern aus den Augenwinkeln, aber es war unzweifelhaft da. Maru errötete und konnte doch gar nicht sagen, warum.
     
    »Das war gar nicht mal so schlecht, Kröte. Vielleicht wirst du eines Tages doch noch eine halbwegs brauchbare Gehilfin abgeben«, sagte Tasil, als sie wieder bei ihm war.
    Sie nickte stumm. Er hatte also nicht bemerkt, dass die Frau des Immit sie beobachtet hatte. Das war beinahe die Hauptsache.
    »Und was geschieht jetzt, Onkel?«, fragte sie flüsternd.
    »Wir warten auf den richtigen Augenblick.«
    Maru hätte gern gefragt, für

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