Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Titel: Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
möge uns beschützen!«, rief Tasil. »Ist dies ein letztes Blendwerk dieses Zauberers?«
    Er umfasste den Dolch fester und schaute sich misstrauisch um, als erwartete er, dass Jalis jeden Moment vor seinen Augen aus dem Boden wachsen könnte. Doch der Maghai blieb verschwunden. Nur ein wenig grauer Staub und seine Kleidung zeugten davon, dass es ihn einmal gegeben hatte.

Eisen und Salz
    Die Serkesch aber beklagten sich bei Raik Suti über die Richter. »Faul sind sie und bestechlich, für nur wenige Scheffel Gerste bekommt der reiche Mann das Urteil, das ihm behagt, und mit zweierlei Maß messen sie die Taten von Kydhiern und Akkesch.« Und Raik Suti hörte die Wahrheit in ihren Worten und hielt von da an, an jedem ersten Tag des neuen Monds selbst Gericht über die seinen. Und jeder, der glaubte, ihm sei Unrecht geschehen, konnte vor ihn treten.
     
Kerva der Schreiber , Die Raik der Hegasch
     
     
    Maru versteckte die Kleidung des Maghai unter den Wolfsfellen seiner Schlafstatt. Sie kratzte sich dabei immer wieder. Das schwarze Gewimmel war zwar spurlos verschwunden, aber sie hatte immer noch das Gefühl, dass überall Käfer und Spinnen über sie krochen. Die Asche scharrte Tasil mit bloßen Händen zusammen und streute sie einfach aus dem Fenster. Maru wandte sich ab. Jalis war ein so mächtiger Zauberer gewesen, und nun wurden seine Überreste vom Wind über das weite Land verteilt. Sie fragte sich, ob er ohne Bestattung nach Ud-Sror gelangen würde. Und wer würde seiner gedenken? Sie versuchte, den Gedanken abzuschütteln. Es konnte ihr doch gleich sein, was mit ihm geschah.
    Es gab andere Fragen, die ihr durch den Kopf gingen. Wie konnte sein Körper einfach zu Staub zerfallen? Warum hatte sein Zauber nur sie, aber nicht Tasil geblendet? Wieso hatte jener den Maghai so undenkbar leicht töten können? Und was hatte es mit den Schmetterlingen auf sich? Sie fragte Tasil.
    »Über solche Dinge können wir uns Gedanken machen, wenn
wir Zeit haben, Kröte«, beschied er ihr und scheuchte sie aus der Kammer. Es war kurz nach Mittag. Die Sonne brannte in den kleinen Hof. Maru hatte gehofft, Biredh zu treffen. Er hörte ihr wenigstens zu, und er kannte sich aus mit den Rätseln der Welt. Doch der Alte war verschwunden. Der Hof lag leer und verlassen vor ihr.
    Tasil schien das nicht zu kümmern. Er hatte es eilig. »Deinetwegen habe ich viel Zeit verloren, Kröte«, sagte er, als sie durch die Gänge zurück zur Hohen Kammer hetzten. »Dieser Immit weiß, was er will, und er handelt schnell. Vielleicht habe ich ihn unterschätzt.«
    Wie sehr er Immit Schaduk unterschätzt hatte, erfuhr Tasil, als sie die Thronhalle erreichten. Bleierne Stille hatte sich im Saal ausgebreitet, und die Würdenträger der Stadt sahen betreten drein. Sie standen dicht gedrängt und erinnerten Maru an eine Schafherde während eines Unwetters.
    Eine zittrige Stimme quälte sich durch das lastende Schweigen. Inmitten der Halle stand ein schmächtiger Mann zwischen einer großen Anzahl Weidenkörbe und las von einer Tontafel ab. »... und am dritten Tag der zweiten Woche des Dattelmondes des gleichen Jahres brachten die Viramatai sechzig Lasten Eisen in die Stadt, die wir noch im selben Mond an den Kaidhan, unseren Herrn, weiterleiteten. Auch hier behielten wir von jeder zehnten Last einen Barren zurück, wie das Gesetz des Kaidhan, unseres Herrn, es erlaubt.«
    Der Mann machte eine Pause und ließ sich von einem zweiten eine weitere Tafel anreichen, die er mit zitternden Fingern hielt. Tasil schob sich durch die Menge nach vorne, und Maru folgte ihm.
    Der Mann räusperte sich und fuhr mit Leidensmiene fort. »Am fünften Tag der vierten Woche des Palmenmondes brachten die Viramatai vierzig Lasten Eisen in die Stadt, die wir in der zweiten
Woche des Löwenmondes nach Ulbai sandten. Auch hier behielten wir von jeder zehnten Last einen Barren Eisen zurück, gemäß den Gesetzen des Kaidhan, unseres Herrn.« Er räusperte sich wieder und ließ sich eine weitere Tafel anreichen. Maru kannte den Mann, der sie ihm gab; es war Kerva der Schreiber.
    Eine schneidende Stimme unterbrach den unsicheren Vortrag. »Wie kann es dann sein, dass von diesen beiden Lieferungen nicht nur zehn, sondern hundert Barren fehlen? Haben die Viramatai das Maß verändert? Oder sind die Eisenbarren auf der langen Fahrt nach Ulbai über Bord gegangen und davongeschwommen?«
    Die Stimme kam vom Thron. Und dort, im gleißenden Licht, das durch eine verborgene Öffnung so

Weitere Kostenlose Bücher