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Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Titel: Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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kunstvoll auf ihn gelenkt wurde, saß Immit Schaduk und schleuderte diese Fragen in den Raum.
    Der Mann in der Mitte des Saals sah noch unglücklicher drein als zuvor. »Es ist mir unerklärlich, Herr«, antwortete er mit zittriger Stimme. »Wie können sie fehlen, wenn sie hier auf unseren Tafeln verzeichnet sind?«
    »Das ist die Frage, die ich dir stelle, Mann! Bist du der Verwalter des Raik oder nicht?«
    »Was ist geschehen? Was macht der Immit auf dem Thron?«, fragte Tasil flüsternd einen Priester der Hirth, der zufällig neben ihm stand.
    Der Mann sah ihn an, als käme er aus einer anderen Welt. »Hast du es nicht gehört? Der Immit hält den Thron, bis der Nachfolger für Utu gefunden ist.«
    »Und Numur lässt sich das gefallen?«
    »Es ist nur für kurze Zeit. Und er ist der Immit. Sein Wort ist so gut, als käme es aus dem Munde des Kaidhan selbst.«
    »Bei den Hütern!«, zischte Tasil. »Den Malk dieser Stadt fehlt es wirklich an Rückgrat.«
    Der Priester hatte es gehört. Er warf Tasil einen Blick zu, den
Maru als Einverständnis deutete. Dieser Mann war sicher keiner von Numurs Anhängern.
    Immit Schaduk hatte seine Familie und seine wichtigsten Männer um den Thron versammelt. Seine Frau Umati stand bei ihm. Das Licht, das auf Schaduk gelenkt wurde, strahlte auf sie ab. Maru fand sie jetzt noch schöner als zuvor. Auf der Schattenseite des Throns standen Malk Numur und Abeq Mahas. Falls der Abeq besorgt war, verbarg er es hinter einer Maske des Hochmuts. Er sah aus, als ginge ihn das alles nichts an. Auch Malk Numur tat hoheitsvoll und versuchte, gelassen zu wirken, aber gelegentlich flackerte ein unruhiges Zucken über sein Gesicht.
    »Man sollte meinen, ein Mann, der mit der Macht groß geworden ist, müsste seine Gefühle besser im Griff haben«, murmelte Tasil missbilligend. Er hatte schlechte Laune, das konnte Maru spüren. Seine Blicke wanderten durch den Raum von einem zum anderen.
    Maru kannte diesen Ausdruck in seinem Gesicht. Er schmiedete wahrscheinlich gerade einen neuen undurchsichtigen Plan. Sie hoffte, dass sie darin keine allzu große Rolle spielen musste. Sie spürte ein Jucken am Bein und kratzte sich. Das Entsetzen kehrte zurück, und sie schloss die Augen. Sofort sah sie wieder den schwarzen Strudel aus Käfern, Spinnen, Tausendfüßlern, der sie fast in den Tod gerissen hätte. Sie zitterte plötzlich und konnte das nicht beenden. Der Maghai hatte sie töten wollen! Und es hätte nicht viel gefehlt, und es wäre ihm gelungen. Sie versuchte, den Gedanken aus ihrem Kopf zu verbannen, aber er war zu stark. Wie gerne hätte sie sich jetzt in einer dunklen Ecke verkrochen. Sie schloss die Augen noch einmal und fühlte sofort die tausendfache Berührung von Fühlern und Beinen. Aber noch bevor sie die Augen wieder aufriss, waren da auf einmal keine Käfer mehr, nur noch leuchtend gelbe Falter. Sie spürte eine Träne im Auge und wischte sie weg. Dieses letzte Bild – was mochte das nur bedeuten?

    Der Verwalter hatte unterdessen weitere Zahlen verlesen müssen. Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn. Seine Stimme wurde bei jeder Nachfrage des Immit unsicherer – und der Immit hatte viele Fragen.
    »Du weißt also nicht, wo das Eisen des Kaidhan abgeblieben ist? Und auch den seltsamen Schwund an Kupfer kannst du mir nicht erklären?«
    »N... nein, Herr, ich vermag es nicht.«
    »Irgendwo in unserem Reich scheint es ein Loch zu geben, das Karawanen verschlingt, ist es vielleicht das?«
    »Vielleicht, Herr«, antwortete der Verwalter, und seine Stimme versagte beinahe.
    »Oder war es vielleicht Zauberei?«
    »Vielleicht, Herr …«
    »Vielleicht? Nun, ich schlage vor, du denkst in der Nacht darüber nach, vielleicht erscheinen dir die verschwundenen Waren in deinen Träumen. Vielleicht findest du sie auch anderswo. Ich wünsche dir Erfolg, denn wenn dein Kopf morgen ebenso leer ist wie heute, werde ich vielleicht entscheiden, dass du ihn nicht mehr brauchst...«
    »Ja, Herr, ich werde sofort in das Markthaus gehen und Nachforschungen anstellen.« Es war schon beinahe ein Quieken.
    »Ich glaube, es ist besser, meine Krieger begleiten dich auf mein Schiff, wo du ungestört nachdenken kannst. Wir wollen doch nicht, dass du ebenso verloren gehst wie das Eisen des Kaidhan.«
    Jemand aus seinem Gefolge lachte. Es war Narsesch, sein grobschlächtiger Sohn. Der Immit gab einigen Speerträgern einen Wink. Maru hatte bis jetzt nicht auf diese Männer geachtet, aber jetzt sah sie, dass es

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